Sommernächte und Saturn in Opposition
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juni 2017
Während sich der größte Planet des Sonnensystems nur noch
vor Mitternacht am Himmel sehen lässt, glänzt der Ringplanet Saturn die ganze
Nacht über. Er erreicht Mitte Juni seine Oppositionsstellung. Venus ist Morgenstern.
Außerdem bietet sich ein guter Blick auf die sommerliche Milchstraße.
Offizieller Beginn der wärmsten Jahreszeit ist der 21. Juni.
Saturn und der Mond in der Nacht vom 9. auf den 10. Juni 2017
am südöstlichen Himmel kurz vor Mitternacht.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Wer sich beim Beginn der Jahreszeiten lieber nach den Meteorologen richtet
und nicht auf die Astronomen hört, für den beginnt heute offiziell der Sommer:
Die
Weltorganisation der Wetterfachleute hat nämlich festgelegt, dass die meteorologischen
Jahreszeiten immer am Ersten des Monats beginnen, in dessen letztem Drittel sie
bei den Astronomen anfangen. Das erleichtert das Führen von Statistiken
erheblich.
Wer sich lieber nach dem
kalendarischen und astronomischen Sommerbeginn, also der Sommersonnenwende,
richtet, muss noch rund drei Wochen warten: Für den beginnt der Sommer erst am
21. Juni um 6.24 Uhr MESZ. Natürlich hat die nahende Sommersonnenwende auch
einen "Nachteil": Ist diese erst einmal erreicht, werden die Tage wieder kürzer
und die Nächte somit länger.
Alle Freunde des Sternenhimmels wissen, dass dies aber nicht unbedingt
schlecht sein muss, gibt es doch am Himmel einiges zu sehen: Gegenwärtig sind es
beispielsweise die typischen Sternbilder des Sommers. Schaut man nach
Einbruch der Dunkelheit nach Osten, erkennt man hier einige helle Sterne,
darunter Wega im Sternbild Leier, die in bläulich-weißer Farbe
im Nord-Osten aufgeht. Wega ist auch für Planetenforscher von großem Interesse,
hat man doch um den Stern eine Staubscheibe entdeckt, die nach Ansicht der
Forscher die Folge der Kollision zweier Planeten vor rund einer Million Jahren
ist.
Wega ist 25 Lichtjahre von der Erde entfernt und der fünfthellste Stern am
nächtlichen Himmel und der zweithellste Stern am Nordhimmel. Sie strahlt 60-mal
heller als unsere Sonne und dürfte erst rund 350 Millionen Jahre alt sein. Die
beiden anderen Sterne des sogenannten Sommerdreiecks [Findkarte]
sind Deneb im Sternbild Schwan und Atair im Adler: Deneb ist
einer der größten bekannten Riesensterne und leuchtet 60.000-mal so hell wie
unsere Sonne und hat ihre 25-fache Masse. Altair ist nur etwa 16
Lichtjahre von der Erde entfernt und nur eineinhalb Mal größer als unser
Zentralgestirn.
Wer abseits von störenden Lichtern diese drei Sterne ausgemacht hat, kann
vielleicht auch das helle Band der Milchstraße erkennen, das sich von Nord-Osten
nach Süd-Osten erstreckt. Man schaut hier auf die mit unzähligen Sternen
bevölkerte Scheibe unserer Galaxie. Der Name "Milchstraße" ist sehr alt. Früher
beobachtete man dieses helle, milchige Band am Himmel, ohne zu wissen, um was es
sich dabei eigentlich handelt. So entstand der Name: Milchstraße, Milky way oder
auch Via Lactea.
Erst in der Zeit Galileos konnte man mit ersten Fernrohren erkennen, dass es
hier eine Unzahl von Sternen gibt und man in die Scheibe unserer Galaxie schaut.
Und erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde klar, dass das Universum
aus unzähligen Galaxien besteht und unsere Heimatgalaxie nicht etwa das gesamte
Weltall darstellt. So wurde der Begriff Milchstraße zum Namen für unsere
Heimatgalaxie.
Im Band der Milchstraße lassen sich mit einem Fernglas eine Vielzahl
interessanter Objekte entdecken: So findet man etwa östlich vom Stern Deneb im
Sternbild Schwan bereits mit bloßem Auge eine Region, die etwas heller
erscheint. Ein Fernglas und gute Sichtbedingungen offenbaren, um was es sich
handelt: um ein eigentümlich geformtes Sternentstehungsgebiet, den
Nordamerikanebel (oder auch NGC 7000) [Findkarte].
Er liegt in rund 2.300 Lichtjahren Entfernung und erinnert mit seinen Umrissen
an den nordamerikanischen Kontinent (siehe unser
Bild
des Tages vom 21. Januar 2009).
Unter den Planeten ist der Saturn der "Star" am Himmel: Der Ringplanet
erreicht am 15. Juni im Sternbild Schlangenträger seine Oppositionsstellung zur Sonne. Er
ist damit die gesamte Nacht über zu sehen und der Erde besonders nah - am Tag
der Opposition sind es rund 1,35 Milliarden Kilometer. Der Jupiter, im Sternbild
Jungfrau, ist inzwischen hauptsächlich in der ersten
Nachthälfte zu beobachten. Unser äußerer Nachbar Mars ist im
Juni nicht mehr am Nachthimmel vertreten. Die Venus hingegen
glänzt am Morgenhimmel. Merkur ist nicht auszumachen.
Im Juni gibt es auch eine ganze Reihe von Sternschnuppenströmen, allerdings
sind sie meist nur schwach ausgeprägt und schwer zu beobachten. So lassen sich
beispielsweise um den 27. Juni
mit etwas Glück die Juni-Draconiden beobachten, deren
Ausstrahlungspunkt im Sternbild Drache liegt. Die Libriden sind am
6. und 7. Juni aktiv, mit Radiant im
Sternbild Waage. Der Scorpius-Sagittarius-Strom, dessen
Radiant im Grenzbereich zwischen den Sternbildern Skorpion und Schütze liegt, ist den ganzen Monat über aktiv - mit einem Maximum zur Monatsmitte - allerdings
von Mitteleuropa relativ schlecht zu beobachten.
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