Stürmische Zeiten auf dem Roten Planeten
von Stefan Deiters astronews.com
20. Juli 2018
In einer Woche steht der Mars in Opposition zur Sonne und
ist der Erde daher so nahe wie schon lange nicht mehr. Gleichzeitig ist der
Planet gegenwärtig in eine gewaltige Staubwolke gehüllt, so dass auf seiner
Oberfläche kaum mehr Strukturen zu erkennen sind. Was für den Rover
Opportunity ein Problem ist, freut Wissenschaftler, die das Geheimnis
dieser globalen Staubstürme enträtseln wollen.
Für Marsforscher waren die letzten Wochen äußerst spannend - und dies liegt
nicht etwa an der bevorstehenden Opposition des Roten Planeten, bei der er der
Erde vergleichsweise nahekommt. Grund sind vielmehr eine Reihe gewaltiger Stürme
auf dem Mars, bei denen so viel Staub aufgewirbelt wurde, dass der Planet
inzwischen nahezu vollständig in eine Staubwolke gehüllt ist. Solche globalen
Staubstürme gibt es nur etwa alle sechs bis acht Jahre, entsprechend drei bis
vier Marsjahren. Warum und wie sie genau entstehen, ist den Forschern bislang
noch immer ein Rätsel.
Der aktuelle Staubsturm nahm Ende Mai als kleiner lokaler Sturm seinen
Anfang, entwickelte sich aber im Laufe des Juni zu einem globalen Phänomen und
wurde auch für den Marsrover Opportunity zu einem Problem. Da dieser seine
Energie mithilfe von Solarzellen produziert, der Staub die Sonne aber
verdunkelt, verfügt er nicht mehr über ausreichend Strom, um seine diversen
Geräte zu betreiben. Das Team des Rovers hat daher sämtliche Aktivitäten
eingestellt (astronews.com berichtete). Seit einiger
Zeit hat man auch keinen Kontakt mehr mit dem Rover. Vermutlich ist
derzeit nicht ausreichend Energie vorhanden, um die Sendeeinrichtungen zu
versorgen.
Das Team von Opportunity hofft allerdings, dass der Rover den Sturm
überstehen wird. Zwar kann er durch den Strommangel auch keine Heizung
aktivieren, doch sollte die staubige Atmosphäre zumindest dafür sorgen, dass die
Temperaturen in der Nacht nicht unter die für Opportunity gerade noch
verkraftbaren Werte fallen. Bei der NASA rechnet man allerdings nicht
damit, dass sich der Rover vor September wieder zurückmelden wird. Sollte sich
eine zu dicke Staubschicht auf den Solarzellen abgesetzt haben, könnte es sogar
noch länger dauern.
Andere Marsmissionen versuchen derweil durch detaillierte Beobachtungen mehr
über dieses Wetterphänomen zu erfahren: So erfasst die Sonde Mars Odyssey
mit dem Thermal Emission Imaging System die Oberflächentemperatur, die
Temperatur der Atmosphäre und ihren Staubgehalt. "Dieses ist eines der größten
Wetterphänomene, die wir bislang auf dem Mars beobachten konnten", meint Michael
Smith vom Goddard Space Flight Center, einer der beteiligten
Wissenschaftler. "Ein weiteres Beispiel für einen Staubsturm zu haben, hilft uns
dabei, dieses Stürme besser zu verstehen."
Auf dem Mars Reconnaissance Orbiter beobachten zwei Instrumente
regelmäßig den Sturm: So werden ständig Aufnahmen des ganzen Planeten gemacht,
um die Entwicklung des Sturms zu dokumentieren. Außerdem werden
Temperaturmessungen in verschiedenen Höhen der Atmosphäre vorgenommen. "Der
Sachverhalt, dass man mit einem kleinen, lokal begrenzten Sturm anfangen kann
und dadurch etwas in Bewegung kommt, was schließlich den ganzen Planeten
einhüllt, ist schon bemerkenswert", so Rick Zurek vom Jet Propulsion
Laboratory der NASA.
Während die Sonde MAVEN den Staubsturm nur indirekt beobachtet, indem die
Sonde seine Auswirkungen auf die obere Atmosphäre des Planeten studiert, hat der
Marsrover Curiosity die Gelegenheit, von der Oberfläche des verhüllten
Planeten Messungen zu machen. Der Rover wird mit einer Radionuklidbatterie
angetrieben, der Staub in der Atmosphäre stört ihn daher nicht, da kein
Sonnenlicht zur Energieversorgung benötigt wird. Unter anderem sammelt
Curiosity Informationen über die Größe und die Menge der Staubteilchen in
der Atmosphäre.
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