Sonnennächster Planet am Abendhimmel
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Vereinigung der Sternfreunde und des Hauses der
Astronomie astronews.com
4. April 2023
Wer schon immer einmal den sonnennächsten Planeten Merkur
mit eigenen Augen sehen wollte, hat gerade die beste Gelegenheit des Jahres
dazu: Der kleine planetare Geselle ist nämlich kurz nach Sonnenuntergang am
westlichen Abendhimmel zu sehen. Alles was man benötigt, ist ein möglichst
freier Blick an den Horizont.
Die strahlend helle Venus gegen 21 Uhr am 7.
April 2023 über dem Westhorizont. Rechts
darunter, auch noch deutlich heller als die
Sterne in der Umgebung, der Merkur. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
In der ersten Aprilhälfte ist der sonnennächste Planet Merkur
vergleichsweise günstig am Abendhimmel zu sehen: Schon am 1. April konnte man
Merkur von 20:15 Uhr bis 21 Uhr tief über dem westnordwestlichen Horizont
ausmachen. Dabei erreichte er eine Helligkeit von -1,1 mag - fast so hell wie
Sirius, der hellste Stern am Nachthimmel. Bis zum 11. April vergrößert Merkur
nun seinen Abstand zur Sonne, ist dabei aber nur noch 0 mag hell, also so hell
wie der Stern Vega in der Leier. Anschließend wird die Distanz wieder kleiner
und Merkur immer lichtschwächer, bis er sich nach der Monatsmitte wieder unseren
Blicken entzieht und im hellen Licht der Sonne unsichtbar wird.
Die besten Beobachtungstage sind rund um den 7. April. Das ist die optimale
Kombination aus Merkurhelligkeit und Abstand zur Sonne. Merkur ist mit -0,6 mag
immer noch sehr hell und taucht nach 20:30 Uhr in der Abenddämmerung auf. Kurz
nach 21 Uhr wird er am besten zu sehen sein. Anschließend wird es zwar immer
dunkler, doch Merkur sinkt zum Horizont hinab und verschwindet entweder hinter
Gebäuden oder im Dunst der Atmosphäre.
Um Merkur sich am Abendhimmel zu finden, nutzt man am besten eine Handyapp,
die den Anblick des Sternhimmels simuliert, oder ein Planetariumsprogramm wie
Stellarium und sucht sich einen Ort, an dem man möglichst freien Blick zum
Horizont hat. Dabei sollte man den sonnennächsten Planeten nicht mit unserem
Nachbarn Venus verwechseln. Die Venus steht höher und leuchtet heller als Merkur
und zieht ab dem 11. April am Sternhaufen der Plejaden vorbei. Doch auch Merkur
hell, zwar nicht so auffällig wie die Venus, aber er wird einem deutlich
auffallen, wenn man ihn einmal gefunden hat. Voraussetzung ist allerdings ein
wirklich wolkenfreier Himmel. Noch einfacher wird es mit einem Fernglas, wobei
schon das kleinste Fernglas hilft - eine niedrige Vergrößerung und damit großes
Gesichtsfeld sind von Vorteil. Hat man Merkur erst einmal mit dem Feldstecher
geortet, wird man ihn meist auch sofort mit bloßen Augen sehen können.
Für Fotos sind Brennweiten um 100 mm gut, dann hat man sowohl Merkur
als auch den Horizont mit im Bild. Wer die Aufnahme vorausplanen möchte, kann
Apps oder Webseiten wie Peakfinder verwenden, um einen Ort mit guter
Horizontsicht zu finden. Ende September bietet sich in diesem Jahr eine weitere
Chance, den flinken Merkur zu sehen. Dann erfordert eine Beobachtung allerdings
etwas mehr Einsatz, insbesondere frühes Aufstehen. Merkur wird dann nämlich kurz
nach 6 Uhr am Morgenhimmel zu sehen sein.
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