Ein Komet in 70.000 Ansichten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
23. April 2019
Als die Mission der europäischen Kometensonde Rosetta
Menschen in aller Welt begeisterte, ging das Team des Kamerasystems OSIRIS zum
Leidwesen vieler sehr restriktiv mit ihrem Bildmaterial um. Rund zweieinhalb
Jahre nach Ende der Mission sieht dies nun anders aus: 70.000 Aufnahmen des
Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko sind für alle bequem im Internet abrufbar.
Schroffe Klippen und spektakuläre
Staubfontänen – das OSIRIS Image Archive zeigt
alle Facetten des Rosetta-Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko.
Bild: Flensburg University of Applied
Sciences / Sascha Reinhold [Großansicht] |
Knapp 70.000 Aufnahmen des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko hat das
wissenschaftliche Kamerasystem OSIRIS der ESA-Mission Rosetta in den
Jahren 2014 bis 2016 aufgenommen. Die Bilder dokumentieren nicht nur den Verlauf
der bisher umfangreichsten und anspruchsvollsten Kometenmission, sondern zeigen
den entenförmigen Körper auch in all seinen Facetten.
In einem gemeinsamen Projekt mit dem Fachbereich Information und
Kommunikation der Hochschule Flensburg hat das Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung (MPS), unter dessen Leitung die OSIRIS-Aufnahmen
entstanden sind, diesen Fundus nun veröffentlicht. Der OSIRIS Image Viewer
bietet sowohl dem weltrauminteressierten Laien, als auch dem Fachexperten einen
einfachen, schnellen und übersichtlichen Zugriff auf einen der größten
wissenschaftlichen Schätze der vergangenen Jahre.
Den ersten Blick auf den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko erhaschte das
Kamerasystem OSIRIS im März 2014 aus einem Abstand von knapp fünf Millionen
Kilometern: ein unspektakulärer Sternhimmel, in dem nur Kenner einen der
zahlreichen hellen Flecke als Ziel der Rosetta-Mission identifizieren
können. Der letzte Schnappschuss der Mission entstand am 30. September 2016,
wenige Minuten bevor die Raumsonde auf der Kometenoberfläche aufsetzte. Nur 20
Meter trennen die steinige Oberfläche, die darauf zu sehen ist, von der Sonde.
Zwischen diesen beiden Aufnahmen liegt ein Abenteuer: eine Weltraummission,
die erstmals einen Kometen auf seinem Weg durch das innere Sonnensystem
begleitete und aus der Nähe beobachtete. Dieses Abenteuer lässt sich nun mit
Hilfe des OSIRIS Image Viewer im Detail nachvollziehen. Beim
Durchstöbern der Bildersammlung finden sich Zeugnisse der aufregend-kribbeligen
Anflugphase auf den bereits erwachenden Kometen, der einzigartigen Landung von
Rosettas Landeeinheit Philae, des Feuerwerks aus Gas- und
Staubfontänen am sonnennächsten Punkt der Kometenbahn und der fieberhaften Suche
nach der Philae-Landestelle in den letzten Missionswochen; zu entdecken
sind schroffe Klippen, bizarre Risse und Schluchten, pulvrig-glatte Ebenen und
von Brocken übersäte Geröllfelder sowie spektakuläre Staub- und Gaseruptionen in
der Umgebung des Kometenkerns.
"Uns ist es wichtig, dass dieser Datenschatz für jeden leicht und ohne
Vorwissen zugänglich ist", erklärt MPS-Wissenschaftler Dr. Holger Sierks, Leiter
des OSIRIS-Teams. In enger Zusammenarbeit mit Studenten und Dozenten des
Fachbereichs Information und Kommunikation der Hochschule Flensburg haben die
MPS-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler den Viewer so angelegt, dass alle
Bilder und Zusatzinformationen schnell auffindbar sind. Jede der knapp 70.000
Aufnahmen ist mit Angaben zum Aufnahmedatum, Abstand zum Kometen und einem
kurzen Begleittext versehen und lässt sich in voller Auflösung herunterladen.
Für Nutzerinnen und Nutzer, die tiefer in die Materie einsteigen oder die
Aufnahmen für wissenschaftliche Zwecke verwenden wollen, liegen die Bilder auch
im wissenschaftlichen Datenformat vor; zudem gibt es ergänzend Informationen zu
den verwendeten Filtern, Brennweiten und Belichtungszeiten sowie Verweise auf
die wissenschaftliche Dokumentation und Auswertesoftware.
Im ESA Archive Image Browser und im Planetary Science Archive der
ESA finden sich alle Aufnahmen und Daten der Rosetta-Mission seit Juni 2018.
"Die Datenbanken der ESA richten sich in erster Linie an Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler", so Sierks. "Den OSIRIS Image Viewer sehen wir als
Ergänzung zu diesen Angeboten. Es soll für jeden leicht zugänglich und
ansprechend sein – und vor allem den Kometen in seiner ganzen Schönheit zeigen",
ergänzt er.
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