Zögerlicher
Herbstbeginn am Nachthimmel
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Oktober 2021
Während das Wetter sehr schnell auf Herbst umgeschaltet hat,
zeigt sich der abendliche Himmel noch vergleichsweise sommerlich. Doch auch
hier erobern sich die Herbststernbilder langsam ihren Platz. Am Abendhimmel glänzt
weiter Jupiter und auch Saturn ist noch prominent vertreten. Die Venus zeigt sich kurz nach
Sonnenuntergang. Zum Monatsende ist morgens auch der Merkur zu sehen.
Treffen im Steinbock: Am Abend des 14. Oktober bilden Jupiter
(links), Mond und Saturn ein Dreieck am Südhimmel.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Sturm, Regen und tiefere Temperaturen - in den letzten Tagen hat man
vielerorts schon gespürt, dass der Herbst begonnen hat. Da sollte man erwarten, dass inzwischen auch am nächtlichen Himmel die
Herbststernbilder das Regiment übernommen haben. Wer allerdings abends an den
Himmel schaut, wird schnell feststellen, dass der Himmel zurzeit nicht
wesentlich anders aussieht als noch vor vier Wochen. Das hat einen einfachen
Grund: Der Effekt der langsam nach Westen ziehenden Sternbilder wird von der
früher untergehenden Sonne in etwa ausgeglichen.
Sogar noch einige Sternbilder des Sommers lassen sich ausmachen und
erinnern an die wärmere Jahreszeit: So ist das
Sommerdreieck [Findkarte]
aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler
noch deutlich am Himmel zu sehen. Aber selbstverständlich lassen sich auch die Konstellationen des Herbstes
schon erkennen, allerdings sind die Sterne der typischen Herbststernbilder
weniger hell und damit auch weniger auffällig. Charakteristisch für den Herbst
ist etwa im Osten das große Viereck des Pegasus, gefolgt von Andromeda.
Das Sternbild Pegasus, das ein fliegendes Pferd darstellen soll, steht dabei
am Himmel auf dem Kopf. Das markante Viereck bildet den Körper des Pferdes, von
der unteren rechten Ecke gehen dann Hals und Kopf ab. Unterhalb von Kopf und
Hals liegt das Sternbild Wassermann. Denkt man sich eine Linie
durch die linke obere und die rechte untere Ecke des Pegasus-Vierecks, deutet
diese auf Sadalmelik, den Hauptstern des Wassermanns. Der Stern ist 760
Lichtjahre von der Erde entfernt. Direkt östlich davon sind vier Y-förmig
angeordnete Sterne zu erkennen, die man auch als "Wasserkrug" des Wassermanns
bezeichnet.
In Andromeda lässt sich, ein dunkler Himmel und gute Augen
vorausgesetzt, noch ein ganz besonderes Objekt ausmachen: unsere Nachbargalaxie
Messier 31. Das Sternbild Andromeda ist vergleichsweise einfach zu erkennen:
Seine hellsten Sterne bilden vom Stern Sirrah oder Alpheratz, dem nordöstlichen
Stern des Pegasus-Vierecks, eine Linie aus vier Sternen. Vom dritten Stern,
Mirach, hangelt man sich dann - etwa im rechten Winkel - zu zwei
leuchtschwächeren Sternen hinauf und trifft schließlich so auf die
Andromedagalaxie.
Man darf allerdings hier, insbesondere, wenn man mit bloßem Auge beobachtet,
keine prächtige Spiralgalaxie erwarten, sondern lediglich ein lichtschwaches
nebliges Objekt. Das erklärt auch, warum diese und andere Galaxien vor 100
Jahren noch als "Nebel" bezeichnet wurden und es unter Astronomen eine lange
Diskussion darüber gab, ob es sich dabei nun um Galaxien wie unsere Milchstraße
oder tatsächlich nur um Nebel innerhalb der Milchstraße handelt. Erst durch
Beobachtungen von Edwin Hubble wurde diese Frage geklärt: Ihm gelang es nämlich
die Entfernung zum "Andromedanebel" zu bestimmen, so dass deutlich war, dass
diese Galaxie viel weiter entfernt ist, als unsere Milchstraße groß sein kann.
Ein weiteres auffälliges Sternbild am Himmel ist Kassiopeia.
Es ist das ganze Jahr über zu beobachten und steht derzeit hoch im
Nordosten. Wegen seiner eigentümlichen Form wird es oft auch
als "Himmels-W" bezeichnet. Von diesem Sternbild aus lässt sich leicht ein schönes
Beobachtungsobjekt für das Fernglas oder für kleine Teleskope finden: der
Doppelsternhaufen NGC 869 und NGC 884 [Findkarte],
der zwischen dem Himmels-W und Perseus liegt. Was zunächst wie ein kleiner heller
Klumpen aussieht, ist in Wirklichkeit eine Ansammlung von Hunderten von Sternen.
Astronomen haben über 400 gezählt, doch es gibt zweifellos weitaus mehr, die
aber von interstellarem Staub verborgen sind. Die Haufen sind rund 7.000
Lichtjahre von der Erde entfernt.
Unser Nachbarplanet Venus ist auch im Oktober Abendstern,
deutlich nach Sonnenuntergang im Westen zu sehen, aber kein strahlendes
Highlight. Der Mars steht am 8. Oktober in Konjunktion zur
Sonne, ist also in der Nacht unsichtbar. Jupiter befindet sich
weiter im Sternbild Steinbock und bleibt ein auffälliges Objekt am Abendhimmel -
im Laufe des Monats beschränkt er seine Sichtbarkeit allerdings auf die erste
Nachthälfte. Das gilt auch für den Ringplaneten Saturn, der ganz in der Nähe von
Jupiter zu finden ist. Wegen seiner deutlich größeren Entfernung zu uns ist er
weniger hell. Der sonnennächste Planet Merkur ist in der
letzten Oktoberwoche im Osten vor Sonnenaufgang am Morgenhimmel zu sehen.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im Oktober auf ihre Kosten kommen. In
diesem Monat lassen sich nämlich zwei Meteorschauer beobachten: In der ersten
Monatshälfte sind die Oktober-Draconiden zu sehen, die ihren Ausgangspunkt (den
sogenannten Radianten) am Himmel im Sternbild Drache haben. Daher kommt auch der
Name Draconiden, das Sternbild Drache heißt auf Lateinisch nämlich Draco. Der
Strom ist auf den Kometen 21P/Giacobini-Zinner zurückzuführen. Ihr Maximum wird
für den 8. Oktober erwartet. Den ganzen
Oktober über ist zudem der Sternschnuppenstrom der Orioniden aktiv. Die Meteore
haben ihren Ausgangspunkt im Sternbild Orion. Mit dem Maximum wird am 21.
Oktober gerechnet.
Dass der Sommer nun endgültig vorüber ist, macht auch ein anderer Sachverhalt
deutlich: Ende Oktober endet nämlich auch die Sommerzeit und wir bekommen die Stunde, die
uns im Frühjahr "gestohlen" wurde, wieder zurück. Dies geschieht in der Nacht
vom 30. auf den 31. Oktober: Um 3 Uhr morgens wird die Uhr wieder auf 2 Uhr
zurückgestellt.
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