Sternwind behindert weitere Sternentstehung
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Köln astronews.com
10. Januar 2019
Junge Sterne können durch ihren Sternwind dafür sorgen, dass
keine weiteren Sterne mehr entstehen. Das ergaben Beobachtungen im Orionnebel
mithilfe des Stratosphären-Observatoriums für Infrarot-Astronomie SOFIA, eines
Teleskops im Jumbojet. Bislang hatte man angenommen, dass eher Ereignisse wie
Supernova-Explosionen für die Regulierung der Sternentstehung verantwortlich
sind.
Der Orionnebel in einer Aufnahme des
Weltraumteleskops Hubble.
Bild: NASA, ESA, M. Robberto (Space Telescope
Science Institute/ESA) und das Hubble Space
Telescope Orion Treasury Project Team [Großansicht] |
Der Sternwind eines neugeborenen Sterns im Orionnebel verhindert, dass
weitere neue Sterne entstehen. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Team
unter Leitung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Universitäten
Leiden und Köln, sowie unter Beteiligung des Sonderforschungsbereiches 956
"Bedingungen und Auswirkungen der Sternentstehung – Astrophysik,
Instrumentierung und Labor" anhand von Daten des Stratosphären-Observatoriums
für Infrarot-Astronomie (SOFIA) der NASA und des DLR.
Der Befund ist überraschend, da man bisher davon ausging, dass andere
Prozesse wie etwa explodierende Sterne, sogenannte Supernovae, für die
Regulierung der Sternenentstehung verantwortlich sind. Die Beobachtungen mit
SOFIA legen allerdings nahe, dass junge Sterne Winde erzeugen, die das für die
Entstehung neuer Sterne erforderliche Material wegwehen.
Der Orionnebel ist einer der am besten erforschten und meist kartierten
Objekte des Nachthimmels. Er ist die Sternenkinderstube, die der Erde am
nächsten liegt und liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie Sterne entstehen.
Ein Gasschleier macht diesen Nebel besonders eindrucksvoll, verhindert aber auch
die Sicht auf die Sternbildungsprozesse. Infrarotes Licht kann diesen Schleier
allerdings durchdringen, so dass spezielle Observatorien wie SOFIA die
Geheimnisse der Sternentstehung lüften können. Im Herzen des Nebels liegt eine
kleine Gruppe junger, massiver und leuchtender Sterne.
SOFIA-Beobachtungen mit dem hochauflösenden Empfänger für
Ferninfrarot-Spektroskopie GREAT (German Receiver for Terahertz Frequenciues)
enthüllen erstmals, dass die starken Sternwinde des hellsten jungen Sterns Theta
Orionis C eine große Menge Material aus der Wolke, in der der Stern entstanden
ist, weggefegt hat. Dies kann man sich vorstellen wie bei einem Schneepflug, der
die Straße räumt, indem er Schnee während der Fahrt an den Rand drückt.
"Dieser Wind ist für eine riesige Blase rund um die zentralen Sterne
verantwortlich", erklärt Cornelia Pabst von der Universität Leiden in den
Niederlanden, die Hauptautorin der Studie. "Er durchbricht die Wolke und
verhindert so die Geburt neuer Sterne."
"Die großräumige Orion C+ Beobachtung zeigt, dass solche großräumigen
Beobachtungen mit SOFIA/upGREAT möglich sind. Im Vergleich zu früheren
Instrumenten erlaubt der Multipixel-SOFIA/upGREAT Empfänger die Beobachtung
großer Regionen in kürzerer Zeit, etwa 80-mal schneller als mit dem
Einzelpixel-HIFI-Empfänger der ESA Cornerstone Herschel Mission", sagt Ronan
Higgins, der Projektleiter von Kölner Seite.
SOFIA ist ein modifiziertes Flugzeug Boeing 747 SP, das mit einem
2,7-Meter-Teleskop ausgestattet ist. Es ist ein gemeinsames Projekt der NASA und
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Da die Boeing über dem
Großteil des Wasserdampfes der Erdatmosphäre fliegt, der ansonsten Infrarotlicht
abblockt, können sie die physikalischen Eigenschaften von Sternenwinden
erforschen. Wissenschaftler nutzen das GREAT-Instrument an SOFIA, um die
Spektrallinien ionisierten Kohlenstoffs zu ermitteln und so eine Art chemischen
Fingerabdruck erstellen zu können. GREAT/upGREAT, der "German Receiver for
Astronomy at Terahertz Frequencies", wurde durch ein Konsortium deutscher
Forschungsinstitute entwickelt und gebaut.
Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
in einem Fachartikel, der in der Zeitschrift Nature erschienen ist.
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