Vorfreude auf den Halloween-Asteroiden
von Stefan Deiters astronews.com
28. Oktober 2015
Astronomen haben einen ganz besonderen Grund, sich auf den
31. Oktober zu freuen: An Halloween nämlich wird ein rund 400 Meter
durchmessender Asteroid die Erde in einer Entfernung von rund 480.000 Kilometern
passieren. Für die Forscher ist dies eine willkommene Gelegenheit, einen solchen
Brocken einmal aus der Nähe zu betrachten, um mehr über erdnahe Asteroiden zu
lernen.
Der Asteroid 2015 TB145 wird die Erde am 31.
Oktober 2015 in sicherem Abstand passieren.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
In den Medien wird er einfach nur der "Halloween-Asteroid" genannt, doch fürchten
braucht man sich vor 2015 TB145 nicht: Der etwa 400 Meter durchmessende Brocken
wird die Erde am 31. Oktober in einem sicheren Abstand von 480.000 Kilometern
passieren und damit etwas weiter entfernt bleiben, als der Mond von der Erde.
Der Asteroid wurde erst am 10. Oktober 2015 vom Pan-STARRS-1-Teleskop auf Hawaii
entdeckt.
Der Vorüberflug am Wochenende ist unter den Passagen der bislang bekannten erdnahen
Asteroiden dieser Größenklasse schon etwas Besonders: Nur der etwa 800 Meter
durchmessende Asteroid 1999 AN10 wird der Erde im August 2027 noch etwas näher
kommen.
"Die Bahn von 2015 TB145 ist gut verstanden", beruhigt Paul Chordas vom Center for
Near Earth Object Studies am Jet Propulsion Laboratory der NASA.
Mit bloßem Auge wird der Asteroid bei seinem Vorüberflug aber trotz der geringen
Entfernung nicht zu sehen sein: "Obwohl er für astronomische Verhältnisse uns
recht nahe kommt, rechnen wir damit, dass er sehr lichtschwach sein wird. Man
benötigt also mindestens ein kleines Teleskop, um ihn sehen zu können."
Der gravitative Einfluss des Asteroiden auf den Mond oder die Erde wird dabei so
gering sein, dass die Experten mit keinen messbaren Effekten rechnen. Die
relative Nähe des Brockens ist aber eine willkommene Gelegenheit für die
Wissenschaftler, mehr über erdnahe Asteroiden zu lernen. Es ist nämlich nicht
auszuschließen, dass man irgendwann einen Asteroiden entdeckt, der sich auf
Kollisionskurs mit der Erde befindet. Dann sollte man möglichst umfangreiche
Kenntnisse über diese Objekte haben, um wirkungsvolle Gegenmaßnahmen ergreifen
zu können.
"Die dichte Annäherung von 2015 TB145 auf nur etwa die 1,3-fache Mondentfernung
bedeutet zusammen mit seiner Größe, dass es sich wohl für einige Jahre um den
besten Asteroiden für Radarbeobachtungen handeln dürfte", so Lance Benner vom
Jet Propulsion Laboratory, der das Asteroiden-Radarforschungsprogramm
der NASA leitet. "Wir planen den Test von neuen Beobachtungsmöglichkeiten,
wodurch wir erstmals Radarbilder mit einer Auflösung von zwei Metern erhalten
sollten, die unerreicht detailliert sind."
Dazu senden die Forscher mithilfe einer 34-Meter-Antenne im kalifornischen
Goldstone Radiowellen in Richtung des Asteroiden. Die Reflexionen dieser Wellen
werden dann vom Green Bank Telescope in Virginia und am Arecibo
Observatory in Puerto Rico aufgefangen. Auf diese Weise hoffen die
Wissenschaftler eine Auflösung von bis zu zwei Metern pro Bildpunkt zu
erreichen.
"Die Bahn des Asteroiden ist sehr langgestreckt und besitzt eine hohe
Inklination zur Ebene der Planeten im Sonnensystem", so Benner. "Bei so einem
einmaligen Orbit stellt man sich - auch angesichts der hohen
Vorüberfluggeschwindigkeit von 35 Kilometern pro Sekunde - die Frage, ob es sich
nicht vielleicht um eine Art Komet handelt. Es wäre dann das erste Mal, dass
das Goldstone-Radar einen Kometen mit so geringem Abstand beobachtet hat."
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