Der Herbsthimmel und Merkur am Morgen
von
Stefan Deiters astronews.com
1. November 2020
Mit dem November und dem Ende der Sommerzeit beginnen nun
wirklich die dunklen Tage: Die länger werdenden Nächte erlauben - bei passendem
Wetter - ausgedehnte Spaziergänge am nächtlichen Himmel, der von den
Sternbildern des Herbstes dominiert wird. Am Abend sind Mars, Saturn und Jupiter
zu sehen, Venus bleibt Morgenstern. Merkur ist morgens ausgesprochen gut zu
beobachten.
Blick nach Ostsüdost um kurz nach 6 Uhr am 13. November: Zur
schmalen Mondsichel gesellen sich Venus (oben) und Merkur
(links über dem Horizont. Rechts ist zudem der Stern Spica zu
sehen. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Nun hat die dunkle Jahreszeit wirklich begonnen. Seit dem Ende der Sommerzeit
am letzten Oktobersonntag ist es draußen schon vor 18 Uhr stockdunkel - und an
bedeckten und regnerischen Tagen wird es manchmal auch den ganzen Tag nicht
richtig hell. So gilt der November zu Recht als "dunkler" Monat, da hier noch
nicht die im Dezember allgegenwärtige Weihnachtsbeleuchtung zumindest für ein
wenig Helligkeit sorgt.
Für Sternfreunde hat der frühere Beginn der Dunkelheit natürlich auch sein
Gutes: Schon am frühen Abend ist nun ein Blick an den Sternenhimmel möglich und
mit etwas Glück ist es dabei noch nicht zu kalt. Bleibt nur zu hoffen, dass das Wetter
nicht zu novembertypisch ist und so Beobachtungsabende unmöglich macht. Zu sehen
gibt es im November nämlich einiges.
Zu den typischen Herbststernbildern gehört das markante Viereck des Pegasus, das am Abend im Südwesten zu sehen ist. Südlich und
östlich davon findet sich das Sternbild Fische, das zwei Fische
darstellen soll, die an ihren Schwänzen mit einer Leine verbunden sind. Der
Körper des einen Fischs ist südlich des Pegasus-Vierecks als kleiner Kreis aus
fünf Sternen zu sehen, der andere als gezackte Linie östlich davon. Das
Sternbild hat die Form eines "V", in dessen Spitze der Stern Alrischa liegt, der
Hauptstern des Sternbilds.
Wer im vergangenen Monat noch nicht erfolgreich damit war, unsere Nachbargalaxie
Messier 31 im Sternbild Andromeda aufzuspüren, sollte es im
dunklen November noch einmal versuchen [Findkarte Andromedagalaxie]: Das Sternbild ist vergleichsweise einfach zu erkennen:
Seine hellsten Sterne bilden vom Stern Sirrah oder Alpheratz, dem nordöstlichen
Stern des Pegasus-Vierecks, eine Linie aus vier Sternen. Vom dritten Stern,
Mirach, hangelt man sich dann - etwa im rechten Winkel - zu zwei
leuchtschwächeren Sternen hinauf und trifft schließlich so auf die
Andromedagalaxie. Man darf allerdings hier, insbesondere, wenn man mit bloßem
Auge beobachtet, keine prächtige Spiralgalaxie erwarten, sondern lediglich ein
lichtschwaches nebliges Objekt.
Nach der Opposition unseres Nachbarplaneten Mars im Oktober
wird es nun etwas ruhiger für Planetenfans: Der Rote Planet im Sternbild Fische
ist noch immer ein markantes Objekt am nächtlichen Himmel, verliert aber
deutlich an Helligkeit. Den Monat über bleibt er aber noch zumindest so hell wie
der Jupiter, der sich immer mehr vom Nachthimmel in die
früheren Abendstunden zurückzieht. Der größte Planet des Sonnensystems steht im
Sternbild Schütze.
Hier befindet sich auch der zweitgrößte Planet des Sonnensystems, der
Saturn. Auch dieser zieht sich in die frühen Abendstunden zurück. Seine
Helligkeit liegt deutlich unter der von Jupiter oder auch Mars. In den kommenden
Wochen lohnt es sich zu verfolgen, wie sich die beiden Planeten am frühen Abend
immer näher kommen. Kurz vor Weihnachten sind sie sich besonders nahe - es kommt
zu einer "großen Konjunktion".
Die Venus ist weiterhin Morgenstern, doch auch sie verkürzt
die Phase ihrer Sichtbarkeit. Sie wandert von der Jungfrau ins Sternbild Waage.
Am Morgenhimmel ist im November auch der sonnennächste Planet Merkur
zu finden, der in diesem Monat sogar die günstigste Morgensichtbarkeit des
gesamten Jahres bietet. Etwa zwischen dem 6. und dem 18. November ist er eine
Stunde vor Sonnenaufgang am Osthorizont zu sehen. Am 13. November steht die
schmale Mondsichel zwischen Merkur und Venus.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten in diesem Monat zumindest ein wenig auf
ihre Kosten kommen. Der November ist der Monat der Leoniden. Sie sind ab dem
13. November aktiv und scheinen aus dem Sternbild
Löwe (Leo) zu kommen, daher auch der Name dieses Sternschnuppenstroms. Die Leoniden
bestehen aus Material des Kometen 55P/Tempel-Tuttle, der etwa alle 33 Jahre in die Nähe der
Sonne kommt und in diesen Zeiten für eine erhöhte Sternschnuppendichte sorgt. 1998
und 1999 konnte man deswegen teilweise beachtliche Meteorschauer beobachten.
In diesem Jahr dürfte die Ausbeute wieder eher gering sein. Das Maximum wird für die
Nacht vom 16. auf den 17. November erwartet. Mehr als vielleicht ein Dutzend Sternschnuppen pro Stunde
dürfte es allerdings kaum geben. In den folgenden Tagen lässt die Aktivität der
Leoniden schnell nach. In der ersten
Monatshälfte sind zudem die Tauriden aktiv. Sie scheinen aus
dem Sternbild Stier zu kommen. Das Maximum wird für den 11. November erwartet.
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