Blick in Galaxienhaufen Abell S1063
von Stefan Deiters astronews.com
22. Juli 2016
Die europäische Weltraumagentur ESA hat gestern eine neue Aufnahme des Galaxienhaufens Abell S1063 veröffentlicht. Das Weltraumteleskop
Hubble hatte die entfernte Ansammlung von Galaxien im Rahmen des Programms
Frontier Fields anvisiert. Mit dieser Untersuchung von Galaxienhaufen hoffen
Astronomen mehr über unser Universum und seine dunklen Bestandteile zu erfahren.

Blick in den Galaxienhaufen Abell S1063.
Bild: NASA, ESA und J. Lotz (STScI) [Großansicht] |
Den vom Weltraumteleskop Hubble jetzt anvisierten Galaxienhaufen Abell S1063
sehen wir aufgrund seiner Entfernung zu einer Zeit, in der das Universum rund vier
Milliarden Jahre jünger war als heute. Die Beobachtungen wurden im Rahmen des
Programms Frontier Fields gemacht, bei dem insgesamt
sechs massereiche Galaxienhaufen beobachtet werden sollen. Drei wurden bereits
detailliert untersucht, zwei weitere werden in den kommenden Jahren folgen.
Im Rahmen des Programms werden sehr "tiefe" Beobachtungen gemacht,
Hubble
schaut also sehr lange auf eine Region, um dadurch auch noch sehr lichtschwache
Objekte aufspüren zu können. Dass man sich dabei auf Galaxienhaufen
konzentriert, hat einen einfachen Grund: In diesen lässt sich ein als
Gravitationslinseneffekt bekanntes Phänomen beobachten, das gleich mehrfach
nützlich ist. Meist ist es an verzerrten Bögen rund um das Zentrum des
Galaxienhaufens zu erkennen.
Zu einem Gravitationslinseneffekt kommt es immer dann, wenn durch massereiche
Objekte das Licht entfernterer, aus unserer Sicht direkt dahinter liegender Systeme so abgelenkt
wird, dass es nicht nur verzerrt, sondern auch verstärkt wird. Auf diese
Weise lassen sich Galaxien untersuchen, die ohne diesen Effekt selbst mit Hubble
nicht zu beobachten gewesen wären.
Die Art und Weise, wie die Masse des Galaxienhaufens das Licht entfernterer
Objekte ablenkt, verrät den Astronomen auch etwas über die Verteilung der
normalen Materie und der Dunklen Materie in dem Galaxienhaufen. Beide tragen zur Masse
bei, die für den Gravitationslinseneffekt verantwortlich ist. Beobachtungen
wie jetzt durchgeführt helfen also, die Modelle über die Massenverteilung in den Haufen zu präzisieren
und liefern so auch Informationen über die geheimnisvolle Dunkle Materie.
Während der Beobachtungen von Abell S1063 haben die Astronomen bereits
einige interessante Entdeckungen gemacht. So spürten sie eine Galaxie auf, die
wir zu einer Zeit sehen, als das Universum gerade einmal eine Milliarde Jahre
alt war. Außerdem konnten sie bereits 16 Hintergrundgalaxien identifizieren,
deren Licht durch die Masse von Abell S1063 verzerrt wurde, so dass teilweise
sogar mehrfach Bilder von ihnen zu sehen sind.
Die Ansicht basiert auf Daten, die mit der Wide Field Camera 3 und der
Advanced
Camera for Surveys von Hubble gewonnen wurden. Der Galaxienhaufen Abell S1063 liegt im
Sternbild Kranich.
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