Frühling am Himmel und Merkur am Abend
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Mai 2021
Wenn das Wetter schon nicht für Frühlingsgefühle sorgt, muss
der Sternhimmel einspringen: Dieser präsentiert aktuell die typischen Sterne der
Jahreszeit. Der Mars ist noch immer am Abend zu sehen und bekommt hier
Gesellschaft von der Venus. Die beiden Gasriesen Saturn und Jupiter zeigen sich
in der zweiten Nachthälfte. Merkur bietet die beste Abendsichtbarkeit des
Jahres.
Die schmale Mondsichel steht nach Sonnenuntergang am 13. Mai
über dem Nordwesthorizont links unterhalb von Merkur.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Der April war der erste vollständige Frühlingsmonat in diesem Jahr. In vielen
Landesteilen war es allerdings eher kühl und regnerisch. Zumindest das Wetter
sorgte also nicht für die typischen Frühlingsgefühle. Die Hoffnungen ruhen nun
auf dem Mai. Auf den Sternhimmel zumindest ist da Verlass: Dieser wird aktuell
von den typischen Sternen des Frühlings geprägt, gut zu erkennen am sogenannten Frühlingsdreieck,
das aus den Sternen Arktur im Sternbild
Bärenhüter (Bootes), Spica im Sternbild Jungfrau und Regulus im Löwen besteht [Findkarte].
Sogar der Sommer ist am Himmel schon auszumachen: So erscheint im
(Nord-)Osten langsam das Sommerdreieck, das aus den Sternen
Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler gebildet wird [Findkarte].
Der Große Wagen - ein Teil des Sternbilds Großer Bär oder
präziser der Großer Bärin - ist das ganze Jahr über am nächtlichen Himmel zu sehen. Die Konstellation
befindet sich nämlich nahe
genug am Himmelspol und steht im Mai hoch am Himmel. Verbindet man bei
diesem Sternbild die beiden der Deichsel abgewandten Sterne zu einer Linie,
weist diese den Weg zum Polarstern, der am Ende der Deichsel
des Kleinen Wagens liegt.
Hoch im Osten steht zurzeit das Sternbild Bärenhüter
(Bootes) mit seinem Stern Arktur, der Teil des Frühlingsdreiecks ist. Das
Sternbild erinnert entfernt an eine Eistüte: Das Eis zeigt etwa in Richtung
Nord-Ost, Arktur ist an der Spitze zu finden. Der hellorange leuchtende Stern
ist - die Sonne nicht mitgezählt - der dritthellste Einzelstern am Himmel. Ein
Grund dafür ist seine relative Nähe von nur rund 34 Lichtjahren. Zudem hat
Arktur einen 25 Mal größeren Durchmesser als unsere Sonne. Das System aus Alpha
Centauri A und Alpha Centauri B ist, mit bloßem Auge betrachtet, nicht auflösbar
und erscheint zusammen heller als Arktur. Die beiden Einzelkomponenten sind es
allerdings nicht.
Eine andere Besonderheit von Arktur ist mit bloßem Auge nicht auszumachen:
Arktur gehört zu den am schnellsten am Himmel wandernden Sternen seiner
Größenklasse. Jedes Jahr bewegt er sich um 2,3 Bogensekunden auf das Sternbild
Jungfrau zu. Zum Vergleich: Der Vollmond bedeckt am Himmel etwa 1.800
Bogensekunden oder ein halben Grad.
Wer über ein Fernglas oder ein kleines Teleskop verfügt, kann versuchen, den
Kugelsternhaufen M 3 zu finden, der im Sternbild
Jagdhunde liegt. Er gehört mit zu den schönsten Sternhaufen am
nördlichen Himmel und findet sich rund 12 Grad nordwestlich des Sterns Arktur an
der Grenze zum Sternbild Bärenhüter. Mit dem Fernglas sieht man allerdings nicht
viel mehr als einen verwaschenen Punkt.
M 3 wurde von Charles Messier am 3. Mai 1764 entdeckt und ist das dritte
Objekt in Messiers Katalog - deswegen auch der Name M 3. Der Kugelsternhaufen ist
rund 33.900 Lichtjahre von der Erde entfernt und besteht aus über einer halben
Million Sternen. Der Haufen hat einen Durchmesser von ungefähr 200 Lichtjahren,
die Hälfte seiner Masse findet sich allerdings innerhalb der inneren 22
Lichtjahre.
Der Abend war in den letzten Monaten vor allem dem Mars
vorbehalten, der noch immer in der ersten Nachthälfte im Sternbild Zwillinge
beobachtet werden kann. Seine Helligkeit nimmt allerdings weiter ab.
Gesellschaft am Abendhimmel bekommt er im Mai von der Venus:
Der sonnennähere Nachbarplanet ist allerdings nur für kurze Zeit nach
Sonnenuntergang auszumachen und noch kein wirkliches Highlight am Abendhimmel.
Wer den sonnennächsten Planeten Merkur einmal sehen will,
der hat im Mai dazu die in diesem Jahr besten Chancen am Abendhimmel: Schon
Anfang des Monats ist der Planet knapp über dem Nordwesthorizont zu sehen und erreicht zur
Monatsmitte eine Höhe von fast 10 Grad über dem Horizont. Am 13. Mai zieht der
Mond nur zwei Grad südlich an Merkur vorüber - eine schöne Gelegenheit, den
winzigen Planeten einmal selbst zu beobachten.
Der Gasriese Jupiter ist weiterhin in der zweiten Nachthälfte zu sehen. Er
wandert durch das Sternbild Wassermann und wird allmählich heller. Auch der
Saturn ist erst nach Mitternacht zu sehen. Der Ringplanet steht im Steinbock und
auch seine Helligkeit steigt langsam an. Beide Gasriesen werden im August ihre
Oppositionsstellung zur Sonne erreichen.
Für Sternschnuppenfreunde bietet der Mai eher weniger - es sei
denn, sie halten sich in südlicheren Breiten auf. Dort sind nämlich die
Mai-Aquariden, die aus dem Sternbild Wassermann zu kommen scheinen, ein
recht auffälliger Sternschnuppenstrom, der sein Maximum am 5. Mai erreicht. In
diesem Jahr stört allerdings der Mond die Beobachtung. Die Mai-Aquariden
gehen auf den Kometen Halley zurück. Das Maximum der Eta-Lyriden
wird am 8. Mai erwartet. Es wird dabei allerdings mit nur etwa fünf Meteoren pro
Stunde gerechnet.
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