20 weitere Antennen für MeerKAT
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
17. September 2020
Das MeerKAT-Radioteleskop in Südafrika gilt als ein
Vorläuferprojekt für das Square Kilometre Array, das
Radioteleskop der nächsten Generation, das gleich auf zwei Kontinenten entstehen
soll. Mit 20 weiteren Radioantennen wird nun MeerKAT zunächst noch
leistungsfähiger. Die Anlage soll später in das Square Kilometre Array
integriert werden.
Das SKA-Max-Planck-Demonstrationsteleskop am
südafrikanischen SKA-Standort in der Karoo-Halbwüste.
Foto: MPIfR / Gundolf Wieching [Großansicht] |
Das MeerKAT-Radioteleskop stellt einen Vorläufer für das Square Kilometre
Array (SKA) dar, das Projekt eines Radioteleskops der nächsten Generation
mit weltweiter Beteiligung und Teleskopstandorten im südlichen Afrika und in
Australien. MeerKAT und die jetzt vorgestellte Erweiterung werden zu einem
späteren Zeitpunkt in den im südlichen Afrika anzusiedelnden Teil des SKA
integriert und werden als SKA-MID den mittleren zu beobachtenden Frequenzbereich
des SKA umfassen.
Diese nächste Generation von Radioteleskopen wird erheblich verbesserte
Untersuchungen in einer Vielzahl von Bereichen der Radioastronomie ermöglichen.
Die Messung von extrem genau gehenden Pulsaruhren bietet eine einzigartige
Möglichkeit, Verbiegungen der Raumzeit und damit extrem langwellige
Gravitationswellen aufzuspüren.
Die Erforschung von jungen Galaxien bei sehr großer Rotverschiebung könnte
dabei helfen, der Natur der geheimnisvollen Dunklen Energie auf die Spur zu
kommen. Karten der dreidimensionalen Verteilung von kosmischen Magnetfeldern
führen zu einem besseren Verständnis ihrer Auswirkung auf Objekte im Universum.
Ein Blick zurück ins sogenannte "Dunkle Zeitalter", bevor das Universum im Licht
von Sternen und Galaxien erstrahlte, gäbe Gelegenheit zu verstehen, wie Schwarze
Löcher und Sterne sich gebildet haben. Und schließlich könnte die Erforschung
von komplexen Molekülen in Richtung der Voraussetzungen für die Entstehung von
Leben im Universum führen.
Mit der Erweiterung des MeerKAT-Teleskops wird die wissenschaftliche und
technologische Kooperation weiter vertieft, die schon durch die enge
Zusammenarbeit zwischen dem South African Radio Astronomy Observatory
(SARAO) und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in Deutschland im Rahmen von
MeerKAT begonnen wurde. Es wird zu einer Fundgrube neuer wissenschaftlicher
Daten für die internationale astronomische Gemeinschaft führen und schließlich
auch hinführen zum Square Kilometre Array als dem großen
Radioteleskop-Projekt der Zukunft.
Mit dem MK+ Projekt wird das bestehende MeerKAT-Observatorium durch die
Integration von 20 weiteren Parabolantennen maßgeblich verbessert. Diese
Erweiterung wird von SARAO und MPG gemeinsam finanziert. MeerKAT umfasst zur
Zeit 64 Parabolantennen. Diese Zahl wird durch MK+ auf 84 vergrößert. Wichtig
dabei ist, dass durch die Erweiterung auch der maximale Abstand zwischen den
Antennen von 8 auf 17 Kilometer heraufgesetzt wird. Dadurch wird sowohl die
Empfindlichkeit des Teleskops für schwache Quellen als auch seine Fähigkeit zur
Darstellung detaillierterer Radiobilder vergrößert. Die Anforderungen an die
Leistungsfähigkeit der Computer für die Datenanalyse werden mit der Erweiterung
um einen Faktor zehn ansteigen.
Die südafrikanischen Partner sind verantwortlich für die Errichtung der
Infrastruktur vor Ort, für einen Teil der Empfangssysteme und deren Kühlung
sowie die Geräte für die Datenanalyse, während von den deutschen Partnern die
neuen Teleskopantennen im Design der Parabolspiegel für das Square Kilometre
Array zur Verfügung gestellt werden, weiterhin Instrumentierung in Form von
Empfängern und Systemen für Datenaufnahme und Datenverarbeitung für MK+. Beide
Partnerländer beteiligen sich mit jeweils 20 Millionen Euro (bzw. 400 Millionen
Rand) an dem Projekt.
Deutsche Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen stellen einen
wesentlichen Anteil am Industrialisierungsprogramm für den südafrikanischen Teil
des Square Kilometre Array (SKA-MID) und sind in maßgeblicher Weise an
den laufenden Designaktivitäten beteiligt. Im Konsortium für Entwurf und
Fertigung der SKA-Antennen spielen beide eine Schlüsselrolle und sind zusammen
mit internationalen Partnern für den Entwurf der Parabolantennen verantwortlich,
die den mittleren Frequenzbereich des SKA abdecken. In diesem Rahmen hat die
Max-Planck-Gesellschaft bereits den Bau einer Referenzantenne veranlasst (den
"SKA-Max-Planck-Dish-Demonstrator"), die zur Zeit von einem südafrikanischen
Team vor Ort in der Karoo-Region auf die nötigen Anforderungen hin getestet
wird.
Dr. Molapo Qhobela, der Vorsitzende der National Research Foundation in
Südafrika, erwartet, dass die MeerKAT-Erweiterung ein deutlich
leistungsfähigeres Teleskop zur Untersuchung der Entstehung und Entwicklung von
Galaxien im Verlauf der Geschichte des Universums darstellen wird: "Die
Erweiterung von MeerKAT vergrößert die Empfindlichkeit der Empfangssysteme um
ca. 50 Prozent, dadurch wird eine wesentlich schnellere Kartierung des Himmels
möglich und der Nachweis von extrem schwachen astronomischen Quellen."
Die 20 zusätzlichen Parabolantennen des MK+-Projekts werden voraussichtlich
zu einem späteren Zeitpunkt auch in die erste Phase für das "Square Kilometre
Array" integriert und werden einen Teil des insgesamt 197 Antennen umfassenden
SKA-MID darstellen. Das MK+-Projekt wurde im Jahr 2019 im Rahmen einer
gründlichen wissenschaftlichen Bewertung und technischen Planung gestartet. Die
wesentlichen Ausschreibungen für die Erweiterung sind auf dem Weg und erste
Aktivitäten zum Aufbau vor Ort sind für Mitte 2021 vorgesehen. Die weiteren
Schritte bis hin zur Vollendung und wissenschaftlichen Inbetriebnahme sollten
bis 2023 abgeschlossen sein.
"Ich bin davon beeindruckt, was bis jetzt schon mit dem MeerKAT-Teleskop
erreicht wurde und wir sind stolz darauf, mit unseren südafrikanischen Partnern
bei der Erweiterung des Teleskops zu kooperieren", so Prof. Martin Stratmann,
der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, der den Standort von MeerKAT in
Südafrika im Januar 2020 besucht hat. "Das muss man wirklich selbst erlebt haben
– es ist ein sehr eindrucksvoller Anblick!"
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