Sonnennaher Kilometer-Brocken entdeckt
von
Stefan Deiters astronews.com
11. Juli 2019
Astronomen haben mithilfe der Zwicky Transient Facility des
Palomar Observatory einen Asteroiden entdeckt, der für eine Umrundung der Sonne
nur 151 Tage benötigt. Man kennt bislang keinen Asteroiden, auf dem das
Sonnenjahr kürzer ist. Der Brocken hat zudem einen Durchmesser von rund einem
Kilometer. Asteroiden dieser Größe werden nur noch selten entdeckt.
Der Asteroid 2019 LF6 am 10. Juni 2019.
Bild:
ZTF/Caltech Optical Observatories [Animiertes
Bild] |
"Einen kilometergroßen Asteroiden entdeckt man in diesen Tagen nicht mehr so
häufig", freut sich Quanzhi Ye vom California Institute of Technology
(Caötech), der den
inzwischen 2019 LF6 genannten Brocken aufgespürt hatte. "Vor rund dreißig Jahren hat
man mit der systematischen Suche nach Asteroiden begonnen und dabei die großen
Objekte als Erstes gefunden, so dass man inzwischen fast alle kennt. Die großen
Asteroiden sind also wirklich eine Seltenheit. LF6 ist ungewöhnlich, sowohl
wegen
seiner Größe, als auch wegen seiner Umlaufbahn. Diese erklärt auch, warum er
so lange unentdeckt geblieben ist."
Der Fund gelang mithilfe der Zwicky Transient Facility (ZTF), einer
leistungsstarken Kamera am Palomar Observatory, die in jeder Nacht den Himmel
nach veränderlichen Phänomenen, wie etwa aufleuchtenden Sternen oder aber
Asteroiden absucht. Der Asteroid 2019 LF6 umrundet die Sonne auf einer vergleichsweise engen
Umlaufbahn und ist daher nur 20 bis 30 Minuten nach Sonnenuntergang bzw. vor
Sonnenaufgang zu sehen. Da die ZTF den Himmel aber sehr schnell abscannt, können
Asteroiden auf diesen Bahnen mit dem Instrument verhältnismäßig leicht
aufgespürt werden.
Asteroiden, die die Sonne auf einer Umlaufbahn umkreisen, die komplett innerhalb der
Erdbahn liegt, werden nach dem ersten, 1998 entdeckten Objekt dieser Art auch Atira-Asteroiden genannt. Nach diesen Brocken hat das Caltech-Team im Rahmen
eines speziellen Beobachtungsprogramms gesucht, das den Namen "Twilight", also
Dämmerung, trägt - nach der besten Beobachtungszeit für diese Objekte. Bislang
wurde außer 2019 LF6 bereits ein weiterer Atira-Asteroid mit "Twilight" entdeckt.
2019 LF6 umrundet die Sonne alle 151 Tage und kommt auf seiner Bahn unserem
Zentralstern näher als der Merkur, entfernt sich aber auch weiter von diesem als
die Venus. Bislang kennt man nur 20 dieser Atira-Asteroiden.
Die Bahn von 2019 LF6 ist deutlich zu der Ebene geneigt, in der sich die
Planeten um die Sonne bewegen. Er könnte also in der Vergangenheit Venus oder
Merkur zu nahe gekommen und dadurch aus der Ebene des Sonnensystems abgelenkt
worden sein.
Außer den beiden Atira-Asteroiden hat die ZTF bislang rund 100 erdnahe
Asteroiden und etwa 2000 Asteroiden entdeckt, die zwischen den Bahnen von Mars
und Jupiter um die Sonne kreisen. Das Team hofft, mit dem Twilight-Programm
noch weitere Atira-Asteroiden entdecken zu können.
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