Mars am Abend und Abschied vom Sommer
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Oktober 2018
Die Zeit, in der wir am abendlichen Himmel eine ganze
Planetenparade sehen konnten, ist vorüber: Saturn und Jupiter geben nach
Sonnenuntergang nur noch ein kurzes Gastspiel am Himmel, die Venus ist bereits
ganz verschwunden. Nur der Mars hält sich wacker. Uranus erreicht seine
Oppositionsstellung im Widder. Die Konstellationen des Herbstes laden zum
Spaziergang am Himmel ein.

Blick nach Süden am Abend des 18. Oktober 2018. Der Mond
gesellt sich zum Roten Planeten Mars. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Nachts ist es inzwischen schon herbstlich kühl, der Sommer liegt auch gefühlt
hinter uns, der Frühnebel mancherorts macht deutlich, dass inzwischen der Herbst
begonnen hat. Dem widersprechen auch die Astronomen nicht: Kalendarisch befinden
wir uns seit dem 23. September in der Jahreszeit der bunten Wälder und Stürme.
Da sollte man erwarten, dass inzwischen auch am nächtlichen Himmel die
Herbststernbilder das Regiment übernommen haben.
Wer allerdings abends an den Himmel schaut, wird schnell feststellen, dass
der Himmel zurzeit nicht wesentlich anders aussieht als noch vor vier Wochen.
Das hat einen einfachen Grund: Der Effekt der langsam nach Westen ziehenden
Sternbilder wird von der früher untergehenden Sonne in etwa ausgeglichen.
Sogar noch einige Sternbilder des Sommers lassen sich ausmachen und
erinnern an die wärmere Jahreszeit: So ist das
Sommerdreieck [Findkarte]
aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler
noch deutlich am Himmel zu sehen. Aber selbstverständlich lassen sich auch die Konstellationen des Herbstes
schon erkennen, allerdings sind die Sterne der typischen Herbststernbilder
weniger hell und damit auch weniger auffällig. Charakteristisch für den Herbst
ist etwa im Osten das große Viereck des Pegasus, gefolgt von Andromeda.
Das Sternbild Pegasus, das ein fliegendes Pferd darstellen soll, steht dabei
am Himmel auf dem Kopf. Das markante Viereck bildet den Körper des Pferdes, von
der unteren rechten Ecke gehen dann Hals und Kopf ab. Unterhalb von Kopf und
Hals liegt das Sternbild Wassermann. Denkt man sich eine Linie
durch die linke obere und die rechte untere Ecke des Pegasus-Vierecks, deutet
diese auf Sadalmelik, den Hauptstern des Wassermanns. Der Stern ist 760
Lichtjahre von der Erde entfernt. Direkt östlich davon sind vier Y-förmig
angeordnete Sterne zu erkennen, die man auch als "Wasserkrug" des Wassermanns
bezeichnet.
In Andromeda lässt sich, ein dunkler Himmel und gute Augen
vorausgesetzt, noch ein ganz besonderes Objekt ausmachen: unsere Nachbargalaxie
Messier 31. Das Sternbild Andromeda ist vergleichsweise einfach zu erkennen:
Seine hellsten Sterne bilden vom Stern Sirrah oder Alpheratz, dem nordöstlichen
Stern des Pegasus-Vierecks, eine Linie aus vier Sternen. Vom dritten Stern,
Mirach, hangelt man sich dann - etwa im rechten Winkel - zu zwei
leuchtschwächeren Sternen hinauf und trifft schließlich so auf die
Andromedagalaxie.
