Vier Planeten, das Sommerdreieck und Erdferne
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juli 2022
Die drei Sterne des Sommerdreiecks stellen nur ein Highlight
der kurzen Sommernächte dar - es locken auch noch andere Schönheiten, die in
diesen Wochen besonders gut zu sehen sind. Venus ist weiterhin Morgenstern,
Mars, Jupiter und Saturn sind im Laufe des Monats alle auch schon vor
Mitternacht zu sehen. Die Erde erreicht den sonnenfernsten Punkt ihrer Bahn.

Blick nach Osten am 19. Juli 2022 gegen 2 Uhr MESZ: Mars
(links) noch über dem Horizont, der Mond besucht Jupiter. Ganz
rechts (nur in der Großansicht) ist auch Saturn zu sehen. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Jetzt hat er also wirklich begonnen, der kalendarische Sommer und macht in
manchen Regionen mit Trockenheit, Hitze und Unwettern Schlagzeilen. Der Juli ist
somit der erste Monat, der komplett im Sommer liegt. Zwar werden die Nächte bereits
wieder länger, doch wirklich zu merken ist das in den ersten Wochen noch kaum.
Trotzdem lohnt in den kurzen und hoffentlich auch warmen Nächten ein Blick an
den Himmel.
Zu den in jedem Jahr wiederkehrenden astronomischen Daten zählen auch die Tage,
an denen die Erde ihren größten und ihren geringsten Abstand von der Sonne hat.
Astronomen nennen diese Punkte Aphel und Perihel. Der Punkt des
geringsten Abstands von der Sonne, das Perihel, wird jeweils Anfang Januar
durchlaufen, der Punkt mit dem größten Abstand Anfang Juli - in diesem Jahr am
4. Juli. Die Erde ist dann 152 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt,
Anfang Januar waren es "nur" 147 Millionen Kilometer.
Die Entstehung der Jahreszeiten, das wird dadurch noch einmal deutlich, hat
also nichts mit dem Abstand der Erde von der Sonne zu tun, sondern ausschließlich mit der Neigung der
Erdachse: Während eines Umlaufs um die Sonne bekommt dadurch einmal die
Nordhalbkugel und einmal die Südhalbkugel der Erde mehr Sonnenstrahlen ab. In unserem
Sommer ist die Nordhalbkugel der Sonne zugeneigt, auf der Südhalbkugel hingegen
herrscht Winter.
Passend zur Jahreszeit sind am Himmel noch immer die typischen
Sommersternbilder prominent vertreten: Wega im Sternbild Leier, Deneb im
Sternbild Schwan und Altair im Adler bilden das sogenannte
Sommerdreieck [Findkarte].
Doch auch der kommende Herbst kündigt sich mit dem Sternbild Pegasus
schon an. Ganz in der Nähe von Wega findet sich mit Epsilon Lyrae
ein bekanntes Vierfach-Sternsystem, von dem sich zwei Komponenten schon mit dem
Fernglas, alle vier mit einem kleinen Teleskop auflösen lassen. Epsilon Lyrae
ist rund 160 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Ende Juli beginnen die Hundstage. Ihren Namen haben sie von
Sirius, der bei uns eher als Stern des Winterhimmels bekannt
ist. Von den alten Ägyptern aber wurde Sirius, der hellste Stern am Himmel nach
unserer Sonne, "Hundsstern" genannt und sein Erscheinen dort im Sommer - zusammen mit
der sommerlichen Hitze - ist verantwortlich für die noch immer gebräuchliche
Bezeichnung "Hundstage". Für die Ägypter war das Erscheinen des Sirius ein Warnsignal, das die bevorstehende Flut des Nils ankündigte.
Schaut man gegen Mitternacht Richtung Süd-Osten und befindet sich fernab
störender Lichter, kann man das helle Band der Milchstraße in seiner ganzen
Pracht bewundern. Mit einem Feldstecher ist diese Region am Himmel eine wahre
Fundgrube: Ein Sternhaufen und Nebel reiht sich hier an den nächsten. Oberhalb
des Sternbilds Schütze finden sich die wohl eindrucksvollsten Nebel des
nördlichen Sternenhimmels: Der Lagunen-Nebel (M 8) und der etwas
nördlich davon gelegene Trifidnebel (M 20) [Findkarte].
Der Lagunen-Nebel ist größer und heller als der Trifidnebel und rund 5000
Lichtjahre von der Erde entfernt. Mit einem kleinen Teleskop erkennt man
bereits, dass der Nebel von einem dunklen Band aus Staub geteilt wird, das dem
Nebel seinen Namen gab. Der Trifidnebel ist rund 9000 Lichtjahre von der Erde
entfernt und ist besonders durch ein eindrucksvolles Bild des
Hubble-Weltraumteleskops bekannt geworden. Es zeigte eine stellare Kinderstube
voller Sternenembryos, die von der intensiven Strahlung eines nahen Riesensterns
langsam aufgelöst wird (siehe
Bild des Tages vom 28.
April 2009).
Unter den Planeten bleibt die Venus Morgenstern. Sie
befindet sich zunächst im Sternbild Stier, dann im Orion und im letzten
Monatsdrittel in den Zwillingen. Mars wechselt vom Sternbild
Fische in den Widder. Die Helligkeit des Roten Planeten nimmt zu und er ist im
Laufe des Monats auch schon vor Mitternacht zu sehen.
Der Gasriese Jupiter
steuert auf seine Opposition zu und geht somit schon in den späten Abendstunden
auf. Er befindet sich im Sternbild Walfisch. Ende September steht er dann in
Opposition. Der Ringplanet Saturn wird seine
Oppositionsstellung bereits im August erreichen und ist entsprechend noch etwas
früher am Nachthimmel auszumachen. Saturn findet sich im Sternbild Steinbock.
Zum Monatsende könnte auch der Meteorschauer der Delta-Aquariden
sichtbar
sein, dessen Ausstrahlungspunkt im Sternbild Wassermann liegt. Es handelt sich
aber um einen relativ unauffälligen Meteorstrom. Das Maximum wird für den 30. Juli erwartet. Den ganzen Juli über sind die Alpha-Capricorniden mit dem Ausstrahlungspunkt im Steinbock aktiv. Experten erwarten
aber nicht mehr als vielleicht fünf bis zehn Objekte pro Stunde im Maximum am 30. Juli. Auch die
ersten Perseiden könnten in der zweiten Julihälfte schon zu
sehen sein.
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