Der Ursprung der Geminiden
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
12. Dezember 2018
In zwei Tagen erreichen die Geminiden ihren jährlichen
Höhepunkt. Der prominente Meteorschauer weist eine Besonderheit auf: Als
Ursprungskörper hat man nämlich schon seit einiger Zeit nicht etwa einen
Kometen, sondern den Asteroiden Phaethon in Verdacht. Neue Untersuchungen
bestätigen nun diese These. Ihren Höhepunkt erreichen die Geminiden am 14.
Dezember etwa zur Mittagszeit.
Die Geminiden haben ihren diesjährigen Höhepunkt am 14. Dezember 2018.
Beobachtungen lohnen sich besonders in den Abendstunden.
Bild: Brian Tomlinson [Großansicht] |
Wer um den 14. Dezember in den klaren Abendhimmel blickt, kann Zeuge eines
außergewöhnlichen Naturschauspiels werden: den Geminiden. Über mehrere Tage
hinweg lassen sich - bei entsprechenden Witterungsbedingungen - zahlreiche
gelb-weiß leuchtende Sternschnuppen beobachten. Der Ursprung des Meteorschauers
konnte jedoch bis heute nicht zweifelsfrei geklärt werden. Nun entwickelten
Wissenschaftler ein Modell, das die Geminiden als kosmische Spur des erdnahen
Asteroiden Phaethon erklärt.
"Phaethon stand als Quellkörper immer mal wieder in der Diskussion, es fehlte
letztendlich aber noch eine überzeugende Erklärung, wie dieser Asteroid einen
Meteorstrom hervorbringen kann", sagt Prof. Tilman Spohn vom DLR-Institut für
Planetenforschung. Die meisten Meteorschauer werden von Kometen hervorgebracht.
Durch Sonneneinstrahlung verdampft Eis und das Gas reißt Staubteilchen von der
Oberfläche mit sich. Wenn die Erde die Kometenbahnen kreuzt, werden diese
Staubteilchen, die in der Erdatmosphäre verglühen, zu Sternschnuppen.
Die Umlaufbahn der Geminiden um die Sonne beträgt nur 1,65 Jahre, zu kurz für
einen Kometen. 1983 entdeckten Astronomen Phaethon, einer der größten bekannten
erdbahnkreuzenden Asteroiden. Nach neusten Messungen beträgt sein Durchmesser
5,8 Kilometer. Am 16. Dezember 2017 passierte er die Erde zuletzt in nur zehn
Millionen Kilometern Entfernung. Phaethon gehört zur Gruppe der Apollo-Asteroiden
und zieht auf einem stark elliptischen Orbit fast dieselbe Bahn um die Sonne wie
die Geminiden.
Asteroiden bestehen im Gegensatz zu Kometen in der Regel hauptsächlich aus
festen Stoffen und lassen somit keine flüchtigen Stoffe an ihrer Oberfläche
ausgasen. Dennoch ist bei dem fast kugelförmigen Phaethon in regelmäßigen
Abständen in seinem Perihel - dem sonnennächsten Punkt - ein Staubschweif zu
beobachten.
Prof. Tilman Spohn, Dr. LiangLiang Yu von der Macau University of Science
and Technology und Prof. Wing-Huen Ip von der National Central
University in Taiwan führen diese Beobachtungen darauf zurück, dass es Eis
unter der Oberfläche von Phaethon gibt. Sobald sich der Asteroid in der Nähe der
Sonne befindet, verdampft das Eis unter der Oberfläche und erzeugt Gasausbrüche.
Diese Gasausbrüche setzen auch größere Partikel mit frei: der Ursprung der Geminiden.
Phaethon kommt der Sonne bei seinem Periheldurchgang mit nur 41 Millionen
Kilometer Abstand so nahe wie kein anderer Asteroid. Aus diesem Grund erhielt er
seinen Namen nach dem Sohn des Sonnengottes Helios der Antike. "Die Hypothese,
dass Phaethon heute noch Eis in seinem Inneren beherbergt erklären wir uns damit,
dass er vor etwa sechs Millionen Jahren von dem Asteroiden Pallas abgespalten
wurde", erklärt Spohn. "Unsere Modellrechnungen zeigen, dass die Aktivität in
der Nähe des Südpols Phaethons konzentriert sein sollte."
Pallas hat einen Durchmesser von 546 Kilometern und ist im
Asteroiden-Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter. Er ist dort der zweitgrößte
Körper nach dem Asteroiden Ceres. Nachdem Phaethon von Pallas abgespalten wurde,
ist er vor weniger als einer Million Jahren in seinem heutigen Orbit angekommen.
Die Forscher gehen davon aus, dass das Eis in Phaethons Innerem heute unter einem
über 15 Meter dicken Staubmantel liegt. Diese Staubschicht verhindert, dass eine
sogenannte Koma gebildet werden kann, eine schalenartige Staub- und Gaswolke,
die durch das Ausgasen von flüchtigen Substanzen entsteht. Vor etwa tausend
Jahren war die Staubdecke auf Phaethon wahrscheinlich weniger als einen Meter
dick und der Asteroid somit auch wesentlich aktiver.
Der sogenannte Radiant der Geminiden, der Punkt im Nachthimmel, von dem alle
Meteore ihren Ausgang zu nehmen scheinen, liegt im Sternbild Zwillinge (lat.:
Gemini), etwas nördlich der beiden Sterne Castor und Pollux. Das Maximum des
jährlich wiederkehrenden Meteorschauers wird am Freitag, dem 14. Dezember 2018,
um die Mittagszeit erwartet, während der die Meteore natürlich kaum beobachtet
werden können.
Doch auch für die Morgen- und vor allem die Abendstunden des Tages werden
sehr helle Sternschnuppen erwartet, die bei wolkenfreiem Himmel trotz des
zunehmenden Halbmondes einen spektakulären Anblick bieten. Zum Zeitpunkt des
Monduntergangs gegen 23 Uhr befindet sich der Radiant 30 Grad über dem Horizont,
sodass in den anschließenden Stunden die besten Beobachtungsbedingungen
herrschen. Die Geminiden sind mit Atmosphäreneintrittsgeschwindigkeiten von etwa
34 Kilometern pro Sekunde (122.000 km/h) viel "langsamere" Sternschnuppen als
etwa die sommerlichen Perseiden (ca. 212.000 km/h) und bieten daher ein noch
spektakuläreres Himmelsschauspiel.
Über ihre Untersuchung berichten die Astronomen in einem Fachartikel, der in
der Zeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society
veröffentlicht wurde.
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