Wegbereiter der modernen Astrophysik
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) astronews.com
11. Mai 2016
Vor genau 100 Jahren starb ein Mann, der als einer der
wichtigsten Wegbereiter der modernen Astrophysik gilt: Karl Schwarzschild. Sein
Name wird heute oft mit einer speziellen Lösung der Einsteinschen
Feldgleichungen und grundlegenden Arbeiten über Schwarze Löcher in Verbindung
gebracht. Seine Interessen waren jedoch weitaus vielfältiger.
Karl Schwarzschild.
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AIP |
Am 11. Mai 1916 verstarb im Alter von nur 42 Jahren Karl Schwarzschild, einer
der vielseitigsten Astrophysiker und Wissenschaftler seiner Zeit. Schwarzschilds
Arbeiten umfassen eine enorme Bandbreite an Themen und Methoden: er beschäftigte
sich sowohl mit der beobachtenden Astronomie als auch mit Fragen der
Instrumentierung und präsentierte als Erster eine Lösung für die Einsteinsche
Feldgleichung, die heute als "Schwarzschild-Lösung" bekannt ist.
Die Verbindung der wissenschaftlichen Möglichkeiten von Physik und Chemie mit
denen der Astronomie nutzte Karl Schwarzschild als Chance zur Weiterentwicklung
des damals noch jungen Fachs der Astrophysik, welches er mit großem persönlichen
Engagement vorantrieb.
Karl Schwarzschild kam am 9. Oktober 1873 in Frankfurt am Main zur Welt. Bereits
als 16-jähriger veröffentlichte er erste wissenschaftliche Arbeiten zur
Bahnbestimmung von Himmelskörpern in den Astronomischen Nachrichten. Er
studierte in Straßburg und promovierte 1896 in München. Ab 1897 war er als
Assistent an der Kuffner-Sternwarte in Wien angestellt. In Göttingen wirkte er
von 1901 bis 1909 als Professor an der Universität sowie als Direktor der
dortigen Sternwarte.
1908 wurde Karl Schwarzschild, einer der bekanntesten Astronomen der damaligen
Zeit, zum Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam (AOP) berufen.
Das 1874 gegründete AOP war das weltweit erste Institut, das den Begriff
"Astrophysik" im Namen trug. In seiner nur acht Jahre andauernden Amtszeit am
AOP leistete er elementare Beiträge zur Astrophysik und zur Allgemeinen
Relativitätstheorie.
Auch wenn sich unzählige Bücher und Artikel immer wieder mit Schwarzschilds
Lösung der Einsteinschen Feldgleichung beschäftigt haben und bis heute
beschäftigen, so war Schwarzschilds wissenschaftliches Interesse wesentlich
weiter gefasst. Er setzte sich eingehend mit Fragen der Himmelsmechanik, der
stellaren Photometrie, der Feldtheorie, der Quantenmechanik und der
instrumentalen Astronomie auseinander.
Weitere Forschungsgebiete Schwarzschilds umfassten die Spektroskopie, den
Sternaufbau und die Stellardynamik. Besondere Würdigung verdient die von ihm
aufgestellte Theorie optischer Systeme, auf deren Grundlage bis heute moderne
Großteleskope konzipiert werden.
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Schwarzschild freiwillig. Er
diente in einer Artillerietruppe an der Ost- und Westfront, wo er unter anderem
ballistische Berechnungen durchführte. Er erkrankte jedoch an einer Auto
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 meldete er sich freiwillig zur Armee.
Er diente in der Artillerietruppe an der Ost- und Westfront und hatte dort unter
anderem ballistische Berechnungen durchzuführen. Während des Krieges erkrankte
er jedoch schwer an einer als Blasensucht bekannten Autoimmunerkrankung der
Haut. Im März 1916 kehrte er schwer krank aus dem Krieg zurück und starb nur
zwei Monate später.
Als höchste Auszeichnung für Verdienste in der Astronomie und Astrophysik im
deutschsprachigen Raum verleiht die Astronomische Gesellschaft in jedem Jahr
anlässlich ihrer Herbsttagung die Karl-Schwarzschild-Medaille.
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