Entstanden wie Sterne oder wie Planeten?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
15. April 2019
Braune Zwerge haben eine Masse, die zwischen der
massereicher Planeten und massearmer Sterne liegt. Oft werden sie als
verhinderte Sterne beschrieben, da sie nicht über ausreichend Masse verfügen, um
dauerhaft nukleare Fusionsprozesse zu starten. Ob sie tatsächlich wie Sterne
entstehen, oder vielmehr wie Planeten, weiß man bislang nicht. Neue
Beobachtungen könnten nun helfen, diese Frage zu klären.
Braune Zwerge (hier eine künstlerische
Darstellung) haben eine Masse, die zwischen der
der großen Planeten und von massearmen Sternen
liegt. Doch wie sind sie entstanden?
Bild: NASA, ESA und JPL-Caltech [Großansicht] |
Die "Lücke" zwischen Sternen und den viel kleineren Planeten – zwei sehr
unterschiedlichen astronomischen Objekten – füllen Braune Zwerge. Die Frage
ihrer Entstehung ist bisher nicht vollständig geklärt. Eine Antwort könnten nun
Astronomen der Universität Heidelberg liefern. Sie entdeckten, dass der Stern ν
Ophiuchi in der Milchstraße von zwei Braunen Zwergen umkreist wird, die mit
großer Wahrscheinlichkeit gleichzeitig mit dem Stern aus einer Gas- und
Staub-Scheibe entstanden sind – so wie dies bei Planeten der Fall ist.
"Braune Zwerge" umkreisen entweder einen Stern oder bewegen sich isoliert in
den Weiten der Milchstraße. Ihre Masse – sie sind mindestens 13-mal massereicher
als der Planet Jupiter – reicht aus, um in ihrem Inneren wenigstens zeitweise
durch Kernfusionsprozesse Energie zu erzeugen. Sie sind jedoch nicht schwer
genug, um im Kern eine Wasserstofffusion in Gang zu setzen und aus diesem Grund
"selbstleuchtend" zu sein.
Entdecken lassen sie sich durch die Wärmestrahlung, die sie nach ihrem
Entstehungsprozess immer noch abgeben. Nach Schätzungen könnte es bis zu 100
Milliarden Braune Zwerge in der Milchstraße geben und es ist noch nicht
eindeutig geklärt, wie sie eigentlich entstehen - ob sie "gescheiterte Sterne"
oder möglicherweise auch "Super-Planeten" sind. Die aktuellen Entdeckungen am
Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) könnten nun eine Antwort
auf die Frage der Entstehung liefern.
Prof. Dr. Andreas Quirrenbach und sein Team werteten an der zum ZAH
gehörenden Landessternwarte Königstuhl die Schwankungen in der
Radialgeschwindigkeit des Sterns ν Ophiuchi aus. Die Heidelberger
Wissenschaftler sowie weitere Astronomen hatten seine Geschwindigkeit über einen
Zeitraum von elf Jahren mit Teleskopen in den USA und Japan gemessen. Der Stern
hat etwas mehr als die zweieinhalbfache Masse der Sonne und befindet sich in
rund 150 Lichtjahren Entfernung von der Erde im Sternbild Schlangenträger.
In den Messungen entdeckten die Forscher aus Heidelberg ein bestimmtes
Muster, wie es zum Beispiel durch umlaufende Planeten oder Doppelsterne
verursacht wird. Grundsätzlich ist dies nichts Ungewöhnliches für die
Astronomen. In diesem Fall verriet die aufwendige Analyse der Daten jedoch
Erstaunliches: Offensichtlich wird ν Ophiuchi von zwei Braunen Zwergen mit einer
Umlaufzeit von rund 530 und 3185 Tagen umkreist. Sie befinden sich damit in
einer sogenannten 6:1-Resonanz. Das bedeutet, dass der näher an ν Ophiuchi
liegende Braune Zwerg seinen Stern genau sechsmal umkreist, während der andere,
weiter entfernte Braune Zwerg nur eine Umlaufbahn vollendet.
Diese Entdeckung wirft ein völlig neues Licht auf die Bildung von Braunen
Zwergen: Entstehen sie ausschließlich wie normale Sterne in interstellaren
Wolken oder können sie sich auch in der sogenannten protoplanetaren Scheibe aus
Gas und Staub bilden, die den Mutterstern in der Frühphase seiner Entstehung
umgibt? "Die 6:1-Resonanz ist ein starker Hinweis auf letzteres Szenario",
erläutert Quirrenbach. "Nur in diesem Fall könnten sich die Umlaufbahnen der neu
entstandenen 'Braunen Zwerge' über Millionen von Jahren auf eine stabile
Resonanz einstellen." Das legen nach den Worten des Heidelberger
Wissenschaftlers vor allem aufwendige dynamische Analysen für mögliche
Konfigurationen des ν-Ophiuchi-Systems nahe.
Bislang ist dieses "Super-Planetensystem" das erste seiner Art und zugleich
der erste sichere Hinweis auf die Entstehung von Braunen Zwergen in einer
protoplanetaren Scheibe, wie Quirrenbach betont. Der Wissenschaftler und sein
Team hoffen jedoch auf weitere Funde dieser Art. Die Ergebnisse ihrer
Untersuchung wurden jetzt in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics
veröffentlicht.
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