Marsrover untersucht selbstständiger
von Stefan Deiters astronews.com
25. Juli 2016
Der Marsrover Curiosity kann sich nun die Ziele,
die er mit seinem Laser-Spektrometer anvisiert, selbstständig aussuchen. Möglich
wurde dies durch eine neue Software an Bord des Rovers. Curiosity beschießt nun mehrfach pro Woche eigenständig ausgewählte
Gesteinsbrocken mit einem Laser und macht dabei spektrale Analysen.
Auswahl eines Ziels auf einem Bild der
Navigationskamera von Curiosity (großes Bild) und
die anschließend bestimmten Ziele für den
Laserbeschuss (kleines Bild).
Bild: NASA / JPL-Caltech / LANL / CNES /
IRAP / LPGNantes / CNRS / IAS [Großansicht] |
An Bord des Rovers Curiosity, der seit fast vier Jahren auf dem Mars
unterwegs ist, befindet sich auch das Instrument Chemistry and Camera (ChemCam).
Dazu gehört ein Laser, mit dem Curiosity Gesteinsbrocken beschießen kann.
Dabei wird ein kleiner Teil des Gesteins praktisch verdampft und dieses Plasma kann
der Rover dann mithilfe einer speziellen Kamera spektral analysieren, um so mehr
über die Zusammensetzung des Gesteins zu erfahren.
Insgesamt hat Curiosity auf diese Weise schon mehr als 1400 Ziele anvisiert und
untersucht und dabei mehr als 350.000 Schüsse mit dem Laser abgegeben. Bislang
wurden die Ziele dafür immer von den Wissenschaftlern auf der Erde ausgesucht,
die interessante Gesteinsbrocken auf Grundlage von Fotos identifiziert hatten,
die Curiosity zur Erde übermittelt hat.
Dank einer neuen Software kann Curiosity nun auch selbstständig Ziele auswählen.
Dazu analysiert der Rover zunächst Weitwinkelaufnahmen der Umgebung und sucht
nach potentiellen Zielen, die dann erneut mit einer Telekamera anvisiert werden.
Diese Bilder können dann dem Team auf der Erde zur Begutachtung und endgültigen
Entscheidung übermittelt werden.
"Dieses automatisierte Verfahren ist besonders dann sinnvoll, wenn man nicht so
schnell eine Rückmeldung vom Wissenschaftsteam bekommen kann, etwa während einer
längeren Fahrt oder wenn die Arbeitszeiten auf dem Mars und auf der Erde nicht
kompatibel sind", erläutert Tara Estlin vom Jet Propulsion Laboratory der NASA.
Die darüber hinaus mögliche selbstständige Auswahl eines Ziels für ChemCam basiert dann auf einem vorher
von den Wissenschaftlern festgelegten Kriterienkatalog.
Am häufigsten wird das System aktuell zur Auswertung von Bildern der
Navigationskamera angewandt, die regelmäßig von der Umgebung erstellt werden,
sobald der Rover eine geplante Fahrt abgeschlossen hat. Die Software kann dann
ein lohnenswertes Ziel auswählen und ChemCam entsprechend steuern. In einem
anderen Betriebsmodus kann die Software die Feinjustierung des Lasers bei zuvor
ausgewählten Zielen übernehmen, was für das Team eine erhebliche Zeitersparnis
darstellt.
Das Instrument ChemCam befindet sich ganz oben auf dem Mast von Curiosity und erlaubt
es, die Zusammensetzung von Gestein bis in eine Entfernung von rund sieben
Metern zu bestimmen.
Curiosity war im August 2012 im Gale-Krater des Mars gelandet, um
herauszufinden, ob es vor langer Zeit, also vor Milliarden von Jahren, auf dem
Roten Planeten einmal Umweltbedingungen gab, die primitives Leben erlaubt
hätten. Dazu sollte der Rover vor allem geologisch interessante Ablagerungen
untersuchen, die man aus dem Orbit an den Hängen des Zentralbergs des
Gale-Kraters entdeckt hatte.
Entsprechende Hinweise fand Curiosity allerdings bereits bei ersten
Tests der Instrumente. Inzwischen untersucht der Rover die Hänge des
Zentralbergs und sammelt dort weitere Informationen, die etwas über die
Klimageschichte des Roten Planeten verraten könnten.
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