Sommerbeginn und kurze Nächte
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juni 2022
Am Himmel kehrt langsam der Sommer ein und auch kalendarisch
beginnt im Juni die warme Jahreszeit: Am 21. ist Sommersonnenwende. Dann werden
die inzwischen doch sehr kurzen Nächte schon wieder länger. Planeten sind im
Juni weiterhin hauptsächlich nach Mitternacht zu sehen. Bei Dunkelheit lohnt ein
Blick in das Band der Milchstraße.
Blick nach Osten am 22. Juni 2022 kurz vor 3 Uhr MESZ: Mars
(links), der Mond und Jupiter zusammen über dem
Horizont. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Nachdem die letzten Tage im Mai in vielen Regionen doch eher an den April
erinnerten, sind über die Pfingstfeiertage nun wieder etwas sommerlichere
Temperaturen versprochen. Das passt zum Monat, denn im Juni beginnt schließlich
der Sommer - dies allerdings erst am 21. Juni. Da mag sich mancher wundern, dass
bereits heute in manchen Medien vom Sommeranfang die Rede ist, nämlich vom
"meteorologischen Sommeranfang".
Doch dieser "meteorologische Sommeranfang" ist gar keiner. Er
wurde von den Meteorologen schlicht eingeführt, um das Führen von Statistiken zu
vereinfachen: Monatsweise ist dies halt leichter, als bei einem Jahrzeitbeginn
mitten im Monat. Und so beginnt für die Statistik die jeweilige Jahreszeit
bereits zu Beginn des Monats, in dessen Verlauf auch der Kalender eine neue
Jahreszeit ankündigt. Sommeranfang ist 2022 genau am 21. Juni um 11:13 MESZ.
Im Juni werden die Nächte also zunächst noch für einige Zeit kürzer, dann
aber wieder länger. Alle Freunde des Sternenhimmels wissen, dass dies nicht unbedingt
schlecht sein muss, gibt es doch am Himmel einiges zu sehen: Gegenwärtig sind es
beispielsweise die typischen Sternbilder des Sommers. Schaut man nach
Einbruch der Dunkelheit nach Osten, erkennt man hier einige helle Sterne,
darunter Vega im Sternbild Leier, die in bläulich-weißer Farbe
im Nord-Osten aufgeht. Vega ist auch für Planetenforscher von großem Interesse,
hat man doch um den Stern eine Staubscheibe entdeckt, die nach Ansicht der
Forscher die Folge der Kollision zweier Planeten vor rund einer Million Jahren
ist.
Vega ist 25 Lichtjahre von der Erde entfernt und der fünfthellste Stern am
nächtlichen Himmel und der zweithellste Stern am Nordhimmel. Sie strahlt 60-mal
heller als unsere Sonne und dürfte erst rund 350 Millionen Jahre alt sein. Die
beiden anderen Sterne des sogenannten Sommerdreiecks [Findkarte]
sind Deneb im Sternbild Schwan und Altair im Adler: Deneb ist
einer der größten bekannten Riesensterne und leuchtet 60.000-mal so hell wie
unsere Sonne und hat ihre 25-fache Masse. Altair ist nur etwa 16
Lichtjahre von der Erde entfernt und nur eineinhalb Mal größer als unser
Zentralgestirn.
Wer abseits von störenden Lichtern diese drei Sterne ausgemacht hat, kann
vielleicht auch das helle Band der Milchstraße erkennen, das sich von Nord-Osten
nach Süd-Osten erstreckt. Man schaut hier auf die mit unzähligen Sternen
bevölkerte Scheibe unserer Galaxie. Der Name "Milchstraße" ist sehr alt. Früher
beobachtete man dieses helle, milchige Band am Himmel, ohne zu wissen, um was es
sich dabei eigentlich handelt. So entstand der Name: Milchstraße, Milky way oder
auch Via Lactea.
Erst in der Zeit Galileos konnte man mit ersten Fernrohren erkennen, dass es
hier eine Unzahl von Sternen gibt und man in die Scheibe unserer Galaxie schaut.
Und erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde klar, dass das Universum
aus unzähligen Galaxien besteht und unsere Heimatgalaxie nicht etwa das gesamte
Weltall darstellt. So wurde der Begriff Milchstraße zum Namen für unsere
Heimatgalaxie.
Im Band der Milchstraße lassen sich mit einem Fernglas eine Vielzahl
interessanter Objekte entdecken: So findet man etwa östlich vom Stern Deneb im
Sternbild Schwan bereits mit bloßem Auge eine Region, die etwas heller
erscheint. Ein Fernglas und gute Sichtbedingungen offenbaren, um was es sich
handelt: um ein eigentümlich geformtes Sternentstehungsgebiet, den
Nordamerikanebel (oder auch NGC 7000) [Findkarte].
Er liegt in rund 2.300 Lichtjahre Entfernung und erinnert mit seinen Umrissen
an den nordamerikanischen Kontinent (siehe unser
Bild
des Tages vom 21. Januar 2009).
Bei den Planeten ist Venus weiterhin "Morgenstern" und
wechselt im Laufe des Monats vom Widder in den Stier. Mars wandert durch die
Fische, mit einem kurzen Abstecher in den Walfisch. Der Rote
Planet baut seine Sichtbarkeit immer weiter in Richtung Mitternacht aus, ist
aber weiterhin nur in der zweiten Nachthälfte zu sehen. Dort hat er Gesellschaft
vom Gasriesen Jupiter, der sich im gleichen Bereich des Himmels
aufhält, aber deutlich heller ist. Der Ringplanet Saturn kann
seine Aufgangszeiten schon in die Zeit vor Mitternacht verlegen. Er befindet
sich im Steinbock.
Im Juni gibt es auch eine ganze Reihe von Sternschnuppenströmen, allerdings
sind sie meist nur schwach ausgeprägt und schwer zu beobachten. Die Libriden sind am
7. und 8. Juni aktiv, mit Radiant im
Sternbild Waage. Der Scorpius-Sagittarius-Strom, dessen
Radiant im Grenzbereich zwischen den Sternbildern Skorpion und Schütze liegt, ist den ganzen Monat über aktiv - mit einem Maximum zur Monatsmitte - allerdings
von Mitteleuropa relativ schlecht zu beobachten.
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