Sterne im extremen ultravioletten Licht
Redaktion
/ Pressemitteilung des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW astronews.com
30. März 2020
Die NASA sucht gerade nach einer neuen Small-Explorer-Mission,
die im Jahr 2025 starten soll. Einer der Missionsvorschläge, die nun weiter
ausgearbeitet werden, ist die Mission ESCAPE zur Beobachtung der kurzwelligen
ultravioletten Strahlung von Sternen. Dies könnte wichtige Daten zur Entwicklung
extrasolarer Planetenatmosphären liefern.

ESCAPE soll die kurzwelligen ultraviolette
Strahlung von Sternen ins Visier nehmen.
Bild: Brandy Coons/Laura
Murray/University of Colorado [Großansicht] |
Die NASA hat kürzlich zwei Missionsvorschläge ausgewählt, zu denen auch ein
Weltraumteleskop zählt, das die hochenergetische Strahlung von Sternen
untersuchen soll, um unser Verständnis über die Entwicklung von Planeten zu
vertiefen. Die Mission ESCAPE wird von der University of Colorado im
US-amerikanischen Boulder geleitet. Das Grazer Institut für Weltraumforschung
(IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist Teil des
Wissenschaftsteams.
ESCAPE (Extreme-ultraviolet Stellar Characterization for Atmospheric Physics
and Evolution) ist eine kleine Forschungsmission im sogenannten SMEX-Programm
der NASA. SMEX steht dabei für "Small Explorer". Sie soll den kurzwelligen
Anteil im ultravioletten Spektrum, das sogenannte extrem ultraviolette Licht
(EUV) von nahegelegenen Sternen messen und charakterisieren, um besser zu
verstehen, wie sich Planetenatmosphären entwickelt haben.
"Sterne emittieren Strahlung über das ganze Frequenzspektrum mit sehr
unterschiedlichen Energien, von hochenergetischen Röntgenstrahlen bis zu
niederenergetischen Radiosignalen. Die EUV-Strahlung, deren Wellenlängenband
zwischen Röntgenstrahlen und dem ultraviolettem Licht liegt, ist nur vom
Weltraum aus zu beobachten und wurde deshalb bisher nur für die Sonne und das
nächste Dutzend Sterne nachgewiesen", erklärt IWF-Gruppenleiter Luca Fossati,
der Mitglied im ESCAPE Science Team ist.
Dies liegt unter anderem daran, dass die EUV- Emission im Vergleich zur
optischen Emission schwach ist und von den zwischen den Sternen vorhandenen
Wasserstoffatomen stark absorbiert wird. Der einzige Satellit, der bisher den
EUV-Bereich untersucht hat, war EUVE, aktiv von 1992 bis 2001. "Die
Technologie hat sich in 30 Jahren deutlich verbessert und ermöglicht es nun,
die extrem ultraviolette Strahlung von Hunderten von Sternen zu messen", sagt
Ute Amerstorfer, IWF-Wissenschaftlerin und weiteres Mitglied im ESCAPE
Science Team.
Die Untersuchung dieses Teils des emittierten Sternenlichts ist äußerst
wichtig, da es für die Ausdehnung und den Verlust der Planetenatmosphäre und
damit für deren langfristige Entwicklung verantwortlich ist. "ESCAPE wird
genau jene Informationen liefern, die unsere Modelle von Planetenatmosphären
benötigen, um ihre Entwicklung vorherzusagen, angefangen von den Gasriesen
(heißen Jupitern) bis hin zu erdähnlichen Planeten in der habitablen Zone, wo
Leben möglich ist", sagt Herbert Lichtenegger, der dritte IWF-Wissenschaftler
im Bunde des ESCAPE Science Teams.
Zusammen mit ESCAPE wurde eine zweite Mission für weitere Studien ausgewählt:
der Compton Spectrometer and Imager (COSI). Der Satellit soll die
Milchstraße im Gammastrahlenbereich untersuchen und insbesondere nach
Gammastrahlung fahnden, die Hinweise auf die Entstehung von Elementen in
Supernova-Explosionen liefern kann.
Beide Missionen erhalten jeweils zwei Millionen US-Dollar, um in den nächsten
neun Monaten eingehende (technische) Machbarkeitsstudien durchzuführen.
Anschließend werden die beiden Missionen von der NASA für die endgültige
Auswahl neu bewertet. Die erfolgreiche Mission soll dann im Jahr 2025
abheben.
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