Sterne des Frühlings, Boten des Sommers
von
Stefan Deiters astronews.com
1. April 2021
Wer am nächtlichen Himmel mehr als einen Planeten sehen
möchte, muss früh aufstehen: Die Riesenplaneten Jupiter und Saturn sind nämlich
nur in der zweiten Nachthälfte zu sehen. Am Abend hingegen lässt sich der Rote
Planet Mars beobachten und natürlich noch einiges mehr: Es locken die Sterne des
Frühlings und auch der Sommer lässt sich schon am Himmel blicken.
Blick nach Westen am Abend des 17. April 2021: Der Mond (hier
vergrößert dargestellt) mit Mars mitten in den Sternen des
Wintersechsecks.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Der März endete in vielen Regionen mit fast schon sommerlichen Temperaturen
und auch wenn es über die Ostertage wieder etwas kälter werden soll, der Blick
an den Himmel verrät, dass die kalte Jahreszeit nun hinter uns liegt: Die
Wintersternbilder, die uns während der letzten Monate begleitet haben, werden am
Himmel immer mehr von den Frühlingskonstellationen verdrängt: So ist das
markante Frühlingsdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Arktur im Sternbild Bootes, Spica im Sternbild Jungfrau und
Regulus im Löwen besteht, inzwischen schön am nächtlichen Himmel zu beobachten.
Apropos Ostern: In diesem Jahr gilt wieder die volkstümliche
Osterregel, nach der das christliche Osterfest auf den Sonntag fällt, der auf
den ersten Vollmond im Frühling folgt. Der erste Vollmond nach Frühlingsbeginn
war am Sonntag, dem 28. März, Ostersonntag ist damit eine Woche später, also am
4. April.
Wer die hoffentlich bald wärmer werdenden Nächte, die gegenwärtig noch nicht
zu spät beginnen, für einen Spaziergang am Himmel nutzt, kann sogar schon
Hinweise auf den bevorstehenden Sommer finden: Im (Nord-)Osten erscheint das
sogenannte Sommerdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im
Adler besteht. Blickt man am Abend nach Südwesten, kann man dort das Sternbild
Krebs beobachten.
Darin findet sich der Sternhaufen Praesepe (M44), die Krippe [Findkarte].
Diese Ansammlung von Sternen wird im englischsprachigen Raum auch
Bienenkorb-Haufen (Beehive-Cluster) genannt und ist schon mit bloßem Auge als
verschwommener Fleck am dunklen Nachthimmel auszumachen. Der Sternhaufen hat
eine Ausdehnung am Himmel, die etwas größer ist als der Vollmond und ist einer
der uns am nächsten gelegenen und größten offenen Sternhaufen.
Da Praesepe schon mit bloßem Auge erkennbar ist, gehört er zu den wenigen
Sternhaufen, die schon von Gelehrten im Altertum beschrieben wurden. So soll der
griechische Astronom Hipparch über den Haufen als "Kleine Wolke" berichtet
haben. Um was es sich bei dieser Wolke wirklich handelte, fand erst Galileo
Galilei heraus, der Praesepe 1610 mit seinem Teleskop genauer beobachtete: Er
zählte insgesamt 36 Sterne in dem Haufen.
Mit heutigen Amateurteleskopen sollten bis zu 150 Sterne zu sehen sein. Man
schätzt, dass der Haufen rund 400 Sterne enthält. Er ist rund 500 Lichtjahre von
der Erde entfernt und etwa 400 Millionen Jahre alt. Etwas südlich von Praesepe
befindet sich mit M 67 ein weiterer Sternhaufen, der allerdings nur mit dem
Fernglas zu sehen ist. Er enthält viele Hundert Sterne und ist der älteste
Sternhaufen unserer Milchstraße.
Wer Planeten beobachten möchte, dem bleibt im April am Abendhimmel nur der
Mars, der durch das Sternbild Stier wandert und die Zeiten seiner Sichtbarkeit
allmählich in die Zeit vor Mitternacht verlegt. Unser anderer Nachbarplanet Venus ist
nicht zu sehen, der Planet wird erst im Mai als "Abendstern" am abendlichen
Himmel erscheinen. Die Gasriesen Jupiter und Saturn sind in der zweiten
Nachthälfte in den Stunden vor Sonnenaufgang auszumachen, Jupiter wandert vom
Steinbock in den Wassermann, Saturn bleibt noch im Steinbock.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im April auf ihre Kosten kommen -
zumindest ein wenig: Die Lyriden, mit Ausstrahlungspunkt im Sternbild Leier,
sind zwischen dem 16. und 24. April aktiv. Ihr Maximum ist für den
22. April
vorhergesagt. Unter besten Bedingungen werden maximal 20 Meteore zu sehen sein,
der helle Mond stört in diesem Jahr die Beobachtung. Die Lyriden
gehen auf den Kometen C/1861 G1 Thatcher zurück.
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