Tag-und-Nachtgleiche und Jupiter in Opposition
von
Stefan Deiters astronews.com
1. September 2022
Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems, steuert auf
seine Oppositionsstellung zur Sonne zu, die er drei Tage nach Herbstbeginn
erreicht. Auch der Mars wird ein immer auffälligeres Objekt, nur Venus
beendet ihre Zeit als Morgenstern. Langsam muss man sich zudem von
den sommerlichen Sternbildern verabschieden.

Blick nach Osten kurz nach Mitternacht am 17. September 2022:
Der Mond steht oberhalb von Mars, rechts davon der Stern
Aldebaran und die Hyaden. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Nach diesem trockenen Sommer hat man Zweifel, ob man sich für die nächsten
Wochen wirklich klares Wetter wünschen sollte - schließlich braucht die Natur
dringend Regen. Doch zumindest in der Nacht könnte es dann ja einmal mit dem
Regen aufhören, so dass sich noch ein letzter Blick an den sommerlichen
Sternhimmel werfen lässt - oder auf die Boten des bevorstehenden Herbstes. Im
September kann es nämlich in der Nacht schon recht kühl und herbstlich werden,
was auch auch der Grund dafür sein dürfte, warum die Meteorologen den September
in ihren Statistiken schon offiziell als Herbstmonat zählen. Manche sprechen
daher auch von einem "meteorologischen Herbstanfang" am 1. September, obwohl es
einen solchen offiziell gar nicht gibt.
Für die Astronomie und den offiziellen Kalender ist auf jeden Fall noch rund drei
Wochen Sommer: Tag-und-Nacht-Gleiche ist erst am 23. September um 3:04
MESZ. Ab
dann sind auf der Nordhalbkugel der Erde die
Tage wieder kürzer als die Nächte. Und dass die Tage kürzer werden, macht sich
besonders in der Zeit um die Tag- und Nachtgleiche sehr deutlich bemerkbar.
Das Ende des Sommers ist auch am nächtlichen Sternenhimmel
zu sehen: Zwar sind dort noch immer die Konstellationen zu finden, die uns auch in
den letzten Monaten schon bei unserem Rundgang am Himmel begleitet haben, doch
lassen sich inzwischen auch die
Sternbilder des Herbstes immer besser beobachten. Ein Beispiel ist das
auffällige Rechteck des Pegasus. Dessen nordöstlicher Stern,
Sirrah oder Alpheratz genannt, ist übrigens schon Teil des Sternbilds Andromeda.
Wer am Abend einen freien Blick nach Südosten hat, kann hier einen
vergleichsweise hellen Stern, nämlich Fomalhaut, oder Alpha
Piscis Austrini, entdecken. Er ist der achtzehnthellste Stern am Nachthimmel
und liegt in rund 25 Lichtjahre Entfernung im Sternbild Südlicher Fisch
(lateinisch Piscis Austrinus).
Eine gedachte Linie von Fomalhaut zu Atair im
Sternbild Adler, dem zwölfthellsten Stern am Nachthimmel, hilft einem auch, ein
anderes, weniger auffälliges Sternbild zu finden, das wegen seiner Form auch hin und wieder als "Lächeln am
Himmel" bezeichnet wird - das Sternbild Steinbock [Findkarte].
Es liegt in der Mitte unterhalb der Verbindungslinie der beiden hellen Sterne. Der Hauptstern des
Steinbocks, Alpha Capricorni (die westliche Ecke des Sternbildes), besteht eigentlich
aus zwei Sternen, was sich schon mit guten Augen erkennen lässt. Mit einem Fernrohr kann man auch das einzige Deep-Sky-Objekt
ausmachen, das der Steinbock zu bieten hat: den Kugelsternhaufen M 30.
Manche Sternbilder sind das ganze Jahr über am Himmel zu sehen. Dazu gehört
etwa das Sternbild Kepheus (Cepheus), das im September jedoch
besonders hoch am Himmel steht. Seine Form erinnert an ein Haus, dessen Spitze ungefähr auf den Himmelspol
zeigt. Das Sternbild - oder genauer, einer seiner Sterne, nämlich Delta Cephei -
wurde Namensgeber einer in der Astronomie sehr wichtigen Gruppe von Sternen, der sogenannten Cepheiden.
Cepheiden sind pulsierende Sonnen, die die Astronomen zur
Entfernungsmessung verwenden. Sie ändern regelmäßig ihre Helligkeit und aus den
Perioden dieser Helligkeitsänderungen lässt sich die tatsächliche Helligkeit des
Sterns berechnen. Ist diese bekannt, kann man durch Vergleich mit der
beobachteten Helligkeit auf der Erde die Entfernung des Sterns bestimmen.
Im Sternbild Kepheus befindet sich auch der Stern Mu Cephei, der vor allem im
Fernglas durch seine tiefrote Farbe auffällt. Der berühmte Astronom Sir Wilhelm
Herschel nannte diesen Stern daher auch "Granatstern". Bei ihm handelt es sich
um einen Roten Riesenstern, dessen Helligkeit durch Pulsationen in seiner
äußeren Hülle schwankt.
Und natürlich gibt es auch Planeten im September zu sehen: Die Venus
ist weiterhin "Morgenstern" und ist vor Sonnenaufgang im Osten zu
sehen. Sie wandert im September durch das Sternbild Löwe und beendet ihre Zeit
als Morgenstern. Unser anderer Nachbar im Sonnensystem, Mars, befindet sich im
Sternbild Stier, steuert allmählich auf seine Opposition zu und wird
entsprechend immer heller.
Der Gasriese
Jupiter erreicht am 26. September seine Opposition, ist also
praktisch die gesamte Nacht über zu sehen und der Glanzpunkt am Himmel. Er befindet sich im Sternbild
Fische. Saturn stand Mitte August in Opposition und befindet sich im
Sternbild Steinbock. Der Planet ist deutlich leuchtschwächer als Jupiter, aber trotzdem
noch ein markantes Objekt, das vor allem in der ersten Nachthälfte am Himmel
präsent ist.
Für Sternschnuppenfreunde ist der September kein wirklich vielversprechender
Monat: Weder die Pisciden, die aus dem Sternbild Fische zu
kommen scheinen, noch Ende des Monats die Tauriden mit Radiant
im Stier dürften zu einer merklich erhöhten Sternschnuppenaktivität führen.
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