Die vielen Farben des Roten Planeten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
2. Juni 2023
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Starts der ESA-Raumsonde Mars
Express stellte das Wissenschaftsteam der hochauflösenden Stereokamera HRSC
ein globales Farbmosaik des Mars vor, das in seiner Genauigkeit der Farbinformationen ihres
Gleichen sucht und einen Einblick in die vielfältige Zusammensetzung der
Gesteine, Sande und Stäube der Oberfläche bietet.
Simulierte Ansicht des HRSC-Farbmosaiks aus
2500 Kilometer Höhe über dem Grabenbruch der Valles Marineris
entlang des Marsäquators, mit lokal kontrastverstärkter Farbe:
Zusammengesetzt aus Rot-, Grün- und Blaufilter-Mosaiken, wobei
die Farbbandwerte individuell gestreckt wurden.
Foto: ESA / DLR / FU Berlin (G. Michael) [Großansicht] |
Vor genau 20 Jahren startete die europäische Raumsonde Mars Express
zum "roten" Nachbarplaneten der Erde. Sie liefert wichtige Bilder und Daten, aus
denen sich unter anderem Aussagen zur Zusammensetzung und zur Klimageschichte
ableiten lassen. Mars Express gilt als eine der erfolgreichsten
Raumfahrtmissionen, die jemals zum Nachbarplaneten der Erde geschickt wurden. An
Bord der Sonde befindet sich das deutsche Kamerainstrument High Resolution
Stereo Camera (HSRC), das am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) entwickelt wurde. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des
Raumsondenstarts haben Planetologen der Freien Universität Berlin nun ein neues
globales Bildmosaik des Mars mit noch nie gesehenen Oberflächendetails
veröffentlicht. Die Aufnahmen des deutschen Kamerasystems bieten einen Einblick
in die vielfältige Zusammensetzung der Oberflächenmaterialien des vermeintlich
roten Nachbarplaneten der Erde. In ihrer Gesamtheit der Farbinformationen sind
die Bilder bislang einzigartig, betonen die Forschenden vom Institut für
Geowissenschaften, Fachrichtung Planetologie und Fernerkundung.
Seit ihrem Start am 2. Juni 2003 liefert die Raumsonde Mars Express
ununterbrochen Bilder. Der Datenstrom der HRSC hat in den letzten Jahren eine
Vielzahl von neuen Erkenntnissen hervorgebracht. Der 2014 verstorbene Physiker
Prof. Dr. Gerhard Neukum leitete die Entwicklung der HRSC, die dafür ausgelegt
ist, eine globale Kartierung des Mars in Farbe und Stereo und mit einer hohen
Auflösung von zwölf Metern pro Bildpunkt durchzuführen. Die HRSC wurde erstmals
auf der russischen Sonde Mars 96 installiert, die unglücklicherweise
nach dem Start nicht die Erdumlaufbahn verließ und in der Atmosphäre verglühte.
Doch Gerhard Neukum machte weiter, als Direktor des DLR Instituts für
Planetenforschung in Berlin Adlershof wurde er der maßgebliche Befürworter für
die erste Forschungssonde der Europäischen Weltraumagentur ESA, die zu einem
anderen Planeten entsandt wurde. 2002 wechselte Gerhard Neukum als Professor an
die Freie Universität Berlin, wo er die Fachrichtung Planetologie und
Fernerkundung neu aufbaute.
Für die üblichen Oberflächenbilder fotografiert die HRSC den Mars
normalerweise aus einer Höhe von etwa 300 Kilometern, etwa an dem Punkt, an dem
die elliptische Umlaufbahn des Satelliten Mars Express dem Planeten am nächsten
ist. Die daraus resultierenden Ansichten der Marsoberfläche haben eine räumliche
Auflösung von bis zu 12,5 Metern pro Pixel und decken einen Bereich von etwa 50
Kilometern Breite ab. Dank ihrer vier Farbkanäle (rot, grün, blau, infrarot) und
der fünf panchromatischen Nadir-, Stereo- und Photometriekanäle kann die
Stereokamera den Mars nicht nur dreidimensional, sondern auch in Farbe
darstellen.
Für das nun vorgestellte neue globale Datenprodukt wurden 90 Einzelbilder
verwendet, die aus größeren Höhen (etwa zwischen 4000 und 10.000 km) über der
Marsoberfläche aufgenommen wurden und somit Gebiete mit einer durchschnittlichen
Breite von etwa 2500 Kilometern bei geringerer räumlicher Auflösung (zwischen
200 und 800 Meter/Pixel) abdecken. Die nun vorgestellte globale Ansicht des Mars
hat eine räumliche Auflösung von zwei Kilometern pro Pixel und zeigt eine noch
nie dagewesene Vielfalt und Detailtreue der Farben auf der Marsoberfläche.
Gleichzeitig gibt die Abbildung Aufschluss über die Zusammensetzung der
Planetenoberfläche.
Allgemein bekannt ist, dass der größte Teil der Marsoberfläche rötlich
gefärbt ist, was auf den hohen Anteil von oxidiertem Eisen im Staub auf der
Oberfläche zurückzuführen ist und ihm den Spitznamen "Roter Planet" eingebracht
hat. Mit den neuen Aufnahmen bzw. Datenprodukt fällt sofort auf, dass ein nicht
geringer Teil des Mars eher dunkel, bläulich, gefärbt ist. Tatsächlich handelt
es sich um gräulich-schwarze Sande, die vulkanischen Ursprungs sind und
ausgedehnte dunkle Sandschichten auf dem Mars bilden, vor allem aber auch vom
Wind zu imposanten Sanddünen oder riesigen Dünenfeldern auf dem Boden von
Einschlagskratern aufgeschüttet wurden. Diese unverwitterten Sande bestehen aus
dunklen, basaltischen Mineralen, aus denen auch vulkanische Lava auf der Erde
zusammengesetzt ist.
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