SPEKTROSKOPIE
Was das Licht von Sternen über Planeten verraten kann
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam astronews.com
2. März 2023
Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam und die
Vatikanische Sternwarte haben sich zusammengetan und mehr als 1000 helle Sterne
spektroskopisch untersucht, die vermutlich Exoplaneten beherbergen. Die so
gewonnen Daten sollen helfen, mehr über die Sterne und eventuell auch über die
Planeten zu erfahren, die die fernen Sonnen umrunden.
Das Vatican Advanced Technology Telescope
(VATT) in Arizona in der Dämmerung.
Foto:
Vatican Observatory [Großansicht] |
Sterne erzählen Geschichten über sich selbst, und manchmal auch über
ihre unentdeckten Planeten. Ihre Sprache ist das Licht: Sternenlicht verrät
viele physikalische Eigenschaften eines Sterns, wie seine Temperatur, seinen
Druck, seine Bewegung, seine chemische Zusammensetzung und vieles mehr.
Forschende lesen das Sternenlicht mit einer Methode namens "quantitative
Absorptionsspektroskopie". Dazu fangen Teleskope das Sternenlicht ein und
Spektrographen zerlegen es nach Wellenlängen in ein regenbogenartiges Spektrum,
das den Fingerabdruck des Lichts des Sterns darstellt. Sind diese Parameter
bekannt, dienen sie der Überprüfung von theoretischen Modellen von Sternen.
Dabei stellt sich oft heraus, dass die Modelle Schwächen haben oder dass die
Beobachtungen der Sternspektren noch zu ungenau sind. Manchmal zeigt sich aber
auch, dass ein Stern eine überraschende Geschichte bereithält. Das hat ein Team
vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) und der Vatikanischen
Sternwarte (VO) motiviert, eine ultrapräzise Untersuchung von möglichen Planeten
beherbergenden Sternen durchzuführen. "Da sich Sterne und ihre Planeten
gemeinsam bilden, stellte sich die Frage, ob das Vorhandensein bestimmter
chemischer Elemente in einer Sternatmosphäre oder ihr Isotopen- oder
Häufigkeitsverhältnis auf ein Planetensystem hinweist", erklärt Prof. Klaus G.
Strassmeier, Direktor am AIP und Leiter der Untersuchung.
Die Mengen verschiedener chemischer Elemente in einem Stern könnten darauf
hindeuten, dass der Stern terrestrische Planeten hat, also felsige Welten wie
die Erde oder den Mars. Auch für das Alter der Planeten und dass der Stern
einige seiner Planeten "gefressen" hat, können die Sternspektren verraten, so
die Hypothese. Dies muss noch weiter untersucht werden und die nun
veröffentlichten Daten bilden die Grundlage dazu.
Von den über 5000 bestätigten Exoplaneten wurden 75 Prozent vom Weltraum aus
entdeckt, indem man beobachtete, wie die vorbeiziehenden Planeten das Licht
ihres Sterns reduzierten. Der Transiting Exoplanet Survey Satellite
(TESS) der NASA hat auf genau diese Weise Exoplaneten gefunden. Dabei wurden
mehr Exoplaneten in den Bereichen des Himmels gefunden, die am weitesten von der
Ekliptik, also der Ebene, in der die Erde die Sonne umkreist, entfernt sind,
also in der Region der sogenannten ekliptikalen Pole. Observatorien auf der
Nordhalbkugel können den nördlichen Ekliptikpol beobachten, und die
Durchmusterung von Sternen innerhalb dieser Region wird als Vatican-Potsdam
Northern Ecliptic Pole (VPNEP) bezeichnet.
Die Durchmusterung konzentrierte sich auf das reichhaltigste Beobachtungsfeld
von TESS, einem Himmelsbereich, der etwa 4000 mal so groß ist wie der Vollmond.
Alle etwa 1100 darin enthaltenen Sterne, die möglicherweise von Planeten umgeben
sind, wurden untersucht. Bis zu 1,5 Stunden Teleskopzeit waren pro Stern nötig,
um genug Licht für ein einziges hochwertiges Spektrum einzufangen. Da jeder
Stern mehrmals beobachtet wurde, dauerte es fünf Jahre, bis die Durchmusterung
abgeschlossen war.
Die Beobachtungen bedienten sich der Teleskope an zwei Standorten: In Arizona
kam das Vatican Advanced Technology Telescope (VATT) des
Vatikan-Observatoriums, bestehend aus dem Alice P. Lennon Teleskop und seiner
Thomas. J. Bannan Astrophysics Facility, zum Einsatz und leitete das Licht zum
Spektrographen des AIP, dem Echelle Polarimetric and Spectroscopic Instrument
(PEPSI) weiter. Sie nahmen Spektren von Zwergsternen mit noch nie dagewesener
Präzision auf. Auf Teneriffa nutzte das STELLA-Observatorium (STELLar Activity)
des AIP den STELLA-Echelle-Spektrographen, um das Licht von Riesensternen mit
geringerer, aber immer noch hoher Präzision einzufangen.
Dr. Martina Baratella, eine der an der Untersuchung beteiligten
Postdoktorandinnen des AIP, kommentiert: "Die Spektren enthüllen Elemente, die
zu jenen gehören, die am schwierigsten zu beobachten sind."
Häufigkeitsverhältnisse von Elementen wie Kohlenstoff zu Eisen oder Magnesium zu
Sauerstoff geben Hinweise auf die Existenz und das Alter von sonst unsichtbaren
Gesteinsplaneten. Prof. Strassmeier fügt hinzu: "Es wird noch einige Zeit
dauern, bis die Daten der Durchmusterung vollständig ausgewertet sind. Aber wir
erwarten, dass wir bald weitere Entdeckungen bekannt geben können."
Über die Beobachtungen berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Astronomie & Astrophysics veröffentlicht wurde.
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