Offene Fragen der Kosmologie im Visier
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik astronews.com
20. August 2019
Viele Wissenschaftsbereiche sind noch immer von
Männern dominiert, auch die Astrophysik. Mit dem Lise-Meitner-Programm fördert
die Max-Planck-Gesellschaft daher gezielt herausragende Wissenschaftlerinnen.
Eine dieser Wissenschaftlerinnen ist die Physikerin Anna Ijjas, die sich künftig
am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik mit den offenen Fragen der
Kosmologie befassen wird.
Dr. Anna Ijjas, Leiterin der neuen
Lise-Meitner-Gruppe "Gravitationstheorie und
Kosmologie".
Foto: The Trustees of Princeton University |
Ab dem 1. September 2019 bereichert die neue Forschungsgruppe
"Gravitationstheorie und Kosmologie", die vom Lise-Meitner-Exzellenzprogramm der
Max-Planck-Gesellschaft gefördert wird, das Forschungsportfolio des
Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut). Unter
der Leitung von Dr. Anna Ijjas wird sich die Gruppe auf Anwendungen der
mathematischen und numerischen Relativitätstheorie konzentrieren, um Theorien
zum Ursprung, zur Entwicklung und der Zukunft des Universums und ihre Beziehung
zur Physik Schwarzer Löcher zu untersuchen.
"Ich bin sehr gespannt darauf, eine eigene Forschungsgruppe am
Max-Planck-Institut in Hannover aufzubauen und freue mich wirklich sehr darauf,
ans AEI zu kommen", sagt Ijjas. "Das Lise-Meitner-Exzellenzprogramm stellt eine
einzigartige Karrierechance dar und es gibt kaum einen besseren Ort als das
Albert-Einstein-Institut, um Gravitationsphysik zu betreiben."
In ihrer Forschung untersucht Ijjas die großen offenen Fragen der Kosmologie:
den Ursprung und die Entwicklung des Universums, seine Zusammensetzung und sein
zukünftiges Schicksal, aber auch die Bedeutung für die Gravitationstheorie in
anderen Situationen, wo Raumzeit-Singularitäten eine Rolle spielen, wie
beispielsweise im Falle von Schwarzen Löchern. Dafür vereint sie neuartige
theoretische Ideen und Konzepte mit modernen Techniken der mathematischen und
numerischen Relativitätstheorie. Das eigentliche Ziel ihrer Arbeit ist es, diese
grundlegenden Fragen mittels astrophysikalischer Beobachtungen empirisch zu
untersuchen.
"Ich darf jeden Tag die grundlegendsten Fragen über das Universum stellen.
Das allein ist etwas ganz Besonderes!", sagt Ijjas. "Am meisten begeistert mich
dabei die Aussicht, dem kollektiven Wissen etwas Neues beizutragen und dadurch
einen echten Unterschied zu machen."
"Ich freue mich, dass Dr. Ijjas sich entschlossen hat mit einer der wenigen
renommierten Lise-Meitner-Gruppen an unser Institut zu kommen", sagt Prof.
Karsten Danzmann, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für
Gravitationsphysik. "Ihre ausgezeichnete Forschungskompetenz passt sehr gut zu
anderen Arbeitsgruppen an unserem Institut und erweitert das ohnehin breite
Spektrum unserer Forschung zu Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie und
darüber hinaus."
Ijjas ist theoretische Physikerin und arbeitet an der Schnittstelle von
Gravitationstheorie und Kosmologie. In Ungarn geboren, studierte sie an der
Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nach einem kurzen Abstecher in die
Philosophie der Physik, der ihr im Jahr 2010 eine preisgekrönte Dissertation
einbrachte, schloss sie ihre (zweite) Promotion in theoretischer Physik im Jahr
2014 an der Humboldt-Universität zu Berlin ab. Ihre Dissertation beruht auf
Forschungsergebnissen, die sie als Stipendiatin in Harvard und Princeton
erbrachte. Danach wurde sie die erste John A. Wheeler Postdoctoral Fellow am
Princeton Center for Theoretical Science und verbrachte die letzten beiden Jahre
an der Columbia University und in Harvard als leitende Wissenschaftlerin der
"Origins of the Universe"-Initiative der renommierten Simons Foundation.
Im Jahr 2018 von der Max-Planck-Gesellschaft ins Leben gerufen, zielt das
Lise-Meitner-Exzellenzprogramm darauf ab, herausragende Wissenschaftlerinnen zu
gewinnen und ihnen eine chancengerechte Karriere zu ermöglichen. Das Programm
will hochmotivierte und engagierte Wissenschaftlerinnen in der Durchbruchphase
ihrer Karriere identifizieren und diese Forscherinnen eine strukturierte
Entwicklung ermöglichen, um Führungspositionen in der Wissenschaft und
insbesondere in der Max-Planck-Gesellschaft zu besetzen.
In der ersten Runde des Lise-Meitner-Exzellenzprogramms bewarben sich rund
300 Kandidatinnen auf Gruppenleitungspositionen. Sie durchliefen einen
mehrstufigen Auswahlprozess und 31 hochqualifizierte Bewerberinnen wurden zu
einer persönlichen Vorstellung im Rahmen eines Symposiums eingeladen. Aufgrund
ihrer beeindruckenden bisherigen Forschungserfolge und ihres nachweislich
starken Potenzials erteilte die Max-Planck-Gesellschaft zwölf
Nachwuchsforscherinnen einen Ruf. Anna Ijjas ist eine von ihnen.
Jede Wissenschaftlerin, die im Rahmen des Lise-Meitner-Exzellenzprogramms
ausgewählt wird, erhält das Angebot, an einem Tenure-Track-Verfahren
teilzunehmen, das – nach einem positiven Votum der Tenure-Kommission – zu einer
dauerhaften W2-Stelle mit Gruppenausstattung führt. Mehr noch: Mit dem Programm
spricht die Max-Planck-Gesellschaft die künftigen Stars eines Forschungsfeldes
an – in einem sehr frühen Stadium ihrer Wissenschaftskarriere. Erfolgreiche
Forscherinnen haben anschließend auch die Chance, Direktorin an einem
Max-Planck-Institut zu werden.
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