Frühlingshimmel und ein wenig Mondfinsternis
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Mai 2022
Die Sternbilder des Frühlings dominieren jetzt den
abendlichen Himmel: Das Frühlingsdreieck ist kaum zu übersehen. Nur Planeten
sind am Abend mit dem bloßen Auge nicht auszumachen - Venus, Mars, Jupiter und
Saturn halten sich alle am Morgenhimmel auf. Zur Monatsmitte kommt es zu einer
totalen Mondfinsternis, die in Mitteleuropa jedoch mit dem Monduntergang
zusammenfällt.
Blick nach Osten am 23. Mai 2022 kurz nach 4 Uhr MESZ: Venus,
Jupiter, Mars, Mond und Saturn in einer Reihe über dem
Osthorizont. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
In Sachen Jahreszeiten ist der nächtliche Sternhimmel ein verlässlicherer
Indikator als der Blick auf die Wettervorhersage: Der abendliche Himmel wird aktuell
von den typischen Sternen des Frühlings geprägt, gut zu erkennen am sogenannten Frühlingsdreieck,
das aus den Sternen Arktur im Sternbild
Bärenhüter (Bootes), Spica im Sternbild Jungfrau und Regulus im Löwen besteht [Findkarte].
Sogar der bevorstehende Sommer ist am Himmel schon auszumachen: So erscheint im
(Nord-)Osten langsam das Sommerdreieck, das aus den Sternen
Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler gebildet wird [Findkarte].
Der Große Wagen - ein Teil des Sternbilds Großer Bär oder
präziser der Großen Bärin - ist das ganze Jahr über am nächtlichen Himmel zu sehen. Die Konstellation
befindet sich nämlich nahe
genug am Himmelspol und steht im Mai hoch am Himmel. Verbindet man bei
diesem Sternbild die beiden der Deichsel abgewandten Sterne zu einer Linie,
weist diese den Weg zum Polarstern, der am Ende der Deichsel
des Kleinen Wagens liegt.
Hoch im Osten steht zurzeit das Sternbild Bärenhüter
(Bootes) mit seinem Stern Arktur, der Teil des Frühlingsdreiecks ist. Das
Sternbild erinnert entfernt an eine Eistüte: Das Eis zeigt etwa in Richtung
Nord-Ost, Arktur ist an der Spitze zu finden. Der hellorange leuchtende Stern
ist - die Sonne nicht mitgezählt - der dritthellste Einzelstern am Himmel. Ein
Grund dafür ist seine relative Nähe von nur rund 34 Lichtjahren. Zudem hat
Arktur einen 25 Mal größeren Durchmesser als unsere Sonne. Das System aus Alpha
Centauri A und Alpha Centauri B ist, mit bloßem Auge betrachtet, nicht auflösbar
und erscheint zusammen heller als Arktur. Die beiden Einzelkomponenten sind es
allerdings nicht.
Eine andere Besonderheit von Arktur ist mit bloßem Auge nicht auszumachen:
Arktur gehört zu den am schnellsten am Himmel wandernden Sternen seiner
Größenklasse. Jedes Jahr bewegt er sich um 2,3 Bogensekunden auf das Sternbild
Jungfrau zu. Zum Vergleich: Der Vollmond bedeckt am Himmel etwa 1.800
Bogensekunden oder ein halben Grad.
Wer über ein Fernglas oder ein kleines Teleskop verfügt, kann versuchen, den
Kugelsternhaufen M 3 zu finden, der im Sternbild
Jagdhunde liegt. Er gehört mit zu den schönsten Sternhaufen am
nördlichen Himmel und findet sich rund 12 Grad nordwestlich des Sterns Arktur an
der Grenze zum Sternbild Bärenhüter. Mit dem Fernglas sieht man allerdings nicht
viel mehr als einen verwaschenen Punkt.
M 3 wurde von Charles Messier am 3. Mai 1764 entdeckt und ist das dritte
Objekt in Messiers Katalog - deswegen auch der Name M 3. Der Kugelsternhaufen ist
rund 33.900 Lichtjahre von der Erde entfernt und besteht aus über einer halben
Million Sternen. Der Haufen hat einen Durchmesser von ungefähr 200 Lichtjahren,
die Hälfte seiner Masse findet sich allerdings innerhalb der inneren 22
Lichtjahre.
Planeten sind auch im Mai am Abend Mangelware: Sie tummeln sich dafür am
Morgenhimmel. Die Venus ist weiterhin "Morgenstern" und scheint
vor Sonnenaufgang im Osten. Sie wandert im Verlauf des Monats durch den Walfisch
und die Fische in den Widder. Unser anderer Nachbar im All, der Mars,
ist auch erst in der zweiten Nachthälfte zu sehen und befindet sich im
Wassermann und später in den Fischen. In diesem Sternbild hält sich auch der
Gasriese Jupiter auf. Saturn schließlich
befindet sich im Sternbild Steinbock und ist auch nur weit nach Mitternacht zu
sehen. In den ersten Maitagen kann außerdem mit etwas Glück und Können noch der
Merkur über dem Nordwesthorizont ausgemacht werden.
Für Sternschnuppenfreunde bietet der Mai eher weniger - es sei
denn, sie halten sich in südlicheren Breiten auf. Dort sind nämlich die
Mai-Aquariden, die aus dem Sternbild Wassermann zu kommen scheinen, ein
recht auffälliger Sternschnuppenstrom, der sein Maximum am 5. Mai erreicht. Die Mai-Aquariden
gehen auf den Kometen Halley zurück. Das schwache Maximum der Eta-Lyriden
wird am 8. Mai erwartet. Es wird dabei allerdings mit nur etwa fünf Meteoren pro
Stunde gerechnet.
Der Mai bietet zudem nach langer Zeit wieder eine totale
Mondfinsternis, die allerdings für Mitteleuropäer sehr schlecht zu
beobachten ist: Hier geht der Mond nämlich am frühen Morgen kurz vor bzw. nach
Beginn der totalen Phase unter. Die totale Phase beginnt gegen 5.30 Uhr MESZ. Je
weiter westlich man sich befindet, desto länger ist die Finsternis zu verfolgen
- wer beispielsweise Urlaub auf den Kanarischen Inseln macht, sollte sich
morgens den Wecker stellen!
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