270 Jahre Meteorit von Hraschina
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Naturhistorischen Museums Wien astronews.com
26. Mai 2021
Das Naturhistorische Museum Wien beherbergt eine einmalige Meteoritensammlung.
Unter den Ausstellungsstücken findet sich auch der Meteorit von Hraschina, der
vor genau 270 Jahren in der Nähe der kroatischen Hauptstadt Zagreb niederging.
Der Brocken aus dem All wurde zunächst in der kaiserlichen Schatzkammer
untergebracht und schließlich im 1889 eröffneten Naturhistorischen Museum.
Der Hraschina-Meteorit. Foto: NHM
Wien, A. Schumacher [Großansicht] |
Am 26. Mai 1751 um 18 Uhr wurde ein Feuerball über Hrašćina, einem Ort in der
Nähe der heutigen kroatischen Hauptstadt Zagreb, sichtbar. Man hörte die
Geräusche einer Explosion. Ein heller Meteor war aus einer Entfernung von bis zu
100 Kilometern zu sehen. Zwei Eisenklumpen, einer von 39,8 Kilogramm und ein
kleinerer von 9 Kilogramm, wurden geborgen. Obwohl es zahlreiche Augenzeugen und
eine Reihe von Berichten über "vom Himmel fallende Steine" gab, weigerten sich
die meisten Gelehrten, an den außerirdischen Ursprung von Meteoriten zu glauben.
Obwohl man damals die kosmische Herkunft von Meteoriten noch nicht
wissenschaftlich beweisen konnte, forderte Kaiser Franz I. Stephan vom
bischöflichen Konsortium in Zagreb einen Bericht zu diesem Ereignis an und ließ
das Eisenstück an den Wiener Hof liefern. Das größere Stück wurde zunächst in
der kaiserlichen Schatzkammer untergebracht und dann im Jahr 1778 in die
kaiserliche Naturaliensammlung überführt. Das Sammeln von Meteoriten wurde
intensiv weiterbetrieben.
Als das Naturhistorische Museum Wien 1889 eröffnet wurde, galt die Sammlung
nicht nur als die älteste, sondern auch als die umfangreichste der Welt. "Das
war sicher der Grund, warum das Gründungsstück nicht nur im Meteoritensaal einen
besonderen Platz erhielt, sondern auch im künstlerischen Programm des Museums
verewigt wurde", so NHM Wien-Generaldirektorin und wissenschaftliche
Geschäftsführerin Dr. Katrin Vohland.
"Aufgrund seiner sammlungsgeschichtlichen Bedeutung fand der Meteorit von
Hraschina auch in das Gesamtkunstwerk und damit in das Ausstattungsprogramm des
Museums Eingang", bekräftigt die Kunsthistorikerin und Architekturexpertin Dr.
Stephanie Jovanovic-Kruspel vom NHM Wien. "Insgesamt 20 Stuckfiguren im Saal IV
(Edelsteinsaal) des österreichischen Bildhauers Rudolf Weyr sollten
'Berggeister' darstellen. Flankiert von Figuren, die Metalle repräsentieren und
alchemistische Planetensymbole tragen, befindet sich ein Jüngling mit
Sternenkrone. Er hält ein Modell des Meteoriten von Hraschina in Händen", so
Jovanovic-Kruspel.
Zum 270. Jubiläum des spektakulären Falls werden im Meteoritensaal des
Naturhistorischen Museums Wien zwei historische Zeichnungen, Originalwerke aus
dem Jahr 1751, sowie eine großformatige Kohlezeichnung des Hraschina-Meteoriten
des Künstlers Florian Raditsch präsentiert. In dieser temporären Installation,
die bis 5. Juli 2021 zu sehen sein wird, hat der Kurator der Meteoritensammlung,
Dr. Ludovic Ferrière, die historischen Illustrationen und Beschreibungen des
hellen Meteors und der zurückgelassenen Rauchspur, wie er von der Ortschaft
Szigetvár (Süd-Ungarn) aus gesehen wurde, eingerichtet.
Parallel dazu, im virtuos geformten Liniengeflecht erforscht Raditsch in
seiner Kohlezeichnung die Form und die besonderen Oberflächenmerkmale des
bekannten Hraschina-Meteoriten. Der Meteorit ist auf ein Vielfaches seiner
tatsächlichen Dimension vergrößert, um seine Bedeutung zu unterstreichen. "Der
Hraschina-Meteorit ist nicht nur für die Wissenschaft und die Geschichte von
großer Bedeutung, sondern auch ein Objekt von außergewöhnlicher Schönheit – eine
äußerst poetische Form und definitiv eines der ikonischen Exemplare in der
Sammlung des NHM Wien", sagt Raditsch.
"Der Hraschina-Meteorit ist nicht nur deshalb berühmt, weil er zu den
ältesten dokumentierten Meteoritenfällen gehört, sondern auch, weil Alois von
Widmanstätten auf einem Fragment dieses Meteoriten erstmals die später nach ihm
benannten Figuren aus Nickel-Eisen-Kristallen, die sogenannten Widmanstätten-Strukturen,
beobachtet hat", erklärt Ferrière. Jüngst wurde der Hraschina-Meteorit in 3D
erfasst und kann weltweit auf sketchfab.com erkundet werden. Hier sind auch
einige Details zu sehen, die auf der Originalprobe nicht so leicht zu erkennen
sind, wie zum Beispiel die Widmanstätten-Strukturen.
Im Saal 5 des NHM Wien ist die weltweit größte Meteoriten-Schau zu sehen,
rund 1.100 Meteoriten, darunter 650 verschiedene, mit 300 Fällen und 350 Funden.
Sie wird laufend mit Proben von aktuellen Meteoriten-Fällen erweitert, "denn es
ist wichtig, solche wertvollen Objekte in den Museumssammlungen zu bewahren, für
die Wissenschaft und für die zukünftigen Generationen", so der Kurator der
Sammlung.
|