Herbstbeginn mit zwei Gasriesen
von
Stefan Deiters astronews.com
1. September 2021
Im September geht der Sommer zu Ende: Nach der
Tagundnachtgleiche am 22. sind die Nächte wieder länger als die
Tage. Am Nachthimmel sind aber noch immer die Konstellationen des Sommers zu sehen,
doch werden auch die Konstellationen des Herbstes immer besser sichtbar.
Jupiter und Saturn und auch die Venus sind am Abendhimmel präsent.

Jupiter (links), Saturn und der Mond stehen am Abend des 16.
September 2021 im Süden im Sternbild Steinbock.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Nachdem der Sommer bislang für viele eher zu kühl und zu nass war, dürfte so
mancher noch auf einige spätsommerliche Tage im September hoffen - und zumindest
die ersten Tage scheinen in dieser Hinsicht ja vielversprechend zu sein.
Trotzdem kann es natürlich mancherorts in diesem Monat schon recht herbstlich
werden. Das dürfte auch der Grund dafür sein, warum die Meteorologen den
September in ihren Statistiken schon offiziell als Herbstmonat zählen. Manche
sprechen daher auch von einem "meteorologischen Herbstanfang" am 1. September,
obwohl es einen solchen offiziell gar nicht gibt.
Für die Astronomie und den offiziellen Kalender ist auf jeden Fall noch rund drei
Wochen Sommer: Tag-und-Nacht-Gleiche ist erst am 22. September um 21:21 Uhr
MESZ. Ab
dann sind auf der Nordhalbkugel der Erde die
Tage wieder kürzer als die Nächte. Und dass die Tage kürzer werden, macht sich
besonders in der Zeit um die Tag- und Nachtgleiche sehr deutlich bemerkbar.
Das Ende des Sommers ist auch am nächtlichen Sternenhimmel
zu sehen: Zwar sind dort noch immer die Konstellationen zu finden, die uns auch in
den letzten Monaten schon bei unserem Rundgang am Himmel begleitet haben, doch
lassen sich inzwischen auch die
Sternbilder des Herbstes immer besser beobachten. Ein Beispiel ist das
auffällige Rechteck des Pegasus. Dessen nordöstlicher Stern,
Sirrah oder Alpheratz genannt, ist übrigens schon Teil des Sternbilds Andromeda.
Wer am Abend einen freien Blick nach Südosten hat, kann hier einen
vergleichsweise hellen Stern, nämlich Fomalhaut, oder Alpha
Piscis Austrini, entdecken. Er ist der achtzehnthellste Stern am Nachthimmel
und liegt in rund 25 Lichtjahre Entfernung im Sternbild Südlicher Fisch
(lateinisch Piscis Austrinus).
Eine gedachte Linie von Fomalhaut zu Atair im
Sternbild Adler, dem zwölfthellsten Stern am Nachthimmel, hilft einem auch, ein
anderes, weniger auffälliges Sternbild zu finden, das wegen seiner Form auch hin und wieder als "Lächeln am
Himmel" bezeichnet wird - das Sternbild Steinbock [Findkarte].
Es liegt in der Mitte unterhalb der Verbindungslinie der beiden hellen Sterne. Der Hauptstern des
Steinbocks, Alpha Capricorni (die westliche Ecke des Sternbildes), besteht eigentlich
aus zwei Sternen, was sich schon mit guten Augen erkennen lässt. Mit einem Fernrohr kann man auch das einzige Deep-Sky-Objekt
ausmachen, das der Steinbock zu bieten hat: den Kugelsternhaufen M 30.
Manche Sternbilder sind das ganze Jahr über am Himmel zu sehen. Dazu gehört
etwa das Sternbild Kepheus (Cepheus), das im September jedoch
besonders hoch am Himmel steht. Seine Form erinnert an ein Haus, dessen Spitze ungefähr auf den Himmelspol
zeigt. Das Sternbild - oder genauer, einer seiner Sterne, nämlich Delta Cephei -
wurde Namensgeber einer in der Astronomie sehr wichtigen Gruppe von Sternen, der sogenannten Cepheiden.
Cepheiden sind pulsierende Sonnen, die die Astronomen zur
Entfernungsmessung verwenden. Sie ändern regelmäßig ihre Helligkeit und aus den
Perioden dieser Helligkeitsänderungen lässt sich die tatsächliche Helligkeit des
Sterns berechnen. Ist diese bekannt, kann man durch Vergleich mit der
beobachteten Helligkeit auf der Erde die Entfernung des Sterns bestimmen.
Im Sternbild Kepheus befindet sich auch der Stern Mu Cephei, der vor allem im
Fernglas durch seine tiefrote Farbe auffällt. Der berühmte Astronom Sir Wilhelm
Herschel nannte diesen Stern daher auch "Granatstern". Bei ihm handelt es sich
um einen Roten Riesenstern, dessen Helligkeit durch Pulsationen in seiner
äußeren Hülle schwankt.
Und natürlich gibt es auch Planeten im September zu sehen: Die Venus
ist weiterhin "Abendstern" und ist nach Sonnenuntergang im Westen zu
sehen. Sie wandert im September durch die Sternbilder Jungfrau und Waage. Unser
anderer Nachbar im Sonnensystem, Mars, ist nicht am Nachthimmel zu sehen.
Der Gasriese
Jupiter hat gerade seine Opposition hinter sich und ist nach
wie vor ein prominentes Objekt am Himmel. Er befindet sich im Sternbild
Steinbock. Nur in den frühen Morgenstunden ist der Gasriese nicht mehr zu sehen.
Saturn stand Anfang August in Opposition und befindet sich auch
im Steinbock. Der Planet ist deutlich leuchtschwächer als Jupiter, aber trotzdem
noch ein markantes Objekt, das vor allem in der ersten Nachthälfte im Himmel
präsent ist.
Für Sternschnuppenfreunde ist der September kein wirklich vielversprechender
Monat: Den ganzen September aktiv sind die Pisciden, die
aus dem Sternbild Fische zu kommen scheinen. Ihr Maximum erreichen sie um den
20. September, die beste Beobachtungszeit liegt zwischen 22 Uhr und 4 Uhr. Ende
September könnten auch schon einige Tauriden mit Radiant im
Stier zu sehen sein.
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