Gasriesen in Opposition am Sommerhimmel
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juli 2020
Jupiter und Saturn, die beiden Gasriesen unseres
Sonnensystems, erreichen mit wenigen Tagen Abstand im Juli ihre
Oppositionsstellung und sind damit die ganze Nacht über prominent am Himmel
vertreten. Venus bleibt strahlender Blickfang vor Sonnenaufgang, der Mars
erobert sich langsam auch den Himmel vor Mitternacht. In den Sommernächten lohnt
zudem ein Blick zur Milchstraße.
Saturn (links), Jupiter und der Mond in der Nacht vom 5. auf
den 6. Juli gegen Mitternacht im Südosten.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Jetzt ist er also wirklich da, der kalendarische Sommer, und prompt scheint es
mit dem sommerlichen Wetter auch schon wieder vorüber zu sein. Doch der Monat
hat ja gerade erst begonnen. Der Juli ist für Astronomen der erste komplette
Sommermonat des Jahres. In den kurzen und hoffentlich auch warmen Nächten bleibt
man auch schon einmal länger draußen und beobachtet, wie die ersten Sterne
langsam am Himmel sichtbar werden.
Zu den in jedem Jahr wiederkehrenden astronomischen Daten zählen auch die Tage,
an denen die Erde ihren größten und ihren geringsten Abstand von der Sonne hat.
Astronomen nennen diese Punkte Aphel und Perihel. Der Punkt des
geringsten Abstands von der Sonne, das Perihel, wird jeweils Anfang Januar
durchlaufen, der Punkt mit dem größten Abstand Anfang Juli - in diesem Jahr am
4. Juli. Die Erde ist dann 152 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt,
Anfang Januar waren es "nur" 147 Millionen Kilometer.
Die Entstehung der Jahreszeiten, das wird dadurch noch einmal deutlich, hat
also nichts mit dem Abstand der Erde von der Sonne zu tun, sondern ausschließlich mit der Neigung der
Erdachse: Während eines Umlaufs um die Sonne bekommt dadurch einmal die
Nordhalbkugel und einmal die Südhalbkugel der Erde mehr Sonnenstrahlen ab. In unserem
Sommer ist die Nordhalbkugel der Sonne zugeneigt, auf der Südhalbkugel hingegen
herrscht Winter.
Passend zur Jahreszeit sind am Himmel noch immer die typischen
Sommersternbilder prominent vertreten: Wega im Sternbild Leier, Deneb im
Sternbild Schwan und Altair im Adler bilden das sogenannte
Sommerdreieck [Findkarte].
Doch auch der kommende Herbst kündigt sich mit dem Sternbild Pegasus
schon an. Ganz in der Nähe von Wega findet sich mit Epsilon Lyrae
ein bekanntes Vierfach-Sternsystem, von dem sich zwei Komponenten schon mit dem
Fernglas, alle vier mit einem kleinen Teleskop auflösen lassen. Epsilon Lyrae
ist rund 160 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Ende Juli beginnen die Hundstage. Ihren Namen haben sie von
Sirius, der bei uns eher als Stern des Winterhimmels bekannt
ist. Von den alten Ägyptern aber wurde Sirius, der hellste Stern am Himmel nach
unserer Sonne, "Hundsstern" genannt und sein Erscheinen dort im Sommer - zusammen mit
der sommerlichen Hitze - ist verantwortlich für die noch immer gebräuchliche
Bezeichnung "Hundstage". Für die Ägypter war das Erscheinen des Sirius ein Warnsignal, das die bevorstehende Flut des Nils ankündigte.
Schaut man gegen Mitternacht Richtung Süd-Osten und befindet sich fernab
störender Lichter, kann man das helle Band der Milchstraße in seiner ganzen
Pracht bewundern. Mit einem Feldstecher ist diese Region am Himmel eine wahre
Fundgrube: Ein Sternhaufen und Nebel reiht sich hier an den nächsten. Oberhalb
des Sternbilds Schütze finden sich die wohl eindrucksvollsten Nebel des
nördlichen Sternenhimmels: Der Lagunen-Nebel (M 8) und der etwas
nördlich davon gelegene Trifidnebel (M 20) [Findkarte].
Der Lagunen-Nebel ist größer und heller als der Trifidnebel und rund 5.000
Lichtjahre von der Erde entfernt. Mit einem kleinen Teleskop erkennt man
bereits, dass der Nebel von einem dunklen Band aus Staub geteilt wird, das dem
Nebel seinen Namen gab. Der Trifidnebel ist rund 9.000 Lichtjahre von der Erde
entfernt und ist besonders durch ein eindrucksvolles Bild des
Hubble-Weltraumteleskops bekannt geworden. Es zeigte eine stellare Kinderstube
voller Sternenembryos, die von der intensiven Strahlung eines nahen Riesensterns
langsam aufgelöst wird (siehe
Bild des Tages vom 28.
April 2009).
Im Juli erreichen gleich zwei Planeten mit nur wenigen Tagen Abstand ihre
Oppositionsstellung: der Gasriese Jupiter am 14. Juli und der
Ringplanet Saturn am 20. Juli, beide im Sternbild Schütze.
Jupiter ist schon wegen seiner Entfernung dabei der deutlich hellere Planet. Zur
Opposition steht die Erde praktisch genau auf der Linie zwischen Sonne und
Planet, so dass der Planet in diesem Zeitraum der Erde vergleichsweise nahe ist
und besonders hell am Himmel strahlt. Außerdem ist er die gesamte Nacht über am
Himmel zu sehen.
Der Rote Planet Mars hat seine Opposition in diesem Jahr
noch vor sich, verlagert aber seine Aufgangszeiten im Laufe des Monats schon
allmählich in die Zeit vor Mitternacht. Auch wird er merklich heller. Er
befindet sich im Juli in den Sternbildern Walfisch und Fische. Die Venus bleibt
Morgenstern und strahlt vor Sonnenaufgang hell im Osten. Der Merkur
lässt sich in der letzten Woche des Monats am Morgenhimmel aufspüren.
Zum Monatsende könnte auch der Meteorschauer der Delta-Aquariden
sichtbar
sein, dessen Ausstrahlungspunkt im Sternbild Wassermann liegt. Es handelt sich
aber um einen relativ unauffälligen Meteorstrom. Das Maximum wird für die ersten
Stunden des 29. Juli erwartet. Den ganzen Juli über sind die Alpha-Capricorniden mit dem Ausstrahlungspunkt im Steinbock aktiv. Experten erwarten
aber nicht mehr als vielleicht fünf bis zehn Objekte pro Stunde im Maximum am 29. Juli. Auch die
ersten Perseiden könnten in der zweiten Julihälfte schon zu
sehen sein.
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