Winteranfang und drei Planeten am Abend
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2021
Noch ist offiziell nicht Winter und das bedeutet, die Nächte
werden noch jeden Tag länger. Erst mit der Sonnenwende am 21. Dezember wird sich
das ändern. Wenn das Wetter mitspielt, lohnt sich in den Dezembernächten ein
Blick an den Sternhimmel, wo die Wintersterne immer prominenter vertreten sind.
Venus, Jupiter und Saturn sind gleich nach Sonnenuntergang zu sehen.
Blick nach Süden kurz nach Sonnenuntergang am 8. Dezember
2021: Jupiter, die Mondsichel, Saturn und Venus.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Der Dezember beschert uns die längsten Nächte des Jahres. Bis zur
Wintersonnenwende werden die Tage noch kürzer. Zum offiziellen Winteranfang am 21. Dezember um
16.59 Uhr MEZ
hat die Sonne den tiefsten Punkt
ihrer Bahn erreicht und die Nächte werden fortan wieder kürzer. Genug Zeit also,
den Sternhimmel einmal genauer in Augenschein zu nehmen - wenn denn das Wetter
mitspielt.
Dominieren tun dort inzwischen eindeutig die Sternbilder des Winters: Schaut
man Mitte Dezember gegen Mitternacht an den süd-östlichen Sternenhimmel, kann
man etwa das sogenannte Wintersechseck [Findkarte]
in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den Sternen Prokyon im
Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier,
Rigel im Orion und Sirius im Großen Hund.
Das Sternbild Orion ist am nächtlichen Himmel kaum zu
übersehen und auch für Astronomen äußerst interessant: Im "Schwert" des Orion,
das sich unter den drei Sternen des Oriongürtels befindet, ist schon mit bloßem
Auge ein äußerst aktives Sternentstehungsgebiet erkennbar, der Orionnebel. Der
Nebel ist rund 1.350 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von
etwa 30 Lichtjahren. Durch Beobachtungen der jungen und gerade entstandenen
Sterne können Astronomen viel über die Geburt von Sonnen und ihre frühe
Entwicklung lernen.
Das Sternbild hat aber noch mehr zu bieten: Etwa Betelgeuse,
auch Alpha Orionis genannt, den linken Schulterstern des Orion und Hauptstern
des Sternbilds. Der Name Betelgeuse entstand durch die Übertragung des aus dem
Arabischen stammenden Sternnamens ins Lateinische. Die arabische Bezeichnung
tauchte bereits im "Buch der Konstellationen der Fixsterne" des arabischen
Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi auf, der von 903 bis 986 lebte. Der arabische
Name bedeutet wohl so viel wie "Hand des Orion".
Betelgeuse dürfte rund 13.000-mal heller leuchten als unsere Sonne und einen
Durchmesser aufweisen, der den unserer Sonne um das 500- bis 800-Fache
übersteigt. Beteigeuze ist somit ein Riesenstern und Astronomen glauben, dass er
in nicht allzu ferner Zeit als Supernova explodieren wird. Glücklicherweise ist
Beteigeuze einige Hundert Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass uns ein
solches Ereignis nicht gefährlich werden kann.
Freunde von Meteoren wissen, dass es auch im Dezember einen bekannten
Sternschnuppenstrom zu sehen gibt: Zwischen dem 6. und dem 16. Dezember machen
sich die sogenannten Geminiden bemerkbar. Die Geminiden haben
ihren Namen - wie alle Sternschnuppenströme - von dem Sternbild, aus dem sie zu
kommen scheinen, in diesem Fall also aus dem Sternbild Zwillinge. Wer das
Wintersechseck am Himmel schon aufgespürt hat, sollte im Sternbild Zwillinge
also vielleicht noch etwas länger verweilen, vielleicht sieht er eine
Sternschnuppe.
Die Geminiden lassen sich übrigens ausnahmsweise einmal nicht auf einen
Kometen zurückführen, sondern auf den Asteroiden 3200 Phaethon. Das Maximum der
Geminiden wird für die Nacht vom 13. auf den 14. Dezember erwartet. Die Geminiden
sind die ganze Nacht über zu sehen.
Außerdem sind in der zweiten Monatshälfte
die Ursiden aktiv, deren Radiant im Kleinen Bären liegt. Sie
gehen auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Ihr Maximum wird für die Nacht vom 21.
auf 22. Dezember erwartet. Allerdings ist hier nur mit einer Handvoll
Sternschnuppen zu rechnen, bei den Geminiden können es einige Dutzend sein.
Die Planeten zeigen sich aktuell vor allem am Abend: Jupiter und
Saturn befinden sich beide im Steinbock und sind nach Sonnenuntergang
am Südwesthimmel zu sehen. Saturn verschwindet dabei schon recht früh von der
Bildfläche und auch Jupiter ist nur in der Zeit vor Mitternacht zu sehen. Am
westlichen Himmel ist außerdem noch die Venus auszumachen, die
das Jahr als "Abendstern" beendet. Am Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, können
erfahrende Beobachter den Mars entdecken.
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