Zehn Jahre Blick an den Submillimeter-Himmel
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
10. Februar 2016
Das Atacama Pathfinder Experiment (APEX), ein
zwölf Meter durchmessendes Radioteleskop in der chilenischen Atacamawüste, ist
inzwischen seit zehn Jahren in Betrieb. Ende Januar wurde dies von den
beteiligten Organisationen vor Ort gefeiert. Die Bedeutung des einst als
Prototyp für den Radioteleskopverbund ALMA entwickelten Instruments ist seit
der ALMA-Inbetriebnahme sogar gewachsen.
Der zentrale Teil der Ebene der Milchstraße,
zusammengestellt aus Submillimeterbeobachtungen
der APEX/LABOCA-Kamera und des Planck-Satelliten
(oben). Das untere Bild zeigt die südliche
Milchstraße und das APEX-Teleskop (Montage).
Bild:
APEX Team / Csengeri et al. 2016 (oben), ESO / Y.
Beletsky (optisches Bild), ESO (APEX-Teleskop),
C. Urquhart (Montage) [Großansicht] |
Das Team des Radioteleskops APEX feierte jetzt das zehnjährige Betriebsjubiläum
der Radioschüssel in Chile. APEX war ursprünglich als Prototyp für den
Radioteleskopverbund ALMA entwickelt worden. Zum Jubiläum wurden am 25. und 26. Januar
im APEX-Basislager in San Pedro de Atacama eine Reihe von Festvorträgen
organsiert und auch ein Besuch des Teleskops selbst auf dem Chajnantor-Plateau
in über 5000 Metern Höhe über dem Meeresspiegel ermöglicht.
Das Atacama Pathfinder Experiment (APEX) ist ein Radioteleskop von
zwölf Metern Durchmesser für Himmelsbeobachtungen bei
Submillimeter-Wellenlängen. Es wurde an einem sehr speziellen Standort
errichtet, auf dem Chajnantor-Plateau in über 5000 Meter Meereshöhe in der
Atacamawüste in Nordchile. Die Verbindung von großer Höhe und extrem hoher
Trockenheit erlaubt Beobachtungen im sonst von der Erdoberfläche aus
unzugänglichen Submillimeterbereich des elektromagnetischen Spektrums. Die
Chajnantor-Hochebene ist auch der Standort für das Atacama Large Millimeter/submillimeter
Array (ALMA).
Das APEX-Basislager in San Pedro de Atacama liegt auf einer Höhe von nur
2500 Metern über dem Meeresspiegel ist damit wesentlich leichter zugänglich als
das Teleskop selbst. Zu den Ehrengästen der Feier zählten der deutsche
Botschafter in Chile, Rolf Schulze, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft,
Prof. Martin Stratmann, und der Generaldirektor der Europäischen Südsternwarte
(ESO), Prof. Tim de Zeeuw.
Für die Partner in der APEX-Kollaboration nahmen der für APEX verantwortliche
Wissenschaftler Prof. Karl Menten und der Projektmanager Dr. Rolf Güsten, beide
vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie, daran teil, sowie Prof. John
Conway, der Direktor des Onsala Space Observatory (OSO) in Schweden.
"Mit dem Entwurf und dem Betrieb von APEX geben die beteiligten Partner, ESO,
OSO und die Max-Planck-Gesellschaft, ein perfektes Beispiel dafür, wie eine
langfristig angelegte internationale Zusammenarbeit neue Erkenntnisse in der
Astronomie hervorbringt", würdigte Stratmann.
In den vergangenen zehn Jahren haben 2000 Wissenschaftler im Rahmen ihrer
Projekte mit APEX-Daten gearbeitet; daraus resultieren inzwischen mehr als 500
wissenschaftliche Veröffentlichungen. Zu den wichtigen Ergebnissen aus
APEX-Beobachtungen gehören die Entdeckung von fünf neuen interstellaren
Molekülen im Weltraum sowie umfassende Himmelsdurchmusterungen wie ATLASGAL (der
"APEX Telescope Large Area Survey of the Galaxy") und LESS (der "LABOCA Survey
of the Extended Chandra Deep Field South").
In beiden Projekten wurde die Large APEX Bolometer Camera (LABOCA) dazu
eingesetzt, Sternentstehungsaktivitäten sowohl in unserer Milchstraße als auch
in frühen Epochen des Universums zu erfassen. "Es ist mir eine große Freude,
zehn Jahre Astronomie mit APEX zu feiern und die ESO ist sehr stolz darauf,
Partner in diesem Projekt zu sein. APEX ist nicht nur selbst ein erstaunlich
produktives Teleskop, sondern es ist auch eine tolle Ergänzung von ALMA, seinem
jüngeren Nachbarn auf der Chajnantor-Plateau", betont Tim de Zeeuw.
Das Projekt APEX wurde von Karl Menten, Direktor und Leiter der
Forschungsabteilung "Millimeter- und Submillimeterastronomie" am MPIfR, ins
Leben gerufen. "Ich bin tief beeindruckt von der Leidenschaft und Hingabe, die
schließlich zur Konstruktion und zum Aufbau von APEX im Jahr 2003 führten. Von
Beginn an hat APEX seine wichtige Rolle bei der Erforschung des Südhimmels
gezeigt", so Stratmann.
"Von Anfang an hat uns APEX phantastische Daten geliefert", erinnert sich Menten.
"Und nun, nach zehn Jahren Forschung, spielt es weiterhin eine wichtige Rolle
nicht nur als Pfadfinder, sondern auch als ein Instrument, welches sowohl das
ALMA-Interferometer als auch das Flugzeug-Observatorium SOFIA hervorragend
ergänzt."
"Vom Standpunkt des Ingenieurs aus betrachtet, ist APEX ein großer Erfolg und
hat von Anfang an unsere Erwartungen übertroffen", betont Rolf Güsten vom MPIfR.
"Innerhalb der letzten zehn Jahre haben wir die Leistung des Teleskops stetig
verbessert. Zum heutigen Zeitpunkt arbeiten wir mit hochmodernen Empfängern und
Kamerasystemen an vorderster Front der Submillimeter-Astronomie."
Die kontinuierliche Weiterentwicklung von innovativer Technologie und damit der
Eröffnung von neuen wissenschaftlichen Möglichkeiten war schon immer ein
integraler Teil der Philosophie dieses Projekts. "Die Zusammenarbeit während der
vergangenen 10 Jahre zwischen drei sehr unterschiedlichen
Forschungseinrichtungen hat außergewöhnlich gut funktioniert, wobei jeder der
Partner seine individuellen Stärken in das Projekt einbringen konnte. APEX hat
eine vielversprechende Zukunft, sowohl als eigenständiges Forschungsinstrument,
als auch in Ergänzung zu Beobachtungen mit ALMA", so Conway.
Mit der offiziellen Einweihung von ALMA, so die Meinung der beteiligten
Forscher, ist die Bedeutung von APEX sogar nochmals gestiegen, wobei APEX das
komplementäre Instrument zu dem hochauflösenden Interferometer darstellt, mit
dem die großräumige Struktur kosmischer Molekülwolken erfasst werden kann,
woraus sich dann Zielobjekte für detaillierte Studien mit ALMA
herauskristallisieren. "Was auch immer mit APEX aufgespürt wird, kann
anschließend mit ALMA in phantastischer Präzision kartiert werden", erläutert
Menten. "APEX ist in der Tat ein Pfadfinder."
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