Der Untergrund von Elysium Planitia
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Köln astronews.com
24. November 2021
Der Marslander InSight ist die erste Sonde auf dem
Mars, die gezielt den Untergrund des Planeten erforschen soll. Nun stellte ein
Team Ergebnisse aus der Vulkanregion Elysium Planitia vor: In den Daten wurde
eine Sedimentschicht zwischen zwei erkalteten Lavaflüssen entdeckt. Erstmals
können so Vorhersagen mit vor Ort gewonnenen Informationen verglichen werden.
Die Sonde InSight auf dem Mars.
Bild: NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
Seismische Daten aus Elysium Planitia, der zweitgrößten Vulkanregion des
Mars, zeigen unter der Oberfläche eine dünne Sedimentschicht zwischen zwei
erkalteten Lavaflüssen. Die Ergebnisse stammen aus Forschungen im Rahmen der
NASA-Mission InSight (Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy
and Heat Transport). Der Geophysiker Dr. Cédric Schmelzbach von der ETH Zürich
analysierte mit einem internationalen Team anhand seismischer Daten die
geologische Zusammensetzung der Elysium Planitia. Die Forscherinnen und
Forscher, zu denen auch die Erdbebenspezialistin Dr. Brigitte Knapmeyer-Endrun
und der Doktorand Sebastian Carrasco von der Erdbebenstation Bensberg der
Universität zu Köln gehören, untersuchten den Untergrund bis in etwa 200 Meter
Tiefe.
Direkt unter der Oberfläche entdeckten sie eine etwa drei Meter dicke
Regolithschicht aus überwiegend sandigem Material über einer 15 Meter dicken
Schicht aus grobblockigem Auswurfmaterial – Gesteinsbrocken, die nach einem
Meteoriteneinschlag herausgeschleudert wurden und auf die Oberfläche
zurückfielen. Unter diesen Oberflächenschichten identifizierten sie eine etwa
150 Meter dicke Schicht Basaltgestein aus abgekühlten Lavaflüssen. Das entsprach
den Erwartungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die
Oberflächenstruktur.
Zwischen den Lavaflüssen fand sich jedoch eine zusätzliche, 30 bis 40 Meter
dicke Schicht mit niedriger seismischer Geschwindigkeit, was auf lockerere
Sedimente im Vergleich zu den massiven Basaltschichten hindeutet. Zur Datierung
der flacheren Lavaströme verwendete das Team Kraterzählungen aus vorhandener
Forschungsliteratur: die Einschlagsrate von Meteoriten ermöglicht es, Gesteine
zu datieren. Oberflächen mit vielen Einschlagskratern sind demnach älter als
solche mit wenigen. Krater mit größerem Durchmesser reichen zudem bis in die
unteren Schichten hinein und ermöglichen somit die Datierung des tiefer
liegenden Gesteins, während die kleineren Krater die Datierung der oberen
Gesteinsschicht ermöglichen.
Die Forschenden fanden heraus, dass die oberen Lavaströme etwa 1,7 Milliarden
Jahre alt sind und während der Amazonischen Periode entstanden – einem vor circa
drei Milliarden Jahren einsetzenden geologischen Zeitalter des Mars, in dem
wenige Meteoriten und Asteroiden einschlugen und kalte, extrem trockene
Bedingungen vorherrschten. Im Gegensatz dazu bildete sich die tiefere
Basaltschicht unter den Sedimenten viel früher, vor etwa 3,6 Milliarden Jahren
während der Hesperianischen Periode, die durch weit verbreitete vulkanische
Aktivität gekennzeichnet war.
Das Team nimmt an, dass die Zwischenschicht mit niedrigen vulkanischen
Geschwindigkeiten aus Sedimentablagerungen besteht, die zwischen den
Hesperianschen und den Amazonischen Basalten oder innerhalb der Amazonischen
Basalte liegen. Diese Ergebnisse bieten zum ersten Mal die Möglichkeit, vor Ort
durchgeführte Messungen mit Vorhersagen zu vergleichen, die auf geologischen
Kartierungen aus der Planetenumlaufbahn beruhen.
Vor der Landung der InSight Landeeinheit auf dem Mars hatte Dr.
Knapmeyer-Endrun, basierend auf Daten von der Erde, Modelle zur seismischen
Geschwindigkeitsstruktur in den oberen Gesteinsschichten der Landestelle
erstellt. Die Messungen auf dem Mars zeigen nun eine zusätzliche Schichtung
sowie insgesamt porösere Gesteine. "Die Ergebnisse tragen nicht nur zu einem
besseren Verständnis der geologischen Prozesse in Elysium Planitia bei. Der
Vergleich mit Modellen von vor der Landung ist auch für künftige Marsmissionen
wertvoll, da er dazu beitragen kann, die Vorhersagen zu verfeinern",
unterstreicht Knapmeyer-Endrun.
Ein besseres Verständnis der Eigenschaften des Untergrunds könne zudem dazu
beitragen, beispielsweise seine Tragfähigkeit und Befahrbarkeit für
Raumfahrzeuge zu beurteilen. Außerdem helfen Details über die Schichtung im
flachen Untergrund zu verstehen, wo noch Grundwasser oder Eis vorkommen könnten.
Carrasco wird im Rahmen seiner Doktorarbeit den Einfluss des flachen
Untergrundes in Elysium Planitia auf die seismischen Aufzeichnungen noch genauer
untersuchen.
InSight war am 26. November 2018 in der Region Elysium Planitia
gelandet. Der Mars war schon in der Vergangenheit Ziel zahlreicher
Forschungsmissionen, aber die InSight-Mission ist die erste, die den
Untergrund mit seismischen Methoden vermisst. Über die Ergebnisse der Studie
berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der Zeitschrift Nature
Communications erschienen ist.
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