Älteste Astronomie-Zeitschrift ist 200
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam astronews.com
5. Oktober 2021
Zeitschriften waren und sind ein wichtiges Mittel zum
Austausch wissenschaftlicher Ergebnisse. In diesem Jahr können nun die
Astronomischen Nachrichten auf ihr 200-jähriges Bestehen zurückblicken. Die
Zeitschrift wurde 1821 von H. C. Schumacher gegründet. Sie ist die älteste
astronomische Zeitschrift der Welt, die noch immer veröffentlicht wird.
Vorwort von H. C. Schumacher in Ausgabe 1,
Band 1 der Astronomischen Nachrichten.
Bild: AIP Archiv [Großansicht] |
"Vor langer Zeit waren die Möglichkeiten, astronomische Beobachtungen
und Ergebnisse zu veröffentlichen, völlig anders als heute. Aber schon im 15.
Jahrhundert war gerade die Astronomie eng mit der Veröffentlichung periodisch
erscheinender wissenschaftlicher Arbeiten verbunden", resümiert Prof. Dr. Klaus
Strassmeier, Direktor am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) und seit
2000 Chefredakteur der Astronomischen Nachrichten. Die "Astronomischen
Jahrbücher", die von 1450 bis 1461 erschienen, und die "Ephemeriden", die von
1475 bis 1506 herausgegeben wurden, sind die ältesten periodischen Gazetten der
Welt.
Die erste astronomische Zeitschrift – die "Astronomischen Nachrichten" –
wurde 1821, also 370 Jahre später, gegründet. In jenem Jahr wurde Heinrich
Christian Schumacher auf Veranlassung des dänischen Königs Frederik VI. vom
dänischen Finanzminister gebeten, ein astronomisches Bulletin herauszugeben, das
die internationale Zusammenarbeit fördern sollte. Obwohl die AN bereits 1821
gegründet wurden, dauerte es zwei Jahre, bis die erste Ausgabe der AN
fertiggestellt und veröffentlicht war.
Bereits in der ersten Ausgabe wurde ein Artikel von Carl-Friedrich Gauß über
die "Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf ein Problem der practischen
Geometrie2 vorgestellt, der in der Gemeinschaft wohlwollend aufgenommen wurde.
In seiner Einleitung im ersten Heft umreißt Schumacher kurz das Ziel der
Zeitschrift: "Ein Mittel zur raschen Verbreitung von Einzelbeobachtungen und
Kurznachrichten sowie von astronomischen und mathematischen Arbeiten und
Abhandlungen zu veröffentlichen". Die Originalarbeiten wurden in Deutsch,
Englisch, Französisch und Latein veröffentlicht. Die Zeitschrift sollte für alle
offen sein und eine hohe Erscheinungsfrequenz haben, die Veröffentlichung der
Artikel sollte für die Wissenschaftler kostenlos sein.
Im September erschien die sechste Ausgabe von Band 342, genau 200 Jahre nach
Schumachers Beginn in Heft 1 von Band 1. Heute beherbergt das AIP die Redaktion,
in enger Zusammenarbeit mit dem Verlag Wiley-VCH. Der letztjährige Band von AN
enthielt über 90 von Expertinnen und Experten begutachtete Forschungsartikel mit
einem Gesamtumfang von mehr als 1000 Seiten. "Astronomical Notes" deckt heute
eine große Bandbreite an Themen ab, von Instrumentenprojekten und
Beobachtungskampagnen bis hin zu theoretischen Studien und numerischen
Simulationen.
Schumacher war in Altona bei Hamburg ansässig und leitete die Zeitschrift 30
Jahre lang bis zu seinem Tod im Dezember 1850. Er übergab die redaktionelle
Arbeit an Christian August Peters. Nach dem Tod von Christian August Peters im
Jahr 1880 ging die Zeitschrift in den öffentlichen Besitz der preußischen
Regierung über. Alle wissenschaftlichen Belange wurden von der 1863 gegründeten
"Astronomischen Gesellschaft2 geregelt, darunter auch die Ernennung von Carl
Nicolaus Adalbert Krüger zum neuen Chefredakteur der AN.
Unter Krügers Leitung und aufgrund einer Vereinbarung mit der Astronomischen
Gesellschaft wurde der internationale Charakter der Zeitschrift gefördert und
betont. Infolgedessen enthalten die 40 von Krüger herausgegebenen Hefte einen
hohen Anteil an internationalen Beiträgen. Im Zuge der Auflösung der Kieler
Universitätssternwarte zog die Redaktion 1938 in das "Astronomische
Recheninstitut" in Berlin-Dahlem.
Kriegsbedingt stellte die Redaktion den Tagesbetrieb der AN im Dezember 1943
ein und verlegte die Redaktion aus der Stadt nach Potsdam. Seit 1947 ist die
Redaktion in Potsdam untergebracht, damals noch Astrophysikalisches
Observatorium Potsdam. Die Herausgabe der Zeitschrift hatte der Akademie-Verlag
der DDR im Auftrag der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
übernommen. Nach der Wiedervereinigung wurde die Zeitschrift Teil des Wiley-VCH-Portfolios.
Um ihrem internationalen Charakter Rechnung zu tragen, änderte die
Zeitschrift 2005 ihren Haupttitel in "Astronomical Notes", behielt aber den
Untertitel "Astronomische Nachrichten" bei. Seit 1999 wird die Zeitschrift auch
in elektronischer Form veröffentlicht. Heute bietet die Zeitschrift ein modernes
Online-Einreichungssystem, Open Access-Publikation, unterstützt durch das
Projekt DEAL in Deutschland und viele nationale und institutionelle
Vereinbarungen.
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