Drei Planeten am frühen Abend
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Oktober 2019
Im Oktober erobern die Sternbilder des Herbstes allmählich
den nächtlichen Himmel. So lohnt ein Blick zum Sternbild Andromeda und auf
unsere Nachbargalaxie M 31. Wer Planeten sehen möchte, sollte bald nach
Sonnenuntergang nach ihnen schauen. Da zeigen sich nämlich noch Jupiter und
Saturn und zum Monatsende auch die Venus. Uranus steht im Widder in Opposition
zur Sonne.

Blick nach Südsüdwest am 3. Oktober gegen 20 Uhr: Jupiter
steht neben der schmalen Sichel des Mondes, etwas weiter
südlich ist Saturn zu sehen. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Es stürmt und regnet und in der Nacht ist es inzwischen schon herbstlich
kühl. Doch spätestens der Frühnebel mancherorts macht deutlich, dass inzwischen
der Herbst begonnen hat. Dem widersprechen auch die Astronomen nicht:
Kalendarisch befinden wir uns seit dem 23. September in der Jahreszeit der
bunten Wälder und Stürme. Da sollte man erwarten, dass inzwischen auch am
nächtlichen Himmel die Herbststernbilder das Regiment übernommen haben.
Wer allerdings abends an den Himmel schaut, wird schnell feststellen, dass
der Himmel zurzeit nicht wesentlich anders aussieht als noch vor vier Wochen.
Das hat einen einfachen Grund: Der Effekt der langsam nach Westen ziehenden
Sternbilder wird von der früher untergehenden Sonne in etwa ausgeglichen.
Sogar noch einige Sternbilder des Sommers lassen sich ausmachen und
erinnern an die wärmere Jahreszeit: So ist das
Sommerdreieck [Findkarte]
aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler
noch deutlich am Himmel zu sehen. Aber selbstverständlich lassen sich auch die Konstellationen des Herbstes
schon erkennen, allerdings sind die Sterne der typischen Herbststernbilder
weniger hell und damit auch weniger auffällig. Charakteristisch für den Herbst
ist etwa im Osten das große Viereck des Pegasus, gefolgt von Andromeda.
Das Sternbild Pegasus, das ein fliegendes Pferd darstellen soll, steht dabei
am Himmel auf dem Kopf. Das markante Viereck bildet den Körper des Pferdes, von
der unteren rechten Ecke gehen dann Hals und Kopf ab. Unterhalb von Kopf und
Hals liegt das Sternbild Wassermann. Denkt man sich eine Linie
durch die linke obere und die rechte untere Ecke des Pegasus-Vierecks, deutet
diese auf Sadalmelik, den Hauptstern des Wassermanns. Der Stern ist 760
Lichtjahre von der Erde entfernt. Direkt östlich davon sind vier Y-förmig
angeordnete Sterne zu erkennen, die man auch als "Wasserkrug" des Wassermanns
bezeichnet.
In Andromeda lässt sich, ein dunkler Himmel und gute Augen
vorausgesetzt, noch ein ganz besonderes Objekt ausmachen: unsere Nachbargalaxie
Messier 31. Das Sternbild Andromeda ist vergleichsweise einfach zu erkennen:
Seine hellsten Sterne bilden vom Stern Sirrah oder Alpheratz, dem nordöstlichen
Stern des Pegasus-Vierecks, eine Linie aus vier Sternen. Vom dritten Stern,
Mirach, hangelt man sich dann - etwa im rechten Winkel - zu zwei
leuchtschwächeren Sternen hinauf und trifft schließlich so auf die
Andromedagalaxie.
