Ringplanet in Opposition am Sommerhimmel
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juli 2019
In den kurzen Julinächten zeigt sich der Sommerhimmel in
seiner ganzen Pracht. Der Ringplanet Saturn erreicht seine Oppositionsstellung
zur Sonne, steht aber dabei nur sehr niedrig am Himmel. Von Mitteleuropa aus ist
Mitte des Monats eine partielle Mondfinsternis zu beobachten. Am Nachthimmel locken zudem
noch immer die Objekte der Sommermilchstraße.

Blick nach Süden kurz nach Mitternacht am 14. Juli 2019:
Direkt neben dem fast vollen Mond ist der Jupiter zu sehen,
etwas links davon der Saturn, der wenige Tage zuvor seine Oppositionsstellung zur
Sonne erreicht hatte. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Für die Astronomen ist der Juli der erste komplette Sommermonat des Jahres.
In den kurzen und hoffentlich auch warmen Nächten bleibt man auch schon einmal
länger draußen und beobachtet, wie die ersten Sterne langsam am Himmel sichtbar
werden.
Zu den in jedem Jahr wiederkehrenden astronomischen Daten zählen auch die Tage,
an denen die Erde ihren größten und ihren geringsten Abstand von der Sonne hat.
Astronomen nennen diese Punkte Aphel und Perihel. Der Punkt des
geringsten Abstands von der Sonne, das Perihel, wird jeweils Anfang Januar
durchlaufen, der Punkt mit dem größten Abstand Anfang Juli - in diesem Jahr am
4. Juli. Die Erde ist dann 152 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt,
Anfang Januar waren es "nur" 147 Millionen Kilometer.
Die Entstehung der Jahreszeiten, das wird dadurch noch einmal deutlich, hat
also nichts mit dem Abstand der Erde von der Sonne zu tun, sondern ausschließlich mit der Neigung der
Erdachse: Während eines Umlaufs um die Sonne bekommt dadurch einmal die
Nordhalbkugel und einmal die Südhalbkugel der Erde mehr Sonnenstrahlen ab. In unserem
Sommer ist die Nordhalbkugel der Sonne zugeneigt, auf der Südhalbkugel hingegen
herrscht Winter.
Passend zur Jahreszeit sind am Himmel noch immer die typischen
Sommersternbilder prominent vertreten: Wega im Sternbild Leier, Deneb im
Sternbild Schwan und Altair im Adler bilden das sogenannte
Sommerdreieck [Findkarte].
Doch auch der kommende Herbst kündigt sich mit dem Sternbild Pegasus
schon an. Ganz in der Nähe von Wega findet sich mit Epsilon Lyrae
ein bekanntes Vierfach-Sternsystem, von dem sich zwei Komponenten schon mit dem
Fernglas, alle vier mit einem kleinen Teleskop auflösen lassen. Epsilon Lyrae
ist rund 160 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Ende Juli beginnen die Hundstage. Ihren Namen haben sie von
Sirius, der bei uns eher als Stern des Winterhimmels bekannt
ist. Von den alten Ägyptern aber wurde Sirius, der hellste Stern am Himmel nach
unserer Sonne, "Hundsstern" genannt und sein Erscheinen dort im Sommer - zusammen mit
der sommerlichen Hitze - ist verantwortlich für die noch immer gebräuchliche
Bezeichnung "Hundstage". Für die Ägypter war das Erscheinen des Sirius ein Warnsignal, das die bevorstehende Flut des Nils ankündigte.
Schaut man gegen Mitternacht Richtung Süd-Osten und befindet sich fernab
störender Lichter, kann man das helle Band der Milchstraße in seiner ganzen
Pracht bewundern. Mit einem Feldstecher ist diese Region am Himmel eine wahre
Fundgrube: Ein Sternhaufen und Nebel reiht sich hier an den nächsten. Oberhalb
des Sternbilds Schütze finden sich die wohl eindrucksvollsten Nebel des
nördlichen Sternenhimmels: Der Lagunen-Nebel (M8) und der etwas
nördlich davon gelegene Trifidnebel (M20) [Findkarte].
Der Lagunen-Nebel ist größer und heller als der Trifidnebel und rund 5.000
Lichtjahre von der Erde entfernt. Mit einem kleinen Teleskop erkennt man
bereits, dass der Nebel von einem dunklen Band aus Staub geteilt wird, das dem
Nebel seinen Namen gab. Der Trifidnebel ist rund 9.000 Lichtjahre von der Erde
entfernt und ist besonders durch ein eindrucksvolles Bild des
Hubble-Weltraumteleskops bekannt geworden. Es zeigte eine stellare Kinderstube
voller Sternenembryos, die von der intensiven Strahlung eines nahen Riesensterns
langsam aufgelöst wird (siehe
Bild des Tages vom 28.
April 2009).
Unter den Planeten bleibt unser Nachbar Venus praktisch
unsichtbar. Sie wird erst ab Oktober wieder am Abendhimmel zu sehen sein. Auch
unser anderer Nachbar im Sonnensystem, der Rote Planet Mars, ist nicht mehr am
Abendhimmel auszumachen. Er steht bald in Konjunktion zur Sonne und damit direkt
"hinter" unserem Zentralstern. Die Kommunikation mit Marssonden wird daher bald
für einige Zeit etwas schwieriger werden.
Der Gasriese
Jupiter befindet sich im Sternbild Schlangenträger. Er stand im
vergangenen Monat in Opposition zur Sonne und ist weiterhin sehr auffällig.
Allmählich zieht er sich allerdings vom Himmel der zweiten Nachthälfte zurück.
Saturn, im Sternbild Schütze, erreicht am 9. Juli seine
Opposition, wird dabei jedoch nur bescheidene 18° über dem Horizont stehen.
Zum Monatsende könnte auch der Meteorschauer der Delta-Aquariden
sichtbar
sein, dessen Ausstrahlungspunkt im Sternbild Wassermann liegt. Es handelt sich
aber um einen relativ unauffälligen Meteorstrom. Das Maximum wird für die ersten
Stunden des 29. Juli erwartet. Den ganzen Juli über sind die Alpha Capricorniden mit dem Ausstrahlungspunkt im Steinbock aktiv. Experten erwarten
aber nicht mehr als vielleicht fünf bis zehn Objekte pro Stunde im Maximum am 29. Juli. Auch die
ersten Perseiden könnten in der zweiten Julihälfte schon zu
sehen sein.
Der Juli hält noch zwei andere astronomische Ereignisse bereit: Am 2. Juli
ist von Südamerika aus eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten.
Sonnenfinsternisse finden, so will es die Geometrie dieser Ereignisse, immer bei
Neumond statt. Beim nächsten Vollmond dann, in der Nacht vom 16. auf den 17.
Juli, ist von Mitteleuropa aus eine partielle Mondfinsternis zu
sehen. Etwa zwei Drittel des Mondes finden sich zum Höhepunkt der Finsternis
(gegen 23.31 Uhr MESZ) im Kernschatten der Erde. Der erste Eintritt in der
Kernschatten erfolgt um 22.01 Uhr MESZ, der Austritt aus dem Kernschatten dann
um 1.00 Uhr MESZ.
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