Planeten lassen Sterne langsamer altern
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam astronews.com
3. November 2022
Planeten können ihre Zentralsterne dazu zwingen, sich jünger
als für ihr Alter typisch zu verhalten. Dies zeigt die Auswertung neuer
Beobachtungen im Röntgenbereich mit den Weltraumteleskopen Chandra und
XMM-Newton. Die Daten legen nahe, dass einige Planeten offenbar den
Alterungsprozess ihrer Sonnen verlangsamen.
Künstlerische Illustration eines heißen
Jupiters, der seinen Zentralstern umkreist. Im Hintergrund ist
der zweite Stern des Doppelsternsystems zu sehen.
Bild:
NASA / CXC / M. Weiss [Großansicht] |
Während der "Anti-Aging-Effekt" von heißen Jupitern, d. h. riesigen
gasförmigen Exoplaneten, die einen Stern in Merkur-Entfernung oder näher
umkreisen, schon früher beobachtet wurde, dokumentieren neue Beobachtungen nun
zum ersten Mal den Effekt systematisch und liefern somit den bisher stärksten
Nachweis für dieses exotische Phänomen. "In der Medizin braucht man viele
Menschen, die an einer Studie teilnehmen, um zu wissen, ob die Effekte real sind
oder eine Art Ausreißer", sagt Nikoleta Ilic, Doktorandin in der Abteilung
Sternphysik und Exoplaneten am Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP)
und Erstautorin der jetzt vorgestellten Studie. "Das gleiche gilt manchmal auch
für die Astronomie, und diese Studie gibt uns die Gewissheit, dass diese heißen
Jupiter die Sterne, die sie umkreisen, tatsächlich jünger wirken lassen, als sie
sind."
Ein heißer Jupiter kann seinen Zentralstern durch Gezeitenkräfte
beeinflussen, so dass sich der Stern schneller dreht, als wenn er keinen solchen
Planeten hätte. Diese schnellere Rotation kann dazu führen, dass die Sonne
aktiver wird und mehr Röntgenstrahlung erzeugt, was auf ein jüngeres Alter des
Sterns hindeuten kann. Wie beim Menschen gibt es jedoch viele Faktoren, die die
Vitalität eines Sterns bestimmen können. Alle Sterne verlangsamen mit
zunehmendem Alter ihre Rotation und Aktivität und erleben weniger Ausbrüche. Da
es schwierig ist, das Alter der meisten Sterne genau zu bestimmen, war es für
Astronominnen und Astronomen bisher schwierig festzustellen, ob ein Stern
ungewöhnlich aktiv ist, weil er von einem nahen Planeten beeinflusst wird, der
ihn jünger erscheinen lässt, als er ist, oder weil er tatsächlich jung ist.
Die Forscherinnen gingen dieses Problem an, indem sie Doppelsternsysteme
untersuchten, bei denen die Sterne weit voneinander entfernt sind, aber nur
einer von ihnen von einem heißen Jupiter umkreist wird. Astronominnen und
Astronomen wissen, dass sich die Sterne in den Doppelsternsystemen, genau wie
menschliche Zwillinge, gleichzeitig bilden. Der Abstand zwischen den Sternen ist
viel zu groß, als dass sie sich gegenseitig beeinflussen könnten oder als dass
der heiße Jupiter den anderen Stern beeinflussen könnte. Das bedeutet, dass sie
den planetenfreien Stern im System als "Kontrollproband" verwenden können.
"Es ist fast so, als würde man Zwillinge in einer Studie verwenden, bei der
ein Zwilling in einer völlig anderen Umgebung lebt, die sich auf ihre Gesundheit
auswirkt", erklärt Mitautorin Prof. Dr. Katja Poppenhäger, Leiterin der
Abteilung Sternphysik und Exoplaneten am AIP. "Indem wir einen Stern mit einem
nahegelegenen Planeten mit seinem Zwilling ohne einen solchen vergleichen,
können wir die Unterschiede im Verhalten der gleichaltrigen Sterne untersuchen."
Das Team beobachtete die von den Sternen ausgesandte Röntgenstrahlung mit den
Weltraumteleskopen Chandra und XMM-Newton, um zu bestimmen,
wie "jung" ein Stern ist. Sie suchten nach Anzeichen für den Einfluss ihrer
Planeten auf die Sterne, indem sie fast drei Dutzend Systeme im Röntgenlicht
studierten. Sie fanden heraus, dass die Sterne mit heißen Jupitern tendenziell
heller im Röntgenlicht und damit aktiver waren als ihre Begleitsterne ohne heiße
Jupiter.
"In früheren Fällen gab es einige sehr faszinierende Hinweise, aber jetzt
haben wir endlich den statistischen Beweis, dass einige Planeten tatsächlich
ihre Sterne beeinflussen und sie jung halten", so Mitautorin Marzieh Hosseini,
ebenfalls AIP-Forscherin. "Wir hoffen, dass künftige Studien dazu beitragen
werden, mehr Systeme zu entdecken, um diesen Effekt besser zu verstehen."
Über ihre Ergebnisse berichten die Forscherinnen in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society
erschienen ist.
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Ferne
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extrasolaren Planeten
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