Große Konjunktion vor Weihnachten
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2020
Der nächtliche Himmel ist inzwischen geprägt von den Sternen
des Winters, doch lohnt im Dezember besonders ein Blick zu zwei Planeten:
Jupiter und Saturn kommen sich am Himmel immer näher und erreichen am 21.
Dezember einen so geringen Abstand, dass sie mit bloßem Auge fast nicht mehr zu
trennen sind - eine große Konjunktion. Am gleichen Tag beginnt der Winter.
Blick am frühen Abend des 17. Dezember 2020 nach Südwesten:
Zur Mondsichel gesellen sich Jupiter und Saturn, die schon
sehr dicht beeinander stehen. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Im Dezember sind die Nächte am längsten. Und irgendwie scheint man dies in
diesem Jahr besonders zu spüren, fehlen doch der Trubel und die ausgelassene
Stimmung auf den Weihnachtsmärkten. Wer coronabedingt die Lichter der Städte
lieber meidet, der sollte einen Blick an den Himmel wagen, denn da gibt es im
Dezember einiges Spannende zu entdecken.
Dominieren tun dort inzwischen eindeutig die Sternbilder des Winters: Schaut
man Mitte Dezember gegen Mitternacht an den süd-östlichen Sternenhimmel, kann
man etwa das sogenannte Wintersechseck [Findkarte]
in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den Sternen Prokyon im
Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier,
Rigel im Orion und Sirius im Großen Hund.
Das Sternbild Orion ist am nächtlichen Himmel kaum zu
übersehen und auch für Astronomen äußerst interessant: Im "Schwert" des Orion,
das sich unter den drei Sternen des Oriongürtels befindet, ist schon mit bloßem
Auge ein äußerst aktives Sternentstehungsgebiet erkennbar, der Orionnebel. Der
Nebel ist rund 1.350 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von
etwa 30 Lichtjahren. Durch Beobachtungen der jungen und gerade entstandenen
Sterne können Astronomen viel über die Geburt von Sonnen und ihre frühe
Entwicklung lernen.
Das Sternbild hat aber noch mehr zu bieten: Etwa Betelgeuse,
auch Alpha Orionis genannt, den linken Schulterstern des Orion und Hauptstern
des Sternbilds. Der Name Betelgeuse entstand durch die Übertragung des aus dem
Arabischen stammenden Sternnamens ins Lateinische. Die arabische Bezeichnung
tauchte bereits im "Buch der Konstellationen der Fixsterne" des arabischen
Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi auf, der von 903 bis 986 lebte. Der arabische
Name bedeutet wohl so viel wie "Hand des Orion".
Betelgeuse dürfte rund 13.000-mal heller leuchten als unsere Sonne und einen
Durchmesser aufweisen, der den unserer Sonne um das 500- bis 800-Fache
übersteigt. Beteigeuze ist somit ein Riesenstern und Astronomen glauben, dass er
in nicht allzu ferner Zeit als Supernova explodieren wird. Glücklicherweise ist
Beteigeuze einige Hundert Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass uns ein
solches Ereignis nicht gefährlich werden kann.
Freunde von Meteoren wissen, dass es auch im Dezember einen bekannten
Sternschnuppenstrom zu sehen gibt: Zwischen dem 6. und dem 16. Dezember machen
sich die sogenannten Geminiden bemerkbar. Die Geminiden haben
ihren Namen - wie alle Sternschnuppenströme - von dem Sternbild, aus dem sie zu
kommen scheinen, in diesem Fall also aus dem Sternbild Zwillinge. Wer das
Wintersechseck am Himmel schon aufgespürt hat, sollte im Sternbild Zwillinge
also vielleicht noch etwas länger verweilen, vielleicht sieht er eine
Sternschnuppe.
Die Geminiden lassen sich übrigens ausnahmsweise einmal nicht auf einen
Kometen zurückführen, sondern auf den Asteroiden 3200 Phaethon. Das Maximum der
Geminiden wird für die Nacht vom 13. auf den 14. Dezember erwartet. Die Geminiden
sind die ganze Nacht über zu sehen.
Außerdem sind in der zweiten Monatshälfte
die Ursiden aktiv, deren Radiant im Kleinen Bären liegt. Sie
gehen auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Ihr Maximum wird für die Nacht vom 21.
auf 22. Dezember erwartet. Allerdings ist hier nur mit einer Handvoll
Sternschnuppen zu rechnen, bei den Geminiden können es einige Dutzend sein.
Ein besonderen Blick sollte man den ganzen Dezember auch auf die beiden
größten Planeten im Sonnensystem werfen: Jupiter und
Saturn. Beide Planeten kommen sich im Laufe des Monats am Himmel immer
näher und erreichen schließlich am 21. Dezember am Himmel einen Abstand von nur
sechs Bogenminuten - eine große Konjunktion. Beide Planeten wandern vom
Sternbild Schütze in den Steinbock und sind nur am frühen Abend zu sehen.
Unser Nachbarplanet Venus
- zunächst in der Waage, dann im Skorpion - ist nach wie vor am Morgenhimmel zu
sehen, hat allerdings deutlich an Glanz eingebüßt. Weniger hell als in den
letzten Monaten ist auch unser anderer Nachbar, der Mars. Ist
am Abendhimmel bis weit nach Mitternacht in den Fischen zu sehen.
Wer übrigens von der Dunkelheit trotz der weihnachtlichen Lichter und des
eindrucksvollen Sternenhimmels schon genug hat, kann sich freuen: Mit dem
offiziellen Winteranfang am 21. Dezember um 11.02 Uhr MEZ
hat die Sonne den tiefsten Punkt
ihrer Bahn erreicht und die Nächte werden fortan wieder kürzer.
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