Mars-Opposition und kurze Winternächte
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2022
Der Rote Planet Mars ist zweifellos der Star der langen
Winternächte im Dezember: Unser Nachbar im Sonnensystem steht in Opposition zur
Sonne und ist uns daher besonders nahe und auch vergleichsweise hell. Am 21.
Dezember beginnt offiziell der Winter und die Nächte werden schon wieder kürzer.
Eine Woche vorher erreicht der Sternschnuppenstrom der Geminiden sein Maximum.
Blick nach Osten am Abend des 7. Dezember 2022: In den frühen
Morgenstunden wird der Mars im Sternbild Stier vom Mond
bedeckt werden.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Der Dezember beschert uns die längsten Nächte des Jahres. Bis zur
Wintersonnenwende werden die Tage noch kürzer. Zum offiziellen Winteranfang am 21. Dezember um
22.47 Uhr MEZ
hat die Sonne den tiefsten Punkt
ihrer Bahn erreicht und die Nächte werden fortan wieder kürzer. Genug Zeit also,
den Sternhimmel einmal genauer in Augenschein zu nehmen - wenn denn das Wetter
mitspielt.
Dominieren tun dort inzwischen eindeutig die Sternbilder des Winters: Schaut
man Mitte Dezember gegen Mitternacht an den süd-östlichen Sternenhimmel, kann
man etwa das sogenannte Wintersechseck [Findkarte]
in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den Sternen Prokyon im
Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier,
Rigel im Orion und Sirius im Großen Hund.
Das Sternbild Orion ist am nächtlichen Himmel kaum zu
übersehen und auch für Astronomen äußerst interessant: Im "Schwert" des Orion,
das sich unter den drei Sternen des Oriongürtels befindet, ist schon mit bloßem
Auge ein äußerst aktives Sternentstehungsgebiet erkennbar, der Orionnebel. Der
Nebel ist rund 1.350 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von
etwa 30 Lichtjahren. Durch Beobachtungen der jungen und gerade entstandenen
Sterne können Astronomen viel über die Geburt von Sonnen und ihre frühe
Entwicklung lernen.
Das Sternbild hat aber noch mehr zu bieten: Etwa Betelgeuse,
auch Alpha Orionis genannt, den linken Schulterstern des Orion und Hauptstern
des Sternbilds. Der Name Betelgeuse entstand durch die Übertragung des aus dem
Arabischen stammenden Sternnamens ins Lateinische. Die arabische Bezeichnung
tauchte bereits im "Buch der Konstellationen der Fixsterne" des arabischen
Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi auf, der von 903 bis 986 lebte. Der arabische
Name bedeutet wohl so viel wie "Hand des Orion".
Betelgeuse dürfte rund 13.000-mal heller leuchten als unsere Sonne und einen
Durchmesser aufweisen, der den unserer Sonne um das 500- bis 800-Fache
übersteigt. Beteigeuze ist somit ein Riesenstern und Astronomen glauben, dass er
in nicht allzu ferner Zeit als Supernova explodieren wird. Glücklicherweise ist
Beteigeuze einige Hundert Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass uns ein
solches Ereignis nicht gefährlich werden kann.
Freunde von Meteoren wissen, dass es auch im Dezember einen bekannten
Sternschnuppenstrom zu sehen gibt: Zwischen dem 6. und dem 16. Dezember machen
sich die sogenannten Geminiden bemerkbar. Die Geminiden haben
ihren Namen - wie alle Sternschnuppenströme - von dem Sternbild, aus dem sie zu
kommen scheinen, in diesem Fall also aus dem Sternbild Zwillinge. Wer das
Wintersechseck am Himmel schon aufgespürt hat, sollte im Sternbild Zwillinge
also vielleicht noch etwas länger verweilen, vielleicht sieht er eine
Sternschnuppe.
Die Geminiden lassen sich übrigens ausnahmsweise einmal nicht auf einen
Kometen zurückführen, sondern auf den Asteroiden 3200 Phaethon. Das Maximum der
Geminiden wird für die Nacht vom 13. auf den 14. Dezember erwartet. Die Geminiden
sind die ganze Nacht über zu sehen.
Außerdem sind in der zweiten Monatshälfte
die Ursiden aktiv, deren Radiant im Kleinen Bären liegt. Sie
gehen auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Ihr Maximum wird für die Nacht vom 21.
auf 22. Dezember erwartet. Allerdings ist hier nur mit einer Handvoll
Sternschnuppen zu rechnen, bei den Geminiden können es einige Dutzend sein.
Unter den Planeten ist natürlich Mars der "Star": Unser
Nachbar im Sonnensystem steht am 8. Dezember im Sternbild Stier in Opposition
zur Sonne, die Erde befindet sich dann also direkt zwischen Sonne und Mars. Der
Planet ist uns somit näher und heller als sonst und die gesamte Nacht über zu
sehen. In den Monaten vor der Marsopposition starten in der Regel auch
Raumsonden zum Mars, um sich die vergleichsweise geringe Entfernung zunutze zu
machen. In diesem Jahr sollte der Rover der ESA zum Mars starten: Da es sich bei
der Mission ExoMars aber um eine Kooperation mit Russland handelte, wurde der
Start abgesagt und die ESA will die Mission nun allein durchführen. Wer sich
unsicher ist, wo der Mars genau steht, bekommt in der Nacht vom 7. auf den 8.
Dezember einen prominenten Helfer: Der Vollmond wird dann den Mars bedecken.
Jupiter ist noch immer ein strahlend helles Objekt am
Abendhimmel, zieht sich aber aus der zweiten Nachthälfte im Laufe des Monats
komplett zurück. Er steht im Sternbild Fische.
Saturn ist nur noch in den frühen Abendstunden im Steinbock zu sehen.
Am Abendhimmel taucht Ende des Monats nach Sonnenuntergang auch wieder die
Venus auf. Auch Merkur ist hier kurz auszumachen. Seine
Sichtbarkeit ist allerdings vergleichsweise ungünstig und mehr etwas für
Experten.
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