Erfolgreicher Test für neues Missionskontrollsystem
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
29. Juli 2021
Am Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum wurde erstmals die
Steuerung eines Satelliten mithilfe des neuen Softwaresystems EGS-CC getestet.
EGS-CC soll zum künftigen Missionskontrollsystem für die Raumfahrt Europas
werden und durch eine gemeinsame Software-Sprache die Zusammenarbeit zwischen
den Partnern in allen Missionsphasen erheblich vereinfachen.

Der Satellit Eu:CROPIS des DLR.
Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0) [Großansicht] |
Am 22. Juli 2021 ist es dem Raumflugbetrieb im Deutschen Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR) weltweit zum ersten Mal gelungen, einen Satelliten mittels
EGS-CC zu kommandieren. Das "European Ground Segment – Common Core" soll das
zukünftige Missionskontrollsystem für die Raumfahrt in Europa werden. Das DLR
ist in einem europäischen Verbund aktiv, der mit EGS-CC eine gemeinsame
Software-Infrastruktur aufbaut.
Bisher kommen bei Raumfahrtmissionen mehrere unterschiedliche Systeme zum
Einsatz, beispielsweise um einen Satelliten zu bauen, in ein Netzwerk zu
integrieren, zu testen und zu betreiben. Die europäische Raumfahrt will das
ändern. Das DLR-Team aus Oberpfaffenhofen bei München hat mithilfe des EGS-CC
ein System aufgebaut, um Raumfahrzeuge zu überwachen und zu steuern. Prof.
Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR, begleitete den Test
in der letzten Woche live an der Konsole im Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum.
"Der DLR-Raumflugbetrieb hat bewiesen, dass sein Konzept für das EGS-CC
Kommandosystem funktioniert. Ich bin sehr stolz, dass die Kolleginnen und
Kollegen hier eine technologische Grundlage für zentrale Anwendungen in der
Raumfahrt geschaffen haben. Das ermöglicht Technologietransfers aus dem DLR in
die Wirtschaft und zum Nutzen unserer Gesellschaft", sagt Prof. Dr. Felix Huber,
Direktor der DLR-Einrichtung Raumflugbetrieb und Astronautentraining. Der
erfolgreiche Test ist auch ein Ergebnis der engen Kooperation und Abstimmung
zwischen den Verbundpartnern. Das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum (GSOC)
arbeitete dazu insbesondere mit dem Europäischen Raumfahrtkontrollzentrum (ESOC)
und dem Europäischen Weltraumforschungs- und Technologiezentrum (ESTEC)
zusammen.
Für den ersten Weltraumtest nutzte das GSOC einen Überflug des Satelliten
Eu:CROPIS über der DLR-Bodenstation im rund 40 Kilometer von Oberpfaffenhofen
entfernten Weilheim. Wenige Minuten nach Kontaktaufnahme übermittelten die
Antennen die Telemetriedaten des Satelliten an das neue System. Im
Kontrollzentrum ist dies die erste wichtige Bestätigung, dass EGS-CC alle
eingehenden Daten empfängt und versteht. Im nächsten Schritt sollte der Satellit
einen Verbindungstest ausführen. Die DLR-Entwickler aktivierten per Mausklick
den Befehl "Perform Connection Test" und kurz darauf erschien in
Oberpfaffenhofen die erhoffte Antwort "COMPLETED_SUCCESS", erfolgreich
abgeschlossen.
"Das ist ein Meilenstein für die europäische Raumfahrt. Dank der Verzahnung
von Betrieb und Entwicklung konnte sich das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum
hier einen Technologievorsprung verschaffen. So werden wir für künftige
Anforderungen weiter sehr gut gerüstet sein", erklärt Dr. Martin Wickler,
Abteilungsleiter Missionstechnologie in der DLR-Einrichtung Raumflugbetrieb und
Astronautentraining.
Mithilfe einer einheitlichen aber spezifizierbaren Infrastruktur könnten
künftig Raumfahrtakteure rund um den Globus Informationen nahtlos austauschen,
verstärkt Synergien nutzen und Kosten sparen. Der Raumflugbetrieb des DLR plant
daher, das neue Kommandosystem für weitere Satelliten einzusetzen. Auch das
Columbus-Kontrollzentrum soll von dem neuen System profitieren und durch die
Umstellung rund eine Million Euro pro Jahr einsparen. Die gewonnenen
Erkenntnisse fließen außerdem in die EGS-CC Nutzergemeinschaft zurück.
Der entscheidende Vorteil des neuen Systems ist seine Interoperabilität.
Entwickler, Hersteller, Betreiber und Agenturen verfügen damit erstmals über
eine gemeinsame Software-Sprache. EGS-CC-basierte Systeme werden den Einsatz
neuer Technologien und engere Abstimmungen mit den Nutzern ermöglichen.
EGS-CC ist eine europäische Initiative, um eine gemeinsame Infrastruktur für
das Monitoring und die Steuerung von Raumfahrtsystemen zu entwickeln. Die
Software-Lösung soll für die Laufzeit eines gesamten Projekts sowie für
sämtliche Missionsarten nutzbar sein. Im Rahmen der Initiative arbeiten Partner
aus Industrie, Forschung und Raumfahrtagenturen zusammen.
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