Wiedersehen mit dem Cirrusnebel
von Stefan Deiters astronews.com
25. September 2015
Der Cirrusnebel gehört zu den bekanntesten
Supernova-Überresten und befindet sich rund 2.100 Lichtjahre von der Erde
entfernt im Sternbild Schwan. Das Weltraumteleskop Hubble hat
Teilbereiche des Cirrusnebels wiederholt anvisiert. Jetzt veröffentlichte die
ESA erneut eine Ansicht des Nebels, die mit der modernsten Kamera des Teleskops
aufgenommen wurde.
Der neue Hubble-Blick auf einen kleinen
Teilbereich des Cirrusnebels.
Bild: NASA, ESA, Hubble Heritage Team [Großansicht] |
Das gestern von der europäischen Weltraumagentur ESA veröffentlichte Bild zeigt
einen Teilbereich des sogenannten Cirrusnebels, der auch unter der Bezeichnung
Schleiernebel oder im Englischen als Veil Nebula bekannt ist. Er ist
der Überrest des explosiven Endes eines Sterns mit der etwa 20-fachen Masse
unserer Sonne. Die Explosion ereignete sich vor etwa 8.000 Jahren. Der
Cirrusnebel liegt im Sternbild Schwan, durchmisst insgesamt rund 110 Lichtjahre
und ist 2.100 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Der Nebel selbst ist so groß, dass mithilfe des Weltraumteleskops Hubble
nur jeweils kleine Teilbereiche untersucht werden können. Schon 1997 wurde der
Cirrusnebel mit der Wide Field and Planetary Camera 2 anvisiert. Jetzt
haben Astronomen den Bereich noch einmal mit der Wide Field Camera 3
beobachtet, die während der letzten Wartungsmission zu Hubble montiert
worden war.
Die neue Ansicht besticht durch faszinierende Details des Nebels und macht
zahlreiche Strukturen im Gas sichtbar - insbesondere die schwach rötlich
leuchtenden Filamente aus Wasserstoff, die sich durch die das Bild dominierenden
hellen Strukturen winden. Hier lässt sich durch den Vergleich mit den 18 Jahre
alten Beobachtungen sogar eine Bewegung dieser Filamente feststellen.
Die Astronomen vermuten, dass der Stern, bevor er explodierte, einen starken
stellaren Wind in seine Umgebung geblasen und dadurch für einen großen Leerraum
in dem ihn umgebenden Gas gesorgt hat. Als nun der Stern explodierte und sich
die Stoßwelle der Supernova ausbreitete, traf diese irgendwann auf den Rand
dieses Leerraums. So entstanden die heute sichtbaren Strukturen.
Zur Bildung von hellen Filamenten kam es, als die Stoßwelle auf relativ
dichte Bereiche der Begrenzung des Hohlraums traf, schwächere Strukturen sind
dort zu sehen, wo sich nur wenig Material fand. Die Stoßwelle breitet sich mit
einer Geschwindigkeit von 1,5 Millionen Kilometern pro Stunde aus.
Die verschiedenen Farben des Nebels erklären sich durch unterschiedliche
Temperaturen und Dichten der verschiedenen chemischen Elemente. Die Farben
dienen auf dem Bild allein der Unterscheidung der unterschiedlichen Arten von
Gas und stellen nicht die tatsächlichen Farben des Nebels dar.
Der von Hubble hier erneut ins Visier genommene Teilbereich des Cirrusnebels
trägt auch eine eigene Katalognummer: NGC 6960. Er ist im englischen Sprachraum
auch als Witch's Broom Nebula - also Hexenbesennebel - bekannt.
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