Wie oft Zentauren die Erde bedrohen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Wien astronews.com
10. Oktober 2018
Zentauren kreisen zwischen den Bahnen von Jupiter und Neptun
um die Sonne, können aber auch ins innere Sonnensystem abgelenkt werden und dort
auf Erde, Mars oder Venus einschlagen. Da es sich bei Zentauren in der Regel um
recht große und schnelle Objekte handelt, hätte ein Treffer dramatische
Konsequenzen. Astronomen haben nun die Häufigkeit solcher Einschläge berechnet.
Künstlerische Darstellung des Asteroiden
Chariklo. Mit einem Durchmesser von knapp 250
Kilometern ist er der größte bekannte Zentaur und
verfügt offenbar sogar über zwei Ringe.
Bild: ESO / L. Calçada / M. Kornmesser / Nick
Risinger (skysurvey.org) [Großansicht] |
Zentauren sind Asteroiden des Sonnensystems, deren Bahnen sich zwischen denen
der Riesenplaneten befinden. Sie haben ihren Ursprung hauptsächlich in
Himmelskörpern jenseits der Neptunbahn (Trans-Neptun-Objekte) und zählen zu den
Ursprungskörpern der Gruppe erdnaher Asteroiden. In einigen Fällen kann dies zu
einer Kollision mit terrestrischen Planeten führen und somit unter Umständen
katastrophale Ereignisse hervorrufen. Daher ist es wichtig, die Entwicklung
ihrer Bahnen zu verstehen.
Die Astrophysiker Mattia Galiazzo und Rudolf Dvorak von der Universität Wien
haben nun gemeinsam mit Elizabeth A. Silber von der US-amerikanischen Brown
University die Anzahl der nahen Begegnungen und Einschläge mit den
terrestrischen Planeten nach der Phase des sogenannten Late Heavy Bombardment
vor etwa 3,8 Milliarden Jahren geschätzt und auch die möglichen Größen der
Krater, die bei Einschlägen auf die Erde entstehen können, berechnet.
Sie stellten fest, dass die meisten Krater weniger als zehn Kilometer groß sind.
Die statistische Trefferhäufigkeit seit dem Late Heavy Bombardement liegt bei
einem Treffer rund alle zwei Milliarden Jahre für Erde, Mars und Venus. Für
kleinere Körper von rund einem Kilometer beträgt die Einschlagsfrequenz auf der
Erde etwa 15 Millionen Jahre.
"Der Einschlag durch einen Zentauren ist damit zehnmal weniger wahrscheinlich
als ein Impakt durch Asteroiden aus dem Hauptgürtel", erklärt Galiazzo: "Die
Berechnung ist aber trotzdem wichtig, weil Zentauren größere Objekte sind und
überdies mit wesentlich größeren Geschwindigkeiten mit einem Planeten
kollidieren. So haben wir auch berechnet, dass Zentauren die Ursache für
zumindest zwei Katastrophen waren und es nicht auszuschließen ist, dass so ein
Zusammenhang mit dem Aussterben der Dinosaurier auf der Erde besteht".
Dies erklärt sich aus deren Herkunft aus den Regionen außerhalb der
Jupiterbahn, während die Asterioden des Hauptgürtels aus dem Bereich innerhalb
von Jupiter stammen und dadurch wesentlich geringere Kollisionsgeschwindigkeiten
besitzen. Im Falle eines Aufpralls rufen Zentauren größere Katastrophen auf der
Erde hervor, die bis zum totalen Aussterben alles Lebens führen können.
Diese neuen Ergebnisse liefern einen wichtigen Beitrag zur Analyse von
katastrophalen Ereignissen außerirdischen Ursprungs – nicht nur auf unserem
Planeten, sondern auch auf Venus und Mars. "Wir gewinnen damit ein besseres
Verständnis vergangener Impakte und wie diese das Leben auf der Erde verändert
haben könnten. Sei es totale Zerstörung oder im Gegenteil das Entstehen
lebensfreundlicher Bedingungen etwa durch hydrothermale Aktivität," erklärt
Dvorak. "Diese Auswirkungen sind auch für andere Planeten wie etwa den Mars
wichtig, da viele Centauren Wasser enthalten und durch einen Aufprall Wasser auf
dem Mars freigesetzt haben. Und kürzlich wurde dort Wasser entdeckt."
Darüber hinaus sind die vorliegenden Ergebnisse auch interessant in Bezug auf
die Geschichte des Sonnensystems mit den vier Gasplaneten, den terrestrischen
Planeten Venus, Erde und Mars sowie den Asteroiden und den Kometen.
Über die Ergebnisse berichten das Team in
der Zeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society .
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