Blau, super, blutrot - viel Lärm um nichts
von
Stefan Deiters astronews.com
31. Januar 2018
Heute ist - wieder einmal - Supermond und gleichzeitig "Blutmond"
und "Blauer Mond". Der Erdtrabant hat es dadurch in nahezu jede Zeitung
geschafft. Alle hoffen auf gutes Wetter, um einen Blick auf den extra großen,
blauen Blutmond erhaschen zu können. Dabei ist der heutige Vollmond nichts
Besonders und die totale Mondfinsternis von Deutschland aus gar nicht zu sehen.
Der Mond wird von Mitteleuropa nicht blau oder rot erscheinen,
sondern einfach nur voll. Einen Unterschied zu einem normalen
Vollmond dürften die meisten Menschen nicht bemerken.
Bild: NASA [Großansicht] |
Der heutige Vollmond ist wieder einmal "super" - das ist zumindest in
vielen Zeitungen zu lesen. Die Vollmondstellung erreicht er nämlich in einem
besonders erdnahen Abschnitt seiner Bahn, nämlich rund um das sogenannte
Perigäum. Bei solchen Perigäums-Vollmonden kann der Erdtrabant tatsächlich bis zu 14 Prozent größer und
30 Prozent heller erscheinen als bei anderen Vollmonden. Dieser Unterschied ist
allerdings für die meisten flüchtigen Betrachter kaum zu erkennen, weil es am
Himmel mit bloßem Auge keine Möglichkeit zum konkreten Größenvergleich gibt und
man also allein auf die Erinnerung angewiesen ist.
Der Mond erscheint am Himmel unterschiedlich groß, weil er die Erde nicht auf
einer exakten Kreisbahn umrundet. Während eines Umlaufs schwankt die Entfernung
des Mondes von der Erde dadurch zwischen etwa 356.400 und 406.700 Kilometern -
also immerhin um rund 50.000 Kilometer. Kommt es nun - wie heute - zu
einem Vollmond nahe eines Perigäums, erscheint der Mond überall dort, wo er zu
diesem Zeitpunkt zu sehen ist, entsprechend heller und größer.
Der Begriff "Supermond" hat für Astronomen nur
deswegen eine Bedeutung, weil sie inzwischen regelmäßig auf diese Perigäums-Vollmonde
angesprochen werden. Ursprünglich wurde das Wort "Supermond" von einem Astrologen geprägt.
Der Vollmond in der kommenden Nacht wird im englischen Sprachraum auch als "blue
moon" bezeichnet, da es sich um den zweiten Vollmond im Monat handelt. Da
zwischen zwei Vollmonden jeweils 29,5 Tage liegen, ist ein solcher "Blauer Mond"
nichts Besonderes, sondern lediglich eine Folge des von uns Menschen
festgelegten Kalenders.
In den USA lässt sich am Nachmittag zudem noch eine Mondfinsternis
beobachten. Selbst wenn der Mond komplett im Schatten der Erde liegt, schimmert
er, durch von der Erdatmosphäre reflektiertes Licht, in einem mehr oder weniger
ausgeprägten rot, weshalb manche den so verdunkelten Mond als "Blutmond" bezeichnen.
Aus dem deutschsprachigen Raum ist die Mondfinsternis nicht zu sehen.
Der überraschend große Mond, den vielleicht viele Menschen heute am Horizont
aufgehen sehen, dürfte für die meisten Betrachter nichts mit dem "Perigäums-Vollmond"
zu tun haben, sondern mit einem anderen Phänomen,
das manche Mondbeobachter immer wieder verblüfft. Aus Gründen, die weder
Astronomen noch Psychologen bislang vollständig verstanden haben, erscheint uns
der Mond in Horizontnähe größer als er wirklich ist. Dieser "Mondillusion"
genannte Effekt könnte damit zu tun haben, dass unser Gehirn, wenn man den
Mond im Vergleich zu Häusern, Bäumen oder anderen Objekten im Vordergrund
betrachtet, irgendwie über dessen wahre Größe getäuscht wird.
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