Planeten am Abend, die Sterne des Frühlings und die Lyriden
von
Stefan Deiters astronews.com
1. April 2023
Der nächtliche Himmel wird immer mehr von den Sternbildern
des Frühlings bestimmt und sogar der Sommer macht sich hier schon bemerkbar. Die
helle Venus dominiert die Szenerie nach Sonnenuntergang im Westen, wo sich in
der ersten Monatshälfte auch der Merkur zeigt. Mit den Lyriden gibt es wieder
einen auffälligen Sternschnuppenstrom zu sehen.
Die strahlend helle Venus passiert Mitte April das "goldene
Tor der Ekliptik", das von den Sternhaufen Plejaden (rechts)
und Hyaden (links) gebildet wird. Links ist zudem der Stern
Aldebaran zu sehen. Blick nach Westen am 12. April 2023 gegen
21.30 Uhr. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Wirkliche Frühlingsgefühle wollten sich in den Tagen nach dem astronomischen
Frühlingsbeginn nicht einstellen: Vielfach sah es mit Warnungen vor Bodenfrost
eher nach einer Rückkehr des Winters aus. Allerdings verrät schon ein kurzer
Blick an den Himmel, dass die kalte Jahreszeit nun eigentlich hinter uns liegen
sollte: Die Wintersternbilder, die uns während der letzten Monate begleitet
haben, werden am Himmel immer mehr von den Frühlingskonstellationen verdrängt:
So ist das markante Frühlingsdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Arktur im Sternbild Bootes, Spica im Sternbild Jungfrau und
Regulus im Löwen besteht, inzwischen schön am nächtlichen Himmel zu beobachten.
Im April feiern die Christen in diesem Jahr das Osterfest. Man begeht es, so
zumindest die volkstümliche
Regel, an dem Sonntag, der auf
den ersten Vollmond im Frühling folgt. Der erste Vollmond nach Frühlingsbeginn
ist am 6. April, an einem Donnerstag. Ostersonntag ist damit drei Tage später: am
9. April. Die "offizielle" Regel ist noch ein wenig komplizierter und sorgt
dafür, dass tatsächlich überall am gleichen Wochenende Ostern ist. Vollmond und
Frühlingsbeginn ist zwar immer zum gleichen Zeitpunkt, aber an verschiedenen
Orten der Erde zu einem unterschiedlichen Datum bzw. Wochentag.
Wer die hoffentlich bald wärmer werdenden Nächte, die gegenwärtig noch nicht
zu spät beginnen, für einen Spaziergang am Himmel nutzt, kann sogar schon
Hinweise auf den bevorstehenden Sommer finden: Im (Nord-)Osten erscheint das
sogenannte Sommerdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im
Adler besteht.
Blickt man am Abend nach Südwesten, kann man dort das Sternbild
Krebs beobachten. Darin findet sich der Sternhaufen Praesepe (M 44), die Krippe [Findkarte].
Diese Ansammlung von Sternen wird im englischsprachigen Raum auch
Bienenkorb-Haufen (Beehive-Cluster) genannt und ist schon mit bloßem Auge als
verschwommener Fleck am dunklen Nachthimmel auszumachen. Der Sternhaufen hat
eine Ausdehnung am Himmel, die etwas größer ist als der Vollmond und ist einer
der uns am nächsten gelegenen und größten offenen Sternhaufen.
Da Praesepe schon mit bloßem Auge erkennbar ist, gehört er zu den wenigen
Sternhaufen, die schon von Gelehrten im Altertum beschrieben wurden. So soll der
griechische Astronom Hipparch über den Haufen als "Kleine Wolke" berichtet
haben. Um was es sich bei dieser Wolke wirklich handelte, fand erst Galileo
Galilei heraus, der Praesepe 1610 mit seinem Teleskop genauer beobachtete: Er
zählte insgesamt 36 Sterne in dem Haufen.
Mit heutigen Amateurteleskopen sollten bis zu 150 Sterne zu sehen sein. Man
schätzt, dass der Haufen rund 400 Sterne enthält. Er ist rund 500 Lichtjahre von
der Erde entfernt und etwa 400 Millionen Jahre alt. Etwas südlich von Praesepe
befindet sich mit M 67 ein weiterer Sternhaufen, der allerdings nur mit dem
Fernglas zu sehen ist. Er enthält viele Hundert Sterne und ist der älteste
Sternhaufen unserer Milchstraße.
Unter den Planeten ist Venus weiterhin der "Star" am
abendlichen Himmel: Unser Nachbar im Sonnensystem strahlt als heller
"Abendstern" nach Sonnenuntergang im Westen und passiert dabei das sogenannte
"Goldene Tor der Ekliptik", das von den Sternhaufen Hyaden und Plejaden gebildet
wird. Auch Mars ist noch am Himmel zu sehen, seine Helligkeit
ist allerdings merklich zurückgegangen. Der Rote Planet wandert durch die
Zwillinge.
Während Jupiter im April in Konjunktion zur Sonne steht und
damit unbeobachtbar ist, kehrt der Ringplanet Saturn an den
Morgenhimmel zurück und ist etwa ab der Monatsmitte im Sternbild Wassermann zu
finden. Und wer schon immer einmal den Merkur sehen wollte, hat
in der ersten Aprilhälfte dazu eine gute Gelegenheit: Der sonnennächste Planet
zeigt seine einzige Abendsichtbarkeit des Jahres. Nach Sonnenuntergang ist er
über dem Westhorizont auszumachen und dies auch schon mit bloßem Auge.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im April auf ihre Kosten kommen -
zumindest ein wenig: Die Lyriden, mit Ausstrahlungspunkt im Sternbild Leier,
sind zwischen dem 16. und 25. April aktiv. Ihr Maximum ist für den
23. April
vorhergesagt. Unter besten Bedingungen werden maximal 20 Meteore zu sehen sein. Die Lyriden
gehen auf den Kometen C/1861 G1 Thatcher zurück.
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