Mehr Geld für europäische Raumfahrt und Zuwachs für Astronautenkorps
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
24. November 2022
Auf ihrer Ministerratstagung in Paris haben die
ESA-Mitgliedstaaten beschlossen, den ESA-Haushalt um 17 Prozent zu erhöhen. Die
europäische Raumfahrtorganisation will ihr Wissenschafts- und
Erdbeobachtungsprogramm fortführen und zudem den unabhängigen Zugang zum All
sichern. Außerdem wurden in Paris die neuen ESA-Astronautinnen und Astronauten
vorgestellt.
Vorstellung der neuen Mitglieder des
ESA-Astronautenkorps gestern in Paris.
Foto: ESA - P. Sebirot
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Die ESA ist sich sicher, auf dem richtigen Weg zu sein: "Nach dem heutigen Beschluss, den Haushalt der ESA gegenüber der letzten
Ministerratstagung 2019 um 17 Prozent zu erhöhen, stärkt Europa seine
Eigenständigkeit, Führungsrolle und Nachhaltigkeit in der Raumfahrt", so heißt
es in einer Pressemitteilung. Die Entscheidung fiel auf der am
22. und 23. November in Paris abgehaltenen ESA-Ratstagung auf Ministerebene.
"In wirtschaftlichen Krisenzeiten ist es wichtig, mit Bedacht
in Branchen zu investieren, die Arbeitsplätze und Wohlstand in Europa schaffen",
so ESA-Generaldirektor
Josef Aschbacher. "Mit diesen Investitionen bauen wir ein Europa auf, dessen Raumfahrtagenda seine
politische und künftige wirtschaftliche Stärke widerspiegelt. Wir fördern die
Raumfahrt in Europa und läuten eine neue, von Ambitionen, Entschlossenheit,
Stärke und Stolz geprägte Ära ein. Klima und Nachhaltigkeit sind hierbei auch
weiterhin die höchste Priorität der ESA, unsere Wissenschaft und Exploration
werden die nächste Generation inspirieren, und wir werden einen Ort schaffen, an
dem europäische Raumfahrtunternehmen gedeihen."
"Auf der heutigen ESA-Ratstagung auf Ministerebene haben wir
gemeinsam mit allen Ministern der ESA-Mitgliedstaaten eine weitere Etappe zur
Stärkung der europäischen Weltrauminfrastruktur erreicht, auf die sich alle
Bürger täglich stützen und die von Klimaüberwachungssatelliten über Navigation
bis zu Telekommunikation reicht", so Robert Habeck, Bundesminister für
Wirtschaft und Klimaschutz, der auch Vorsitzender des ESA-Rates auf
Ministerebene ist. "Zudem haben wir eine Reihe wichtiger Vorhaben
genehmigt, die unsere Umlaufbahnen schützen, junge Menschen inspirieren, kleinen
und großen Unternehmen Erfolgschancen in Europa bieten und unseren Ruf als
Hightech-Region, die für Talente attraktiv ist, weiter stärken. Durch
gemeinsames Handeln können wir insbesondere in schwierigen Zeiten sicherstellen,
dass Europa in Wissenschaft, Technologie und Nachhaltigkeit auch weiterhin
führend bleibt."
Einer der Schwerpunkte des ESA-Programms der nächsten Jahre wird weiterhin das Erdbeobachtungsprogramm
sein, in dessen Rahmen verschiedene neue Missionen geplant sind. Außerdem wurden
Mittel für die Fortführung verschiedener wissenschaftlicher Missionen
bereitgestellt, dazu zählen Plato, Ariel oder der Comet Interceptor. Das Gremium
beschloss ferner, die
europäische Beteiligung an der Internationalen Raumstation ISS bis 2030 zu
verlängern, wodurch ESA-Astronauten auch weiterhin die Möglichkeit haben werden, an
Bord des europäischen Forschungslabors Columbus in der Erdumlaufbahn zu
arbeiten.
Das nächste Ziel ist dann der Mond, wobei mit Europas großem
Logistiklandegerät Argonaut als wichtigstem neuen genehmigten Bestandteil in
den 2030er Jahren regelmäßig wissenschaftliche Nutzlasten und Fracht zum Mond
transportiert werden können. Die Minister kamen zudem überein, die Arbeiten an
weiteren europäischen Versorgungsmodule einzuleiten. Damit wird Europas wesentliche Rolle beim Artemis-Programm gestärkt,
wobei auch Flüge von drei ESA-Astronauten zum Lunar Gateway vorgesehen
sind, und die Erkundung der Mondoberfläche gefördert, wodurch die Möglichkeit für einen
ESA-Astronauten eröffnet wird, einen Fuß auf die Mondoberfläche zu setzen.
Mit Blick auf die Erforschung des Mars wurde der Beschluss gefasst,
ein europäisches Landegerät zu bauen, mit dem der Rover Rosalind Franklin auf
die Marsoberfläche gebracht werden soll. Ursprünglich sollte der Rover in diesem
Jahr starten - mit einem russischen Landegerät. Für die Zusammenarbeit der
ESA mit der NASA bei der Rückführung von Mars-Bodenproben wurde die nächste
Etappe des Plans zur ersten Rückführung von Bodenproben von einem anderen
Planeten bestätigt.
Weitere Beschlüsse betrafen den weiteren Ausbau der europäischen
Trägerraketen Ariane 6 und Vega und die Schaffung eines neuen ESA-Programms
namens ScaleUp zur Unterstützung der Kommerzialisierung der Raumfahrt und der
Entwicklung des NewSpace-Sektors in Europa. Auch will sich die ESA
mit der Möglichkeit der Entwicklung eines eigenen Systems zum Transport von
Menschen ins All befassen. Bislang ist man noch auf US-amerikanische
Mitfluggelegenheiten angewiesen.
Zuwachs gab es gestern auch für das europäische Astronautenkorps: Die ESA hat aus mehr als 22.500 Bewerbungen
17 neue Astronautinnen und Astronauten ausgewählt. Zur
neuen Astronauten-Klasse 2022 gehören fünf sogenannte "Karriere-Astronautinnen und
-Astronauten", die im Frühjahr mit ihrer Ausbildung beginnen, und elf Mitglieder
der Astronautenreserve sowie ein Astronaut mit einer körperlichen Behinderung.
Aus Deutschland hat es nur eine Bewerberin in die Astronautenreserve geschafft.
Eine erste Flugmöglichkeit für die "Neuen" wird es nicht vor 2026 geben.
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