Sonnenfinsternis in 100 Spektren
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) astronews.com
18. September 2017
Die Sonnenfinsternis im August wurde nicht nur von
zahlreichen SoFi-Fans verfolgt, sondern auch von professionellen Astronomen. Auf
dem Mount Graham im US-Bundesstaat Arizona beispielsweise, wo die Finsternis
partiell zu sehen war, nahm man in der Zeit 100 Spektren auf. Die Verdunklung
der Sonne durch den Mond erlaubte nämlich einen besseren Einblick in die
Chromosphäre der Sonne.
Die partielle Sonnenfinsternis, beobachtet
vom Mount Graham im US-Bundesstaat Arizona.
Bild: AIP/Ilya Ilyin [Großansicht] |
Eine Sonnenfinsternis bietet die Möglichkeit, Teile der Sonne zu untersuchen,
die sonst nicht sichtbar sind. Mit dem Solar Disk Integrated Telescope
(SDI) auf dem Mount Graham im US-Bundesstaat Arizona haben Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) die
partielle Sonnenfinsternis am 21. August 2017 beobachtet. Im Verlauf des
Ereignisses erstellten sie einhundert Spektren in zwei Wellenlängenbereichen.
Das SDI leitet Licht an den Spektrographen PEPSI, das "Potsdam Echelle
Polarimetric and Spectroscopic Instrument", am Large Binocular Telescope (LBT).
"Die Spektren, die wir erstellt haben, sind hoch dynamisch", erklärt
AIP-Forscher Dr. Ilya Ilyin. "Der Ursprung des gemessenen Lichts liegt in
verschiedenen Bereichen der Sonne, deswegen variiert der Verlauf der Linien.“
Durch die Finsternis wurde die Chromosphäre der Sonne besser sichtbar – die
Schicht der Sonnenatmosphäre, die über der Photosphäre liegt und an die äußere
Korona angrenzt. Die innere Photosphäre überstrahlt die Chromosphäre
normalerweise.
Nur wenn der Mond die Photosphäre zu einem großen Teil verdeckt, sind im
Spektrum chromosphärische Linien direkt sichtbar. In Arizona war am 21. August
2017 eine partielle Sonnenfinsternis zu beobachten, was bedeutet, dass der Mond
nur den inneren Teil der Sonnenscheibe verdeckt hat. "Die chromosphärischen
Linien vom Sonnenrand waren daher verstärkt", so Ilyin. Genauer untersucht haben
die Forscherinnen und Forscher die sogenannte Natrium-D1-Linie, deren Ursprung
in der unteren Chromosphäre der Sonne liegt. Insgesamt haben die Wissenschaftler
zwischen 9.16 Uhr und 12.03 Uhr Ortszeit auf dem Mount Graham etwa einhundert
Spektren in den Wellenlängenbereichen 422 bis 477 und 536 bis 628 Nanometer
erstellt.
Der Spektrograph PEPSI wurde vom AIP gebaut und 2015 in Arizona am LBT
installiert. Das LBT hat zwei Spiegel mit einem Durchmesser von jeweils 8,4
Metern und ist daher effektiv ein 11,8-Meter-Teleskop. Ziel des Sonnenteleskops
SDI ist es, Spektren täglich und kontinuierlich im Verlauf eines ganzen
magnetischen Sonnenzyklus zu messen, um so in hoher Auflösung zu untersuchen,
wie sich die Druckmoden der Sonnenschwingungen mit der Magnetfelddichte
verändern.
"Unser Hauptziel ist allerdings, die Sonnenoberfläche mit anderen Sternen zu
vergleichen, um so deren Oberflächenmagnetismus besser zu verstehen", sagt Prof.
Dr. Klaus Strassmeier, der verantwortliche Wissenschaftler des Projekts PEPSI.
Zudem wollen die Forschenden feststellen, wie sich die Linienprofile im Spektrum
im Laufe eines Sonnenzyklus verändern.
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