Am Computer zu Teleskopen und Galaxien
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam astronews.com
10. April 2017
Das Weltall vom Bildschirm aus erleben und mehr über
Galaxien, Sterne und Dunkle Materie erfahren - dies verspricht eine neue
Virtual-Reality-Plattform, die ein Team am Leibniz-Institut für Astrophysik
Potsdam entwickelt und jetzt freigeschaltet hat. Mit oder ohne
Virtual-Reality-Brille lassen sich auch verschiedene Observatorien virtuell
besuchen.
Die Kuppel des GREGOR-Sonnenobservatoriums.
Bild: C. Kuckein, C. Denker/AIP [Gesamtansicht] |
Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) geht mit einer neuen
Virtual-Reality-Plattform online. Mit dreidimensionalen 360-Grad-Videos und
Panoramen können Besucherinnen und Besucher der Plattform – mit oder ohne
Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) – in den Kosmos eintauchen und eine virtuelle
Tour durch astronomische Observatorien erleben. Die Webplattform lässt sich
direkt über eine VR-Brille oder auch per Klick am Bildschirm navigieren. Alle
Medien basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, Simulationen mit
Supercomputern sowie Aufnahmen von Teleskopen und Beobachtungsstandorten.
Einsichten über das Universum und seine Objekte erlangen Astrophysikerinnen
und Astrophysiker, indem sie riesige Datenmengen aus Beobachtungen und
Simulationen von Sternen, Galaxien und kosmischen Objekten auswerten. Aufwändige
Visualisierungstechniken machen diese Datenmengen sichtbar. Die Videos bieten
einen Ausflug in unsere lokale kosmische Umgebung in virtueller Realität. Der
Blick durch unterschiedliche "Brillen" – für Dunkle Materie, Gas oder Sterne –
zeigt, wie sehr die rätselhafte Dunkle Materie die kosmische Struktur, an der
sich die leuchtenden Sterne und Galaxien orientieren, dominiert.
Auch die tatsächliche astronomische Beobachtung nutzt unterschiedliche
Teleskope und Instrumente, um verschiedene Objekte und Bausteine des Universums
zu entschlüsseln. "Mit Simulationen und VR machen wir das Unsichtbare sichtbar",
so Arman Khalatyan, Astrophysiker, IT-Spezialist und Leiter des VR-Projekts. Von
ihm stammen die VR-Filme und auch einige der Simulationen, auf denen sie
basieren. "Die VR-Technologie ist mit einfachen VR-Brillen und kostenlosen Apps
heute für jeden nutzbar. Wir machen mit unserer Plattform nun auch den Kosmos
für jeden zugänglich."
Der zweite Bereich der Plattform lädt Besuchende zu einer virtuellen Tour
durch verschiedene astrophysikalische Observatorien ein, an denen das
Leibniz-Institut für Astrophysik mit Teleskopen oder Instrumenten beteiligt ist.
Wer beispielsweise die Sonne sucht, wird am Observatorio del Teide
fündig. Das Observatorium liegt auf 2.400 Metern Höhe auf Teneriffa und ist ein
fantastischer Standort für astronomische Beobachtung. Beim virtuellen Gang über
das Gelände oder beim Blick von der geöffneten Kuppel des Sonnenteleskops GREGOR
sind die verschiedenen Teleskope des Observatoriums über der Wolkendecke zu
sehen, im Hintergrund der 3.718 Meter hohe Berg Teide.
Auch Liebhaberinnen und Liebhaber der Architektur haben es nicht weit und
können eine Tour durch den Potsdamer Einsteinturm wählen. Weitere Observatorien
sollen bald folgen und die Plattform erweitern. "Wir wollen mit VR Geschichten
des Universums erzählen und zu Reisen an Orte der astronomischen Forschung
einladen, die uns selbst begeistern", beschreibt Gabriele Schönherr,
Astrophysikerin und Wissenschaftskommunikatorin und der zweite Kopf im VR-Team,
die Idee hinter dem Projekt. "Die moderne astrophysikalische Beobachtung ist
international. Mithilfe der VR können wir auch das direkt erlebbar machen."
|