COSI
Deutsche Beteiligung an neuem Gammastrahlen-Teleskop der NASA
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Mainz astronews.com
3. März 2023
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland
wollen sich an der jüngsten Small-Explorer-Mission der NASA beteiligten. Diese
plant 2027 den Compton Spectrometer and Imager, kurz COSI, zu starten.
Das Gammastrahlenteleskop könnte auch bei der Suche nach Dunkler Materie helfen.
Mit einem Kick-off-Meeting begann nun die Vorbereitung für deutsche Beteiligung.
Der Compton Spectrometer and Imager.
Foto:
UC Berkeley / Jim Willis / Northrop Grumman Corporation / ESO
(Hintergrund) [Großansicht] |
Mit einem zweitägigen Workshop, der zugleich ein Kick-off-Meeting war, haben
die Universitäten Mainz und Würzburg die deutsche Beteiligung am NASA-Satelliten
COSI vorbereitet. Aus Mainz ist die Gruppe von Prof. Dr. Uwe Oberlack vom
Exzellenzcluster PRISMA+ beteiligt, aus Würzburg die Gruppe um den Astrophysiker
Dr. Thomas Siegert. Das Gammastrahlenteleskop mit dem Namen Compton
Spectrometer and Imager (COSI) wird die jüngste Geschichte der
Sternentstehung, von Sternexplosionen und der Bildung chemischer Elemente in der
Milchstraße untersuchen, die für die Entstehung der Erde selbst entscheidend
waren. Das Projekt wird vom Space Sciences Laboratory der
University of California Berkeley geleitet und soll 2027 als neueste
Small-Explorer-Mission der NASA starten.
Im Oktober 2021 hatte die NASA COSI aus 18 eingereichten Vorschlägen als
neues Weltraumteleskop ausgewählt. COSI wird die Gammastrahlung radioaktiver
Atome untersuchen, die bei der Explosion massereicher Sterne entstehen, um zu
kartieren, wo in der Milchstraße chemische Elemente entstanden sind. Die Mission
wird auch den mysteriösen Ursprung der Positronen in unserer Galaxie erforschen,
die auch als Antielektronen bekannt sind – subatomare Teilchen, die die gleiche
Masse wie Elektronen, aber eine positive Ladung haben. Ein weiteres wichtiges
Ziel ist die Suche nach Strahlung, die von Teilchen der Dunklen Materie erzeugt
wird.
Die deutsche Beteiligung an COSI ist eine Kooperation des Lehrstuhls für
Astronomie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und des Exzellenzclusters
PRISMA+ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und wird durch das Deutsche
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert. Besonders interessant an der
Mission ist die neue Thematik der Megaelektronenvolt-Gammaastronomie, denn sie
erlaubt die Beobachtung des Himmels in einem Bereich der elektromagnetischen
Strahlung, der noch weitgehend unerforscht ist. Frühere Missionen unter
führender deutscher Beteiligung, wie das erste Compton-Teleskop COMPTEL auf dem
Compton Gamma-ray Observatory der NASA in den 1990er-Jahren und das
europäische Teleskop INTEGRAL in den letzten 20 Jahren, haben im Hinblick auf
die Empfindlichkeit der Himmelsdurchmusterung nur die hellsten Quellen sehen
können.
COSI wird hier deutlich empfindlicher. Dieser Energiebereich ist aber nicht
nur wenig erforscht, er ist auch besonders interessant, weil er den Bereich der
Energieniveaus in Atomkernen darstellt, die Ruheenergie der Positronen umfasst,
sowie die Suche nach Dunkler Materie in einem bisher nicht zugänglichen Bereich
ermöglicht. Kürzliche Hinweise auf astrophysikalische Neutrinos könnten auf
Quellen hindeuten, die im MeV-Energiebereich sichtbar sein könnten. "COSI wird
dutzende Quellen innerhalb und außerhalb der Milchstraße detektieren und dadurch
den Weg frei machen für noch größere Weltraumteleskope", erläutert Siegert.
"Die COSI Mission hat vielfältige Anknüpfungspunkte zum Forschungsprogramm
von PRISMA+", so Oberlack. "Einer von ihnen ist das Forschungsfeld der
Antimaterie – mit Blick auf die Suche nach galaktischen Positronen –, ein
anderer die Suche nach Dunkler Materie. Das ist deshalb spannend, da als
Alternative zu schwereren hypothetischen Teilchen der Dunklen Materie,
sogenannten WIMPs, zunehmend auch Teilchen bei leichten Massen im MeV-Bereich
als Kandidaten für diese exotische Materieform diskutiert werden. Hier wird COSI
ein neues Beobachtungsfenster für die Suche nach Dunkler Materie mit
Gammastrahlen öffnen. Auch die Multimessenger-Astronomie im Hinblick auf die
Suche nach kosmischen Neutrinos, die wir bei PRISMA+ mit dem IceCube Experiment
betreiben, könnte von der neuen Mission profitieren."
"Der Würzburger Lehrstuhl für Astronomie ist mit seinen vielfältigen
Arbeitsgruppen passgenau für dieses Vorhaben aufgestellt", betont Siegert. "Mit
COSI können wir die Jets von Mikroquasaren untersuchen, also Doppelsterne mit
einem Neutronenstern oder einem Schwarzen Loch. So stellen wir fest, ob diese
Quellen auch große Mengen an Positronen erzeugen. In Würzburg arbeiten wir
gemeinsam an Jet-Modellen auf allen Größenskalen – von kleinsten Schwarzen
Löchern bis hin zu aktiven Galaxienkernen. Des Weiteren interessieren wir uns
für die Bildung chemischer Elemente in Sternen und durch Supernovae. Diese kann
mittels COSI besonders detailliert untersucht werden, da die radioaktiven
Elemente charakteristische Gammastrahlen aussenden, die sich dank COSIs hoher
spektraler Auflösung voneinander unterscheiden lassen. So lernen wir, warum die
Verteilung der Elemente in der Milchstraße so ist, wie sie ist."
Beim Workshop in Mainz wurden zunächst die COSI-Kollaboration und der Status
der Vorbereitungen zum Beispiel im Hinblick auf die Datenanalyse vorgestellt.
Anschließend diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die geplanten
Arbeitspakete, aktuelle Forschungsfragen und den momentanen Stand der
Vorbereitung. Im Ergebnis war es ein sehr guter Start, um das COSI-Team in
Deutschland zu formen und die nächsten Schritte abzusprechen. Eines ist jetzt
schon klar: Der Start der Mission wird von allen Teilnehmenden mit großer
Spannung erwartet.
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