Mars-Opposition und Mondfinsternis
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juli 2018
Der Sommerhimmel zeigt sich in den kurzen Julinächten in
voller Schönheit, in der Nacht lassen sich Venus, Saturn, Jupiter und Mars
erkennen. Der Rote Planet erreicht Ende des Monats seine Oppositionsstellung zur
Sonne und ist der Erde dabei diesmal sogar besonders nah. Am gleichen Tag ist
von Mitteleuropa aus eine totale Mondfinsternis zu sehen.

Blick nach Süden kurz nach Mitternacht am 27. Juli 2018: Zum
Mond gesellen sich Mars (links) und Saturn (rechts).
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Für die Astronomen ist der Juli der erste komplette Sommermonat des Jahres
und auch das Wetter spielt in diesem Jahr offenbar mit, herrschten doch -
zumindest zu Monatsbeginn - in weiten Teilen Deutschlands hochsommerliche
Temperaturen. In den kurzen und meist warmen Nächten bleibt man auch schon
einmal länger draußen und beobachtet, wie die ersten Sterne langsam am Himmel
sichtbar werden.
Zu den in jedem Jahr wiederkehrenden astronomischen Daten zählen auch die Tage,
an denen die Erde ihren größten und ihren geringsten Abstand von der Sonne hat.
Astronomen nennen diese Punkte Aphel und Perihel. Der Punkt des
geringsten Abstands von der Sonne, das Perihel, wird jeweils Anfang Januar
durchlaufen, der Punkt mit dem größten Abstand Anfang Juli - in diesem Jahr am
6. Juli. Die Erde ist dann 152 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt,
Anfang Januar waren es "nur" 147 Millionen Kilometer.
Die Entstehung der Jahreszeiten, das wird dadurch noch einmal deutlich, hat
also nichts mit dem Abstand der Erde von der Sonne zu tun, sondern ausschließlich mit der Neigung der
Erdachse: Während eines Umlaufs um die Sonne bekommt dadurch einmal die
Nordhalbkugel und einmal die Südhalbkugel der Erde mehr Sonnenstrahlen ab. In unserem
Sommer ist die Nordhalbkugel der Sonne zugeneigt, auf der Südhalbkugel hingegen
herrscht Winter.
Passend zur Jahreszeit sind am Himmel noch immer die typischen
Sommersternbilder prominent vertreten: Wega im Sternbild Leier, Deneb im
Sternbild Schwan und Altair im Adler bilden das sogenannte
Sommerdreieck [Findkarte].
Doch auch der kommende Herbst kündigt sich mit dem Sternbild Pegasus
schon an. Ganz in der Nähe von Wega findet sich mit Epsilon Lyrae
ein bekanntes Vierfach-Sternsystem, von dem sich zwei Komponenten schon mit dem
Fernglas, alle vier mit einem kleinen Teleskop auflösen lassen. Epsilon Lyrae
ist rund 160 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Ende Juli beginnen die Hundstage. Ihren Namen haben sie von
Sirius, der bei uns eher als Stern des Winterhimmels bekannt
ist. Von den alten Ägyptern aber wurde Sirius, der hellste Stern am Himmel nach
unserer Sonne, "Hundsstern" genannt und sein Erscheinen dort im Sommer - zusammen mit
der sommerlichen Hitze - ist verantwortlich für die noch immer gebräuchliche
Bezeichnung "Hundstage". Für die Ägypter war das Erscheinen des Sirius ein Warnsignal, das die bevorstehende Flut des Nils ankündigte.
Schaut man gegen Mitternacht Richtung Süd-Osten und befindet sich fernab
störender Lichter, kann man das helle Band der Milchstraße in seiner ganzen
Pracht bewundern. Mit einem Feldstecher ist diese Region am Himmel eine wahre
Fundgrube: Ein Sternhaufen und Nebel reiht sich hier an den nächsten. Oberhalb
des Sternbilds Schütze finden sich die wohl eindrucksvollsten Nebel des
nördlichen Sternenhimmels: Der Lagunen-Nebel (M8) und der etwas
nördlich davon gelegene Trifidnebel (M20) [Findkarte].
Der Lagunen-Nebel ist größer und heller als der Trifidnebel und rund 5.000
Lichtjahre von der Erde entfernt. Mit einem kleinen Teleskop erkennt man
bereits, dass der Nebel von einem dunklen Band aus Staub geteilt wird, das dem
Nebel seinen Namen gab. Der Trifidnebel ist rund 9.000 Lichtjahre von der Erde
entfernt und ist besonders durch ein eindrucksvolles Bild des
Hubble-Weltraumteleskops bekannt geworden. Es zeigte eine stellare Kinderstube
voller Sternenembryos, die von der intensiven Strahlung eines nahen Riesensterns
langsam aufgelöst wird (siehe
Bild des Tages vom 28.
April 2009).
Unter den Planeten ist unser Nachbar Venus weiterhin am
Abendhimmel zu sehen. Unser sonnennäherer Nachbar befindet sich im Sternbild
Löwe und ist nach Sonnenuntergang im Westen kaum zu übersehen. Der Gasriese
Jupiter befindet sich im Sternbild Waage und wird allmählich
zum Planeten der ersten Nachthälfte. Saturn, der erst Ende Juni
in Opposition stand, ist noch immer praktisch die ganze Nacht über zu sehen und
wandert durch das Sternbild Schütze.
Der "Star" in diesem Monat ist aber zweifelsohne der Rote Planet Mars:
Er erreicht am 27. Juli im Sternbild Steinbock seine Oppositionsstellung zur
Sonne. In diesem Jahr ist die Konstellation besonders günstig: Am 31. Juli hat
der Planet seinen geringsten Abstand von der Erde - es sind 57,6 Millionen
Kilometer - und erreicht eine Helligkeit
von -2,8 Magnituden. Er ist damit noch heller als Jupiter. Sobald die Venus
untergegangen ist, ist der Mars somit das markanteste Objekt am nächtlichen
Himmel - vom Mond einmal abgesehen.
Am Tag der Mars-Opposition gibt es noch eine weitere Besonderheit: Es ist
eine totale Mondfinsternis zu beobachten, der Mond steht dabei ganz in der Nähe
des Mars. Die Finsternis ist von Mitteleuropa aus zu sehen, der
Mond wird allerdings schon etwas verfinstert aufgehen: Der Eintritt in den Kernschatten
erfolgt um 20.24 Uhr MESZ, die Totalität beginnt um 21.30 Uhr MESZ und endet um
23:14 Uhr MESZ. Der Mondaufgang erfolgt bei uns gegen 21 Uhr.
Zum Monatsende könnte auch der Meteorschauer der Delta Aquariden
sichtbar
sein, dessen Ausstrahlungspunkt im Sternbild Wassermann liegt. Es handelt sich
aber um einen relativ unauffälligen Meteorstrom. Das Maximum wird für die ersten
Stunden des 29. Juli erwartet. Den ganzen Juli über sind die Alpha Capricorniden mit dem Ausstrahlungspunkt im Steinbock aktiv. Experten erwarten
aber nicht mehr als vielleicht fünf bis zehn Objekte pro Stunde im Maximum am 29. Juli. Auch die
ersten Perseiden könnten in der zweiten Julihälfte schon zu
sehen sein.
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