Man darf allerdings hier, insbesondere, wenn man mit bloßem Auge beobachtet,
keine prächtige Spiralgalaxie erwarten, sondern lediglich ein lichtschwaches
nebliges Objekt. Das erklärt auch, warum diese und andere Galaxien vor 100
Jahren noch als "Nebel" bezeichnet wurden und es unter Astronomen eine lange
Diskussion darüber gab, ob es sich dabei nun um Galaxien wie unsere Milchstraße
oder tatsächlich nur um Nebel innerhalb der Milchstraße handelt. Erst durch
Beobachtungen von Edwin Hubble wurde diese Frage geklärt: Ihm gelang es nämlich
die Entfernung zum "Andromedanebel" zu bestimmen, so dass deutlich war, dass
diese Galaxie viel weiter entfernt ist, als unsere Milchstraße groß sein kann.
Ein weiteres auffälliges Sternbild am Himmel ist Kassiopeia.
Es ist das ganze Jahr über zu beobachten und steht derzeit hoch im
Nordosten. Wegen seiner eigentümlichen Form wird es oft auch
als "Himmels-W" bezeichnet. Von diesem Sternbild aus lässt sich leicht ein schönes
Beobachtungsobjekt für das Fernglas oder für kleine Teleskope finden: der
Doppelsternhaufen NGC 869 und NGC 884 [Findkarte],
der zwischen dem Himmels-W und Perseus liegt. Was zunächst wie ein kleiner heller
Klumpen aussieht, ist in Wirklichkeit eine Ansammlung von Hunderten von Sternen.
Astronomen haben über 400 gezählt, doch es gibt zweifellos weitaus mehr, die
aber von interstellarem Staub verborgen sind. Die Haufen sind rund 7.000
Lichtjahre von der Erde entfernt.
Venus hat ihre Zeit als Abendstern hinter sich und ist im Oktober
nicht am nächtlichen Himmel zu sehen. Mars bleibt jedoch, nach
seiner Opposition Ende Juli, ein auffälliges Objekt am Himmel. Er befindet sich
im Sternbild Steinbock. Seine Helligkeit geht zwar merklich zurück, doch sobald
der Jupiter untergegangen ist, bleibt Mars als hellster Planet zurück.
Und darauf muss man nicht mehr lange warten: Der Gasriese Jupiter
befindet sich im Sternbild Waage, ist am Abend nur noch kurz zu sehen und Ende
des Monats dann ganz verschwunden. Der zweite große Planet des
Sonnensystems, der Ringplanet Saturn, ist zwar etwas länger nach
Sonnenuntergang im Südwesten zu sehen, zieht sich aber auch allmählich vom
Abendhimmel zurück. Er befindet sich
im Sternbild Schütze. Der siebte Planet Uranus erreicht in der
Nacht vom 23. auf den 24. Oktober seine Oppositionsstellung im Widder. Seine
Helligkeit beträgt dann 5,7 Magnituden - unter optimalen Bedingungen könnte der
Planet also sogar mit bloßem Auge gesehen werden.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im Oktober auf ihre Kosten kommen. In
diesem Monat lassen sich nämlich zwei Meteorschauer beobachten: In der ersten
Monatshälfte sind die Oktober-Draconiden zu sehen, die ihren Ausgangspunkt (den
sogenannten Radianten) am Himmel im Sternbild Drache haben. Daher kommt auch der
Name Draconiden, das Sternbild Drache heißt auf Lateinisch nämlich Draco. Der
Strom ist auf den Kometen 21P/Giacobini-Zinner zurückzuführen. Ihr Maximum wird
für den 9. Oktober erwartet. Den ganzen
Oktober über ist zudem der Sternschnuppenstrom der Orioniden aktiv. Die Meteore
haben ihren Ausgangspunkt im Sternbild Orion. Mit dem Maximum wird am 21.
Oktober gerechnet.
Dass der Sommer nun endgültig vorüber ist, macht auch ein anderer Sachverhalt
deutlich: Ende Oktober endet nämlich auch die Sommerzeit und wir bekommen die Stunde, die
uns im Frühjahr "gestohlen" wurde, wieder zurück. Dies geschieht in der Nacht
vom 27. auf den 28. Oktober: Um 3 Uhr morgens wird die Uhr wieder auf 2 Uhr
zurückgestellt.
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