Sternschnuppen, Wintersterne und ein Komet
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2018
Wer im Dezember Planeten beobachten möchte, sollte dies am Morgen
versuchen, am abendlichen Himmel gibt es nämlich nur noch den Mars zu sehen.
Dafür lässt sich im Dezember ein Komet mit bloßem Auge erkennen - dies
allerdings nur bei sehr dunklem Himmel und für geübte Beobachter. Die
Sternschnuppen der Geminiden
sind zur Monatsmitte aktiv.
Blick Richtung Südosten kurz vor 7.30 Uhr am 22. Dezember
2018: Zu sehen sind Merkur und Jupiter dicht nebeneinander und
Venus etwas weiter südlich. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Im Dezember sind die Nächte am längsten. Dass man das derzeit vielleicht gar
nicht so wahrnimmt, dürfte an den vielen weihnachtlichen Lichtern liegen, die
vielerorts den Blick auf die "natürlichen" Lichter hoch oben am Nachthimmel
erschweren. Dort dominieren inzwischen eindeutig die Sternbilder des Winters:
Schaut man Mitte Dezember gegen Mitternacht an den süd-östlichen Sternenhimmel,
kann man etwa das sogenannte Wintersechseck [Findkarte]
in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den Sternen Prokyon im
Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier,
Rigel im Orion und Sirius im Großen Hund.
Das Sternbild Orion ist am nächtlichen Himmel kaum zu
übersehen und auch für Astronomen äußerst interessant: Im "Schwert" des Orion,
das sich unter den drei Sternen des Oriongürtels befindet, ist schon mit bloßem
Auge ein äußerst aktives Sternentstehungsgebiet erkennbar, der Orionnebel. Der
Nebel ist rund 1.350 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von
etwa 30 Lichtjahren. Durch Beobachtungen der jungen und gerade entstandenen
Sterne können Astronomen viel über die Geburt von Sonnen und ihre frühe
Entwicklung lernen.
Das Sternbild hat aber noch mehr zu bieten: Etwa Beteigeuze,
auch Alpha Orionis genannt, den linken Schulterstern des Orion und Hauptstern
des Sternbilds. Der Name Beteigeuze entstand durch die Übertragung des aus dem
Arabischen stammenden Sternnamens ins Lateinische. Die arabische Bezeichnung
tauchte bereits im "Buch der Konstellationen der Fixsterne" des arabischen
Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi auf, der von 903 bis 986 lebte. Der arabische
Name bedeutet wohl so viel wie "Hand des Orion".
Beteigeuze dürfte rund 13.000-mal heller leuchten als unsere Sonne und einen
Durchmesser aufweisen, der den unserer Sonne um das 500- bis 800-Fache
übersteigt. Beteigeuze ist somit ein Riesenstern und Astronomen glauben, dass er
in nicht allzu ferner Zeit als Supernova explodieren wird. Glücklicherweise ist
Beteigeuze einige Hundert Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass uns ein
solches Ereignis nicht gefährlich werden kann.
Freunde von Meteoren wissen, dass es auch im Dezember einen bekannten
Sternschnuppenstrom zu sehen gibt: Zwischen dem 7. und dem 17. Dezember machen
sich die sogenannten Geminiden bemerkbar. Die Geminiden haben
ihren Namen - wie alle Sternschnuppenströme - von dem Sternbild, aus dem sie zu
kommen scheinen, in diesem Fall also aus dem Sternbild Zwillinge. Wer das
Wintersechseck am Himmel schon aufgespürt hat, sollte im Sternbild Zwillinge
also vielleicht noch etwas länger verweilen, vielleicht sieht er eine
Sternschnuppe.
Die Geminiden lassen sich übrigens ausnahmsweise einmal nicht auf einen
Kometen zurückführen, sondern auf den Asteroiden 3200 Phaethon. Das Maximum der
Geminiden wird für die Nacht vom 13. auf den 14. Dezember erwartet. Die Geminiden
sind die ganze Nacht über zu sehen.
Außerdem sind in der zweiten Monatshälfte
die Ursiden aktiv, deren Radiant im Kleinen Bären liegt. Sie
gehen auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Ihr Maximum wird für die Nacht vom 21.
auf 22. Dezember erwartet. Allerdings ist hier nur mit einer Handvoll
Sternschnuppen zu rechnen, bei den Geminiden können es einige Dutzend sein.
Bei den Planeten sieht es derzeit eher dürftig aus, allerdings nur wenn man
am Abend nach ihnen sucht: Venus
ist nämlich heller Morgenstern und vor Sonnenaufgang im Osten kaum zu übersehen.
Auch Jupiter ist - zumindest zum Ende des Monats hin - kurz vor
Sonnenaufgang aufzumachen und befindet sich im Sternbild Schlangenträger. Hier
wird auch Merkur zur Monatsmitte für einige Tage schön zu sehen
sein. Saturn zieht sich vom Abendhimmel zurück und überlässt
hier Mars das Feld. Der Rote Planet wandert vom Wassermann in
die Fische.
Trotz der Planetenflaute könnte es im Dezember eine weitere Attraktion am
nächtlichen Himmel geben: Der Komet 46P/Wirtanen besucht gerade
das innere Sonnensystem. Den sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreicht der Komet
am 12. Dezember, der Erde ist er dann vier Tage später besonders nahe. Geübte
Beobachter können den Kometen sogar schon jetzt mit bloßem Auge am dunklen
Himmel entdecken, wirklich auffällig ist er aber nicht. Wirtanen war das
ursprüngliche Ziel der ESA-Sonde Rosetta, wegen des verzögerten Starts
der Sonde musste dann aber ein neuer Komet ausgewählt werden. Wirtanen benötigt
für einen Umlauf um die Sonne 5,4 Jahre.
Wer übrigens von der Dunkelheit trotz der weihnachtlichen Lichter und des
eindrucksvollen Sternenhimmels schon genug hat, kann sich freuen: Mit dem
offiziellen Winteranfang am 21. Dezember um 23.23 Uhr MEZ
hat die Sonne den tiefsten Punkt
ihrer Bahn erreicht und die Nächte werden fortan wieder kürzer.
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