Experten betonen Bedeutung der Raumfahrt
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Stifterverbandes astronews.com
16. Februar 2023
In ihrem Jahresgutachten hat die Expertenkommission
Forschung und Innovation auf die Bedeutung der Raumfahrt hingewiesen.
Insbesondere für kommerzielle Vorhaben wurde ein verlässliches Regelwerk
angemahnt sowie auf die Bedeutung einer technologischen Souveränität
hingewiesen. Die Weltrauminfrastruktur sei zudem Teil der kritischen
Infrastruktur.
Satelliten, hier die europäische
Galileo-Konstellation, sind für unser modernes
Leben inzwischen unerlässlich geworden.
Bild:
ESA -P. Carril [Großansicht] |
Das neue Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation
(EFI) wurde gestern an Bundeskanzler Olaf Scholz übergeben. Darin beschäftigt
sich die EFI auch mit der internationalen Transformation der Raumfahrt zu einem
zunehmend privatwirtschaftlichen und kommerziell getriebenen Sektor: Noch immer
würden viele Menschen die Raumfahrt lediglich als kostspielige Forschung zur
Exploration des Weltraums durch staatliche Raumfahrtorganisationen verstehen -
ohne unmittelbaren öffentlichen Nutzen oder neuerdings gar als Statussymbol
exzentrischer Multimilliardäre wie in den USA.
Das neue EFI-Gutachten zeigt jedoch, dass Weltraumtechnologien schon heute
aus dem alltäglichen Leben nicht wegzudenken sind und ihre Bedeutung in Zukunft
noch wachsen wird. Aus Sicht der EFI können Weltraumtechnologien zudem zur
Bewältigung globaler gesellschaftlicher Krisen beitragen. "Satelliten sind für
die moderne Kommunikation und Navigation inzwischen unerlässlich", betont etwa
Prof. Dr. Till Requate von der Universität Kiel und Mitglied der
Expertenkommission. "Erdbeobachtungsdaten sind nicht mehr nur militärisch von
Interesse, sondern helfen bei der Erforschung des Klimawandels oder beim
Katastrophenschutz. Eine solide Satelliteninfrastruktur ist für das Internet der
Dinge oder autonomes Fahren nicht wegzudenken."
Das breite Potenzial von Weltraumtechnologien wurde vonseiten der Wirtschaft
längst erkannt. Zunehmend werden private Unternehmen in der Raumfahrt aktiv und
entwickeln Produkte oder Technologien für die Raumfahrt selbst oder nutzen
Satellitendaten für innovative Produkte und Dienstleistungen. Die deutsche
Politik hätte, urteilen die Experten, mit dieser Dynamik nicht mitgehalten. So
würde Deutschland trotz entsprechender Ankündigungen noch immer nicht über ein
nationales Weltraumgesetz verfügen. "Die zunehmenden Raumfahrtaktivitäten nicht
staatlicher Akteure sollten nicht im regulatorischen Vakuum erfolgen. Um die
Risiken und Potenziale ihrer Investitionen abschätzen zu können, benötigen vor
allem auch mittelständische Unternehmen zeitnah Klarheit über den künftigen
Rechtsrahmen", unterstreicht Prof. Dr. Friederike Welter von der Universität
Siegen und dem Institut für Mittelstandsforschung sowie Mitglied der
Expertenkommission.
Die breite zivile und militärische Anwendung von Raumfahrttechnologien und
-produkten würde zudem eine enorme strategische Relevanz der Raumfahrt begründen
und zu Rufen nach technologischer Souveränität führen. Gleichzeitig bliebe die
Raumfahrt aber ein kostenintensives Unterfangen. "Spielräume für
Effizienzsteigerungen müssen konsequent genutzt werden. Technologische
Souveränität in der Raumfahrt muss dabei auf europäischer Ebene gedacht werden",
meint Prof. Dr. Uwe Cantner von der Universität Jena und Vorsitzender der
Expertenkommission. "Darüber hinaus dürfen mögliche Synergien aus der
gemeinsamen zivilen und militärischen Verwendung von Weltrauminfrastrukturen
nicht ungenutzt bleiben."
Durch die hohe Bedeutung der Raumfahrt für die Zivilgesellschaft, aber auch
für die nationale und europäische Sicherheit, würden Weltrauminfrastrukturen in
den Bereich kritischer Infrastrukturen rücken, für die Konzepte und konkrete
Maßnahmen benötigt würden, die diese angemessen schützen. "Die Abhängigkeit
moderner Gesellschaften von funktionierenden Satelliteninfrastrukturen wird
steigen. In Zeiten zunehmender internationaler Spannungen bedarf es einer
starken europäischen Antwort auf die Frage, wie wir diese Infrastrukturen
schützen können", so Requate.
Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) mit Sitz in Berlin
leistet seit 2008 wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und
legt jährlich ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer
Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Wesentliche Aufgabe der EFI ist es dabei,
die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems im internationalen
und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die Perspektiven des Forschungs- und
Innovationsstandorts Deutschland zu bewerten.
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