Man darf allerdings hier, insbesondere, wenn man mit bloßem Auge beobachtet,
keine prächtige Spiralgalaxie erwarten, sondern lediglich ein lichtschwaches
nebliges Objekt. Das erklärt auch, warum diese und andere Galaxien vor 100
Jahren noch als "Nebel" bezeichnet wurden und es unter Astronomen eine lange
Diskussion darüber gab, ob es sich dabei nun um Galaxien wie unsere Milchstraße
oder tatsächlich nur um Nebel innerhalb der Milchstraße handelt. Erst durch
Beobachtungen von Edwin Hubble wurde diese Frage geklärt: Ihm gelang es nämlich
die Entfernung zum "Andromedanebel" zu bestimmen, so dass deutlich war, dass
diese Galaxie viel weiter entfernt ist, als unsere Milchstraße groß sein kann.
Ein weiteres auffälliges Sternbild am Himmel ist Kassiopeia.
Es ist das ganze Jahr über zu beobachten und steht derzeit hoch im
Nordosten. Wegen seiner eigentümlichen Form wird es oft auch
als "Himmels-W" bezeichnet. Von diesem Sternbild aus lässt sich leicht ein schönes
Beobachtungsobjekt für das Fernglas oder für kleine Teleskope finden: der
Doppelsternhaufen NGC 869 und NGC 884 [Findkarte],
der zwischen dem Himmels-W und Perseus liegt. Was zunächst wie ein kleiner heller
Klumpen aussieht, ist in Wirklichkeit eine Ansammlung von Hunderten von Sternen.
Astronomen haben über 400 gezählt, doch es gibt zweifellos weitaus mehr, die
aber von interstellarem Staub verborgen sind. Die Haufen sind rund 7.000
Lichtjahre von der Erde entfernt.
Die Planeten machen sich im Oktober eher rar: Erst gegen Monatsende wird
unser Nachbarplanet Venus wieder am Abendhimmel sichtbar. Unser
anderer Nachbar Mars ist gar nicht zu sehen, er stand im
vergangenen Monat in Konjunktion zur Sonne, befand sich also - von der Erde aus
gesehen - hinter unserem Zentralstern. Jupiter ist nur noch in
den frühen Abendstunden im Südwesten zu sehen. Er befindet sich im Sternbild
Schlangenträger. Etwas länger ist Saturn im Schützen
auszumachen, doch auch der Ringplanet wird vor Mitternacht vom Nachthimmel
verschwunden sein.
Im Oktober lohnt eventuell auch einmal ein Blick zum siebten Planeten Uranus
. Dieser erreicht nämlich am 28. Oktober seine Oppositionsstellung im Widder. Seine
Helligkeit beträgt dann 5,7 Magnituden - unter optimalen Bedingungen könnte der
Planet also sogar mit bloßem Auge gesehen werden. Im Fernglas ist der Planet
aber auf jeden Fall auszumachen.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im Oktober auf ihre Kosten kommen. In
diesem Monat lassen sich nämlich zwei Meteorschauer beobachten: In der ersten
Monatshälfte sind die Oktober-Draconiden zu sehen, die ihren Ausgangspunkt (den
sogenannten Radianten) am Himmel im Sternbild Drache haben. Daher kommt auch der
Name Draconiden, das Sternbild Drache heißt auf Lateinisch nämlich Draco. Der
Strom ist auf den Kometen 21P/Giacobini-Zinner zurückzuführen. Ihr Maximum wird
für den 9. Oktober erwartet. Den ganzen
Oktober über ist zudem der Sternschnuppenstrom der Orioniden aktiv. Die Meteore
haben ihren Ausgangspunkt im Sternbild Orion. Mit dem Maximum wird am 21.
Oktober gerechnet.
Dass der Sommer nun endgültig vorüber ist, macht auch ein anderer Sachverhalt
deutlich: Ende Oktober endet nämlich auch die Sommerzeit und wir bekommen die Stunde, die
uns im Frühjahr "gestohlen" wurde, wieder zurück. Dies geschieht in der Nacht
vom 26. auf den 27. Oktober: Um 3 Uhr morgens wird die Uhr wieder auf 2 Uhr
zurückgestellt.